Auf ein Wort, anstelle eines Aufrufs!


Referendumsdebatte: ein Wort, anstelle eines Aufrufs

Die Frage nach einem Aufruf der EKR zu dem am 6-7.Oktober stattfindenden Referendum für die Ehe zwischen Mann und Frau wird uns diese Tage öfters gestellt. - Zunächst ist festzuhalten, dass es einen „offiziellen Standpunkt“ der EKR dazu nicht geben wird, da dies der Landeskirchenversammlung als höchstes Organ zusteht, die aber erst im November zusammentritt. Auch hat sich die Kirche bislang zu Volksabstimmungen nie berufen gefühlt sich zu äußern.

Da es diesmal auch um ein kirchlich relevantes Thema geht lesen Sie weiter unten das Wort des Präsidiums der EKR.

Auf ein Wort, anstelle eines Aufrufs!

Verehrte Verantwortungsträger der Kirche und unserer Gemeinschaft, liebe Schwestern und Brüder,

zwei Grundgedanken teilen wir gerne mit Euch: 

1. Ausschließlich positive Gründe sprechen für die Ehe als Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau.

Biblisch und theologisch ist die Sachlage eindeutig. Gott der Schöpfer, Gott der Sohn und die Apostel, vom Geist Gottes beseelt, sehen darin eine Schöpfung und Ordnung Gottes, die vom Menschen wertgeachtet und in Ehren gehalten werden soll. Gottes Willen wird für uns Menschen erkennbar. Eine Welt ohne diese gute Ordnung Gottes ist undenkbar. Sie ist das Fundament für die christliche Gesellschaft und ist für uns unantastbar. Die EKR lehrt, lebt und verkündet diese gute und lebensfördernde Ordnung Gottes, ohne „wenn“ und „aber“. 

2. Wichtige negative Gründe sprechen aber für eine Nichtteilnahme am Referendum.

Die Ehe wird nicht infrage gestellt und muss nicht verteidigt werden. Auch ein Referendum wird keine wesentliche Änderung herbeiführen. Die Ehe ist und bleibt verankert im Zivilgesetzbuch. Die Parlamentsmehrheit und Regierung lenkt das Augenmerk auf ein Scheinthema. Ziel ist von ihrer Korruption, Rechtsbeugung, Vetternwirtschaft, Demokratie- und EU-Feindlichkeit abzulenken. Sie missbraucht die Gläubigkeit der rumänischen Bevölkerung, um sich als Heil- und Wohlstandsretter des Landes anzupreisen. Sie polarisiert und politisiert eine christliche Initiative, um ihre politischen Gegner zu diskreditieren. Sie nimmt eine Spaltung der religiösen christlichen Bevölkerung in Kauf. Populistische, nationalistische, diktatorische  Parolen werden propagiert, die einer Kirche nicht würdig sind. Dafür ist unsere Kirche jedenfalls zu schade. Der Bekennermut ist nicht auf der Seite derer zu finden, die mit der großen Mehrheit mitheulen und sich manipulieren lassen. Der Bekennermut ist da zu finden, wo gesagt wird, „so nicht!“ Eine Kirche mit Rückgrat, dazu ist die EKR berufen. Erinnert euch an unsere Landeskirchenversammlung-Stellungnahmen gegen Umweltzerstörung mit Zyanid oder Fracking oder für die Flüchtlinge. Unsere Kirche sehen wir nach Möglichkeiten suchen, die Ehen und Familien seelsorgerlich zu begleiten. Im Einsatz gegen das Auseinandergehen, Auswandern  und sich vom Glauben entfernen von Ehen und Familien. Im Fördern von Bildung und Aufklärung, Beschäftigung und Sinnhaftigkeit mit Glauben und Initiative, Phantasie und Kreativität zu unterstützen. 

Als deutschsprachige Kirche sind wir Teil der Deutschen Minderheit. Wir sind die einzige Minderheit, die konstituierendes Mitglied bei der Gründung des Großen Rumänien 1918 war. Wir sind die Minderheit, die seit geraumer Zeit von Regierungsvertretern und parlamentarischer Mehrheit verleumdet und kontinuierlich, besonders in der Bildungsarbeit, behindert und kolportiert wird. Seit Januar d.J. warten wir auf eine Antwort des rumänischen Parlaments und der Orthodoxen Kirche zum Tag der Glaubensfreiheit und den Werten von Glaubens- und Meinungsfreiheit wie Toleranz. Ein Referendum wird in einigen Wochen durchgezogen. Was vor 450 Jahren in Thorenburg möglich war, wird heute einfach ignoriert. Es stellt sich die Frage nach den wahren Werten und einer Ökumene über das Papier hinaus. Wir stehen für unseren Glauben, wie für Freiheit und Toleranz gegenüber Minderheiten. 

Dem Aufruf des Apostel Paulus aus 1.Thess.5,21: „Prüft aber alles und das Gute behaltet,“ folgend halten wir fest, dass die EKR die Ehe und Familie schützt, wertschätzt und fördert.    Ein Referendum, das von einer diktatorischen und zerstörerisch wirkenden Macht betrieben wird und die elementarsten demokratischen, menschenwürdigenden Werte missachtet, kann sie nicht fördern. 

In evangelischer Freiheit und im Jahr der Evangelischen Freiheit in der EKR, ist jede/r nach bestem Wissen und Gewissen frei an dem Referendum teilzunehmen oder nicht. 

Mit Segenswünschen

Bischof Reinhart Guib 

Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli 

Landeskirchenkurator Friedrich Philippi