Bischofsbesuch in Râmnicu Vâlcea und Craiova
Am 1. und 2. Februar besuchte Bischof Reinhart Guib in Begleitung von Landeskirchenkurator Prof. Friedrich Philippi die beiden Diasporagemeinden in der Kleinen Walachei (Oltenien) in Râmnicu Vâlcea und Craiova. Diese südwestlichen Gemeinden setzen sich aus rund fünfzig Seelen zusammen und werden vom Hermannstädter Kirchenbezirk durch Pfarrer Klaus Untch betreut. Im Folgenden geben wir den Text der Begrüßungsrede von Frau Kuratorin Erika Pretorian (Râmnicu Vâlcea) wieder:
Hochwürdiger Herr Bischof, geehrter Herr Landeskirchenkurator, liebe Mitglieder unserer Gemeinde!
Im Namen der Gemeindemitglieder heißen wir Sie herzlich willkommen in unserer Gemeinde in Râmnicu Vâlcea und bedanken uns für Ihre Mühe, sich auch bei diesem strengen Winterwetter auf den Weg gemacht zu haben, um mit uns den heutigen Gottesdienst zu feiern. Wir hoffen, dass Sie sich auch in unserer kleinen Gemeinde wohl fühlen werden!
Um unsere Gemeinde ein wenig kennen zu lernen und um sich ein Bild über uns machen zu können, möchte ich Ihnen ein paar wichtige Ereignisse seit dem Bestehen unserer Gemeinde in Erinnerung rufen. Aus dem Leben einer Diasporagemeinde des Altreiches in Nordoltenien, wo ganz andere Probleme existieren als in Siebenbürgen.
Schon am Anfang des 19. Jahrhunderts hat sich eine immer größere Zahl von Siebenbürger Sachsen aus Hermannstadt, Mediasch, Schässburg, Kronstadt und den siebenbürgisch-sächsischen Gemeinden aus deren Nähe in Râmnicu Vâlcea niedergelassen. Hier haben sie zur Gründung der Kleinindustrie beigetragen. Zu erwähnen wäre die Müllerei (die berühmte Mühle Geltsch), die Gerberei, Leder- und Schuhwaren Schlandt, die Tischlerei sowie Holzverarbeitung, Schmieden, Apotheken und andere. Ihr Niederlassen in dieser Gegend hat zur Entwicklung des Handels, der Kleinindustrie und der Kultur beigetragen.
In Râmnicu Vâlcea gab es schon seit 1863 eine Gemeinde mit über dreihundert Glaubensgenossen. Da es aber keine finanziellen Mittel gab eine Kirche zu bauen, wurden vorerst 1864 ein Haus und ein Grundstück gekauft. Das Haus diente als Beetsaal, Schule und Pfarrwohnung. Mit Hilfe der Gustav-Adolf-Stiftung, des Oberen Kirchenrates von Berlin, des kaiserlichen deutschen Konsulates, Spenden der Mitglieder und Darlehen von anderen evangelischen Gemeinden wurde zuerst die Schule (für dreissig Kinder bis zum neunten Lebensjahr), und dann die Kirche gebaut. Die Schule hatte ihre eigene Schulordnung. Der Pfarrer war auch Lehrer für die Kinder der Gemeindeglieder. Aber nicht nur für diese, denn es wurden auch Kinder anderer Nationalitäten angenommen. Der Unterricht vollzog sich in deutscher Sprache.
Der Bau der Kirche dauerte einige Jahre: Sie wurde aus Ziegeln gebaut und das Dach wurde mit Dachziegeln gedeckt. Der Turm hat eine Höhe von 15 Metern. Die sehr wertvolle Glocke wurde von der Familie Geltsch gespendet. Der Altar und die Kanzel wurden aus geschnitzter Eiche hergestellt. Die Kirche wurde am 31. Oktober 1910 durch seine Hochwürden Herrn Bischof D. Friedrich Teutsch eingeweiht. In derselben Zeit wurde auch ein Grundstück für einen Friedhof erworben, in welchem die Gründer der Gemeinde und andere Mitglieder ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Die Zahl der Gemeindeglieder ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden und besteht vor allem aus älteren Personen, welche aber den evangelischen Glauben und die Tradition behalten und fördern wollen. In der Verantwortung dieser wenigen Gemeindeglieder sind alle Kirchengüter der Kirche geblieben, welche immer wieder gepflegt und repariert werden müssen. Allein in den letzten zwölf Jahren haben wir mit großem finanziellem Aufwand (82.300,- Lei) und mit viel Mühe, der Kirche und dem Pfarrhaus das heutige Aussehen gegeben.
Beginnend mit dem Jahr 2002 wurden folgende grosse Reparaturarbeiten und Instandsetzungen an dem Pfarrhaus, der gewesenen Schule und der Kirche durchgeführt: Reparaturen der Öfen im Pfarrhaus, Einführung von Gas in der Kanzlei, Ersetzen des Daches vom Pfarrhaus und der Schule, Einführen von Gasleitungen und Öfen in der Schule, Ersetzen aller Fenster im Pfarrhaus, Kapitalreparaturen beim Pfarrhaus sowohl außen als auch innen, Kapitalreparaturen an der Kirche (Außenfront), Anbau einer neuausgestatteten Toilette am Pfarrhaus. Um über finanzielle Mittel zu verfügen war das Pfarrhaus einige Jahre vermietet worden, Kirche und Schule werden von Andersgläubigen auf Grund von Konventionen, welche geschlossen wurden, mitgenutzt. In einem Teil der Schule hat das Deutsche Forum seinen Sitz und bezahlt eine geringe Miete dafür.
Der Friedhof wurde 1996 vom Bezirkskonsistorium Hermannstadt für 25 Jahre an eine Militäreinheit der Reservisten verpachtet. Damit ist für Ordnung und Sauberkeit am Friedhof gesorgt. Oft gab es Missverständnisse mit ihnen wegen des Geldes, das sie zu zahlen hatten, aber letztlich hat sich alles geklärt. Die Verpachtung an die Reservisten ist eine nützliche Maßnahme für den Bestand des Friedhofes, denn diese haben bisher bewiesen, dass sie mit ihren finanziellen Mitteln die Ordnung am ganzen Friedhof aufrecht erhalten können.
Gottesdienst wird in unserer Gemeinde einmal im Monat und an den kirchlichen Festtagen gefeiert, zu welchen Pfarrer Untch oder ein Vertreter kommt.
Für die Zukunft wünschen wir uns, noch mehr für unsere Gemeinde zu tun und hoffen dass es uns mit Gottes Hilfe auch gelingt.
Vielen Dank!
Erika Pretorian, Kuratorin