Antrittsbesuch bei Bischof Reinhart Guib
Bundesvorsitzende Herta Daniel verband Ihren Antrittsbesuch bei Bischof Reinhart Guib mit der Teilnahme an der "Begegnung auf dem Huetplatz" in Hermannstadt, bei der sie unseren Verband vertrat. Bei diesem Gespräch im Bischofspalais war auch Hauptanwalt Friedrich Gunesch anwesend. Es wurden für beide Seiten wichtige Themen angesprochen, wie z.B. Restitution, Erhalt der Kirchenburgenlandschaft, Unterricht in deutscher Sprache.
Bischof Guib dankte unserem Verband für den Arbeitsplatz in unserer Geschäftsstelle in München, der Dr. Stefan Cosoroaba zur Verfügung steht. Im Rahmen des 2011 eingerichteten Referates für institutionelle Kooperation und Zusammenarbeit der EKR ist er hier tätig. Dies sei ein segensreiches Projekt der Vernetzung zur Stärkung und Verbesserung der Beziehungen zu den ehemaligen Gemeindegliedern aus Siebenbürgen und man wolle ansuchen, es für die nächsten zwei Jahre weiterzuführen. Die Bundesvorsitzende versprach, sich dafür einzusetzen.
Zusammengehörigkeit
Es wurde besprochen, einen regen Informationsaustausch anzustreben, um auf www.evang.ro, in den kirchlichen Blättern und in der Siebenbürgischen Zeitung Aktuelles zu veröffentlichen. Damit solle noch deutlicher gemacht werden, dass wir, die EKR und unser Verband, eine Gemeinschaft bilden und zusammengehören.
Im Sinne dieser Deutlichmachung der Zusammengehörigkeit der evangelischen Kirche in Rumänien und des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland soll das Projekt zwölf Apfelbäumchen in Kooperation und mit Förderung unseres Verbandes durchgeführt werden. Als Auftakt wird am 8. und 9. Oktober 2016 in Laibach (Ljubljana ) nach einem Gottesdienst das erste Apfelbäumchen gepflanzt und somit ein historischer Bogen geschlossen: Der erste Bischof der Siebenbürger Sachsen, Paul Wiener, kam aus Laibach. Die weiteren Apfelbäumchen werden im Laufe der nächsten Zeit an verschiedenen für die Siebenbürger Sachsen relevanten Orten gepflanzt, zum Beispiel 2017 in Augsburg, um so in ganz Europa näher zusammen zu rücken und unsere gemeinsamen Werte in Europa, die durch die Verbundenheit der Siebenbürger Sachsen zur Kirche stark geprägt waren und sind, zum Ausdruck zu bringen.
Bischof Guib und Hauptanwalt Gunesch waren an einem Sachstandsbericht über das Siebenbürgische Kulturzentrum Schloss Horneck sehr interessiert. Die Bundesvorsitzende dankte für die Unterstützung der evangelischen Kirche bei der Rettungsaktion dieser Schlossimmobilie.
Restitution
Auf Nachfrage von Herta Daniel stellte sich heraus, dass die Restitution von im Kommunismus widerrechtlich enteignetem Kirchenbesitzes noch nicht abgeschlossen sei und noch viele Fälle einer Erledigung harren. Dies haben die Vertreter unseres Verbandes bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Gesprächen mit rumänischen aber auch deutschen Politikern angebracht und werden es auch ich Zukunft tun.
Kirchenburgen
Uns allen ist der Erhalt der Kirchenburgenlandschaft ein wichtiges Anliegen. Die in Siebenbürgen gegründete Stiftung Kirchenburgen hat zum Ziel, die Strategie zur Erhaltung, Sanierung und Nutzung der Kirchenburgen auszuarbeiten, Prioritäten der Konservierungs- und Restaurationsarbeiten festzulegen und die notwendigen Mittel hierfür zu requirieren. Die Schirmherrschaft über diese Stiftung haben der Deutsche Bundespräsident gemeinsam mit dem rumänischen Präsidenten übernommen. Ein Antrag beim BKM zur Finanzierung von Sofortmaßnahmen von bis zu 20 Kirchenburgen ist in Arbeit, einen ähnlichen für zehn Kirchenburgen sei bereits eingereicht.
Bildungsfragen
In Siebenbürgen findet zweimal jährlich ein Dialog Forum zwischen Kirche und dem DFDR zum Austausch und gegenseitiger Unterstützung statt. So unterstützt beispielsweise die evangelische Kirche das DFDR in Bildungsfragen. Auch wenn die Minderheitenpolitik Rumäniens lobenswert ist, gibt es Kritikpunkte: so sind zum Beispiel nach wie vor zu wenig Schulbücher in deutscher Sprache vorhanden, was von Verbandsseite schon mehrfach bei rumänischen Politikern oder im Rahmen der deutsch-rumänischen Regierungskommission moniert wurde. Der evangelischen Kirche in Rumänien ist die Bildung in deutscher Sprache ein wichtiges Anliegen, Bischof Guib hob die Bedeutung der Fördergelder aus Deutschland für deutsche Lehrer in Rumänien hervor. (diese Zeitung berichtete) Zurzeit stimme die Qualität des deutschsprachigen Unterrichts in Rumänien nicht mehr. Um diesem Abwärtstrend entgegenzuwirken, seien Unterstützungen für die Ausbildung von Lehrkräften für den deutschen Unterricht nötig. Für den Germanistik- und Pädagogik Studiengang in Hermannstadt seien unter bestimmten Voraussetzungen Stipendien möglich. Bischof Guib sieht die Notwendigkeit eines langfristigen Programms auf breiter Finanzierungsbasis, um diese Art von Studium für Studenten und den anschließenden Lehrerberuf in deutscher Unterrichtssprache so attraktiv zu gestalten, dass mehr Interesse als derzeit bewirkt wird. Nur auf diese Art könne unser beider Anliegen (evangelische Kirche und siebenbürgische-sächsische Gemeinschaft) die deutsche Sprache, unsere Kultur und unsere Werte in Siebenbürgen in die nächsten Generationen getragen werden. Es wurde gemeinsames Werben, zum Beispiel auch in der Siebenbürgischen Zeitung ins Auge gefasst, um bereits ausgebildete Fachkräfte aber auch Studenten zu suchen. Erfreulicherweise füllen bereits einige Rückkehrer unter unseren Landsleuten diesbezügliche Lücken. Die Träger der im Entstehen begriffenen deutschen Schule sind evangelische Kirche, eine Stiftung, der Deutsche Wirtschafts Club in Rumänien, die Landeskirche, Sponsoren und Spender. Diese Schule soll die Schultradition der Evangelischen Kirche A.B. in Siebenbürgen fortsetzen. (Diese Zeitung berichtete) Der Besuch dieser Schule soll durch finanzielle Unterstützung auch Kindern möglich werden, deren Eltern sich die Kosten nicht leisten können. In den nächsten Jahren hoffe man auf Lehrer-Entsendungs-Programme, um im Sinne der evangelischen Kirche den jungen Menschen die deutsche Sprache, unsere Kultur und unsere Werte zu vermitteln.
Dieses Gespräch, das in sehr angenehmer und freundschaftlicher Atmosphäre geführt wurde, machte deutlich, dass sowohl der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland als auch die Heimatortgemeinschaften für die evangelische Kirche in Siebenbürgen sehr wichtig sind, was umgekehrt genauso der Fall ist. Es wurde besprochen die zukünftige Zusammenarbeit zu intensivieren.
Herta Daniel