Bischöflicher Neujahrsempfang der EKR


EKR-Hauptanwalt Friedrich Gunesch überreicht Henriette Guib einen Strauß Blumen. Rechts: Bischof Reinhart Guib (Bild: Thomas Șindilariu)

Am 10. Januar 2025 fand der traditionelle Bischöfliche Neujahrsemfang der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) im Hermannstädter Bischofspalais statt. Gastgeber Bischof Reinhart Guib, der noch vor einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte, begrüßte in diesem Jahr wieder persönlich die zahlreich erschienenen Gäste. An dieser Stelle dürfen wir sein Grußwort veröffentlichen:

Gruß und Wunsch

Hohe Gäste, verehrte Partner, geschätzte Freunde, liebe Weggefährten!

Ich werfe meine Freude und meinen Dank wie Vögel an den Himmel. - Welch eine Wonne Euch hier auf Erden wiederzusehen, im Jahr des Herrn 2025. Für viele unter euch ist das Jahr 2024 wohl wie eine Sternschnuppe schnell vergangen. Was ist da nicht alles gewesen: 800 Jahre Andreanum und das 2.Große Sachsentreffen, die Wahlerfolge des Forums auf lokaler-, Kreis- und Landesebene, mehrere Kirchenburgen-Einweihungen und die Bischofshausrenovierung, die 175 Jahre Carl Wolff-Geburtstagsfeier, die 50 Jahre Evangelisches Gesangbuch und 20 Jahre Landeskirchliches Archiv, die 30 Jahre Frauenordination und die Vollversammlung der GEKE in Hermannstadt und mancherlei weitere gemeinschaftliche und persönliche, fröhliche und traurige Ereignisse dazu. Für einen, wie mich, ein langes Jahr 2024, wie ein verlöschender und dann wieder aufflimmender Stern, der sich am Himmelszelt auf die Suche begibt nach neuer Leuchtkraft.

So begegnen wir Anfang 2025 einander, als Einzelne mit unserer eigenen Geschichte und doch als Freunde und Weggefährten und mehr noch als Gemeinschaft. Ich freue mich euch in die Augen sehen zu können. Und ich wünsche euch was: Ich wünsch Euch vor allem Gesundheit an Leib und Seele. Sie kann von jetzt auf gleich auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Oder ist doch nur mit großen Anstrengungen, schweren Prüfungen und in langwieriger Kleinarbeit an sich selbst als zerbrechliche Gabe wieder zu umarmen. Ich wünsch euch in allem Vertrauen und Zuversicht, dass der Herr über Sonne, Mond und Sterne unsere Welt noch lange erleuchtet und auch deinen und meinen Stern zum Leuchten bringt.   Der Stern den ihr beim Eingang empfangen habt möge mit seiner im Innern schützenden Botschaft euch denn darin bestärken. Lasst uns den Stern öffnen, die Botschaft an uns lesen und im Herzen bewegen und wieder einfalten und als einen Schatz mitnehmen ins Jahr. Ich wünsche euch durch alles was kommen mag mit Würde und Güte zu schreiten. Und ich wünsche euch über allem, dass der Stern der über dem Stall vom Bethelehem den Himmel erleuchtete, weit mehr als dieser Stern hier (nach oben zeigen), dass der dort geborene Christus in unseren Herzen Raum gewinnt, in unseren Ereignissen Platz findet, in unseren Ansichten und Aussichten unterkommt und in unseren menschlichen Irrtümern dem Herrn im Himmel ein Lächeln entlockt. Das wünsch ich euch zum selgen neuen Jahre.

Lassen wir uns nun mitnehmen vom Jahreslosung-Kanon, vertont  von unserem Musikwart Jürg Leutert und angeleitet von Pfarrer Gerhard Servatius-Depner.

Dank und Ausblick

Liebe Freunde, werte Gemeinschaft!

Die Jahreslosung leuchtet wie der Polarstern hell auf. Eine tiefe Erkenntnis bekommen wir mit auf den Weg durchs Jahr 2025: „Prüft alles und behaltet das Gute.“ (1.Thess.5,21)

Ich denke da an den Sternenkranz der EU und das alle EU-Staaten verbindende Gut der Demokratie und an das Gute der Demokratie. Erst durch ihre starke Gefährdung merken wir wie unendlich wichtig, unaufgebbar wertvoll sie ist, wie der Augapfel, kostbar und verwundbar zugleich, so sehr wertvoll dass ich, dass wir, uns 2025 mit unserer Wahlstimme, ja mit Leib und Seele dafür einsetzen sollten. Denn das Jahr 2024 hat uns gezeigt, und das auf Welt-, europäischer-, nationaler-, wie persönlicher Ebene - nichts ist ein Selbstläufer, nichts ist selbstverständlich.

Noch bevor die Wahlen in Österreich, in der Moldau, der USA und Rumänien stattfanden nahm unser Landeskonsistorium die Anregung des Bischofs wahr, in Anlehnung an eines der Themen der GEKE, in Vorahnung vielleicht, sich dem Thema „Kirche und Demokratie“ zu stellen.

Ich danke allen 12 Aposteln und Apostelinnen der Demokratie die in unserem heurigen landeskirchlichen Kalender erste Spuren ihres Demokratieverständnisses hinterlassen haben. Weitere sind schon im Werden und werden folgen, jede in ihrer Art. Mögen wir auch zu denen gehören die das Gute bewahren und fördern. Dazu gehört auch unsere Gemeinschaft die wie ein Acker ist der schon die Kraft der Zukunft in sich trägt. Daran zu glauben und dafür gemeinsam zu wirken, mit den Kräften die uns geschenkt sind, lade ich ein.

Was steht uns bevor 2025 - 30 Jahre Frauenarbeit, 50 Jahre WGT im März, gemeinsame Ostern und Pfingsten, 1700 Jahre Erstes ökumenisches Konzil in Nicäa – sie wollen begangen, gefeiert werden, hoffentlich zusammen und nicht getrennt. Neben diesen gemeinschaftlichen und Gott gebe auch persönlichen Sternstunden darf auch die Trauer ihren Platz einnehmen, bei denen die einen lieben Menschen 2024 verloren haben und in diesem Januar auch unsere kollektive Trauer beim Gedenken der 80 Jahre seit der Deportation in die Sowjetunion von 70.000 Deutschen aus Rumänien, rund die Hälfte aus unserer Kirche.

Erinnerung – Mahnung – Fürbitte – Sehnsucht nach Frieden werden wieder wach, wie seit dem 22. Februar 2022. Und die Dankbarkeit für Bewahrung und das Dennoch des Weitergehens bekommen Nahrung zum Wachsen.

Einen Stern der Dankbarkeit möchte ich mit diesem Stern auch persönlich entzündet haben, für den eigentlichen Herrn der Welt, gerade weil sich andere als solchen aufspielen, für den Herrn des Lebens, der mir einen Neubeginn geschenkt hat; für die Ärzte, Ärztinnen und Schwestern die mich wiederbelebt und bis hierher medizinisch begleitet haben und es wohl auch weiterhin tun; für die Genesungswünsche und Gebete die Ihr, Mitarbeitende, Freunde, Partner und gute Bekannte mir zugedacht und mich mitgetragen habt seit dem 5.Dezember 2023; für die heute von Herzen ausgesprochenen Neujahrswünsche die ihr in Wort, Bild und Musik mit mir, mit uns allen geteilt habt; für euer Da-Sein und euren ganzen Einsatz für unsere Gemeinschaft; für die erfahrene Unterstützung der Ruhegehalts- und Unterstützungskasse unserer Kirche und den Partnern in der Rehabilitationsphase; für die aufopfernde Liebe des kleinen Kreises der Familie, der inzwischen gewachsen ist, und besonders für meine liebe Frau.

Mit Freude und Dankbarkeit trete ich nun wieder auch in den großen Kreis, den Kreis unserer Gemeinschaft, und das von Angesicht zu Angesicht.

Ihr Lieben, der Stern steht für Christus, für das Licht und die Wegweisung in der Dunkelheit, für Hoffnung in schweren Zeiten, für die Ewigkeit im Angesicht der Vergänglichkeit. Lassen wir uns davon berühren und schenken wir davon weiter. In diesem Sinne euch und euren Lieben, unserer grenzübergreifenden Gemeinschaft, uns allen, ein gesegnetes Neues Jahr 2025!

Reinhart Guib, Bischof der EKR