"Auf was kann ich mich verlassen, auf was nicht?"


Bezirksdechant Stpfr. Bruno Fröhlich (Bild: zVg)

Geistliches Wort für Mittwoch nach Quasimodogeniti zu Losung und Lehrtext des Tages -  von Bezirksdechant Pfarrer Bruno Fröhlich

„Ich schwor dir’s und schloss mit dir einen Bund, spricht Gott der HERR, und du wurdest mein.“ (Hesekiel 16,8) sowie „Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus.“ (Galater 3,26)

Im Grunde genommen baut das ganze Leben in dieser Welt - und sogar die Wirtschaft von der oft gesagt wird, dass sie ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten bzw. der „unsichtbaren Hand des Marktes“ folgt - auf Vertrauen. Das „liebe“ Geld hat keinen Wert an sich, sondern sein Wert liegt darin begründet, dass jene die es verwenden sich (in der Regel) dessen sicher sein können, dass die dahinterstehende Notenbank eine seriöse Institution ist, der man sein volles Vertrauen schenken kann. Die Notenbank ihrerseits muss immer die jeweilige Wirtschaftsleistung des Landes, in dessen Auftrag sie handelt - und noch eine ganze Reihe von anderen Parametern -, genau im Blick haben, um den realen Wert des Geldes durch Inflationsraten und andere Mechanismen ständig zu korrigieren. Auch wenn das was Noten-Bänker oder Wirtschaftsfachleute tun, ganz kompliziert ist, reduziert es sich im Grunde genommen auf das, was wir im Alltag genau so erfahren: wir leben von Verträgen und Versprechen, die wir miteinander schließen oder die wir uns gegenseitig geben. Und wir sind darauf angewiesen zu glauben, dass der andere seinen Part einhält. Aber wir sind auch verpflichtet das Unsere zu tun.

Krisenzeiten unterscheiden sich dadurch von normalen Zeiten, dass solche Verträge oder Versprechen ganz oder teilweise außer Kraft gesetzt sind. Die Verantwortung oder die Schuld dafür liegt manchmal bei beiden Vertragspartnern, manchmal bei einem und manchmal wiederum bei gar keinem, sondern ganz anderswo. Ein ganz praktisches und schmerzhaftes Beispiel habe ich jetzt vor Augen: die Kirchengemeinde Schäßburg hat sechs Angestellte, welche die Kirchenführungen in der Berg- und Klosterkirche bis jetzt gemacht haben. Plötzlich ist der Dienst dieser Menschen nicht mehr notwendig (hoffentlich nicht zu lange!). Als Verantwortliche der Kirchengemeinde mussten wir sie in die zeitweilige Arbeitslosigkeit, den „şomaj tehnic“, entlassen. Das wollte niemand; weder die Angestellten selber, noch das Presbyterium als Arbeitgeber. Aber die zurzeit eingebrochene Tourismusbranche ließ keine andere Möglichkeit zu.

Worauf ich hinaus will, ist folgendes: auch wenn der Mensch - in jedem beliebigen Bereich des Lebens - allergrößte Sicherheitsvorkehrungen trifft, muss er davon ausgehen, dass wann immer ein Moment kommen kann, in dem diese nichts nützen. Es scheint so zu sein, dass wir gerade einen solchen Moment erleben.

Es gibt Menschen, für die ist der Glaube an Gott ein Nonsens. Bemerkenswerter Weise klammern sich solche Leute fest an Dinge dieser Welt. In normalen Zeiten, kann man solchen Menschen mit geistlichen Argumenten kaum erreichen. Was ist aber wenn all das, was diese Welt anbietet oder zumindest ein Teil dessen, was als felsenfest sicher geglaubt wurde, sich in Wohlgefallen auflöst? Dann hat der Glaube an und das Vertrauen auf Gott, plötzlich einen neuen Sinn. Nein, nicht irgendeinen Sinn, sondern den Sinn schlechthin. Sowohl vom menschlichen Gefühl her, als auch von der theologischen Verortung, ist es für den Menschen eine wichtige Sache: zu wissen, auf wen er sich verlassen kann, wenn alles andere zusammenbricht.

Bemerkenswerter Weise – so finden wir es im Alten Testament öfters vor – schwört Gott seinem Volk einen Bund, ohne auf den Gegenschwur zu warten; ER hat diesen Gegenschwur wohl auch nicht nötig. In der Verbannung in Babylon, es muss auch kein Zuckerschlecken gewesen sein, erfährt der Prophet Hesekiel: „Ich schwor dir’s und schloss mit dir einen Bund, spricht Gott der HERR, und du wurdest mein.“

Wir befinden uns in der österlichen Freudenzeit, deren zentraler Verkündigungsinhalt die Auferstehung ist. Der Wert dieses Ereignisses liegt nicht darin begründet, dass irgendwo und irgendwann einmal ein Wunder geschah. Der Wert der Auferstehung – hier und jetzt – liegt darin, dass sie für den geschah, der daran glaubt: „Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus.“

Im Gegensatz zu den Verträgen und Versprechen dieser Welt, ist die Zusage des Bundesschlusses Gottes an den der glaubt, unverrückbar. Und sie ist es sogar dann, wenn der Glaubende selber aus diesem Bunde herausfällt, verschuldet oder unverschuldet. Wenn das kein Trost in Krisenzeiten ist!
Gesegnete Woche!

Pfarrer Dr. Bruno Fröhlich

Choral 344:Weicht ihr Berge, fallt ihr Hügel