Dankes-Perlen der Gebetswache
Unter dem Leitvers Johannes 14, 13 Und alles, was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht wird in dem Sohn, rief die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien (EKR) die Kirchen der Stadt zur Fürbitte auf. An sieben Tagen wurde jeweils morgens, mittags und abends, insgesamt sieben Stunden täglich gebetet.
Die vier Themen der Gebetsanliegen bildeten den roten Faden: 1. der EU Gipfel in Hermannstadt, die EU Ratspräsidentschaft in Bukarest, 2. die Situation von Rumänien, 3. die EU und 4. Europa darüber hinaus. Das Motto der rumänischen Ratspräsidentschaft der „Zusammenhalt“ und die vier Prioritäten: 1. Europa der Konvergenz/Annäherung 2. Europa sicherer machen /3. Europa als globaler Akteur /4.Europa der gemeinsamen Wertewurden in die Gebete aufgenommen.
Die Orthodoxe Kirche hatte einen kraftvollen, starken Beginn morgens um 8.00, geleitet von Prof. Dr. Aurel Pavel und begleitet von Prof. Dr. Stefan Tobler.
Am folgenden Tag war der Ostersonntag der Westkirchen und die Gebetswache endete mit dem Ostersonntag der Ostkirchen. Gleich zwei Säulen der Auferstehungsfreude ragten diese Sonntage empor und umschlossen die Gebetswache in einzigartiger Weise. Das für die Karwoche typische „Betet und Wachet“ vermischte sich mit der schon angefangenen impulsiven Freude an der Auferstehung Jesu Christi und bestätigte damit immer wieder, dass dieses außerordentliche Gebetswache genau zum richtigen Zeitpunkt stattfand.
Alle Kirchen wurden von der Organisatorin Erika Klemm empfangen und begleitet.
Die für Montag angesetzte sieben Stunden Wache der Pfingstgemeinde angeführt von Pastor Asistent Petru Morosan war gut organisiert und überraschte mit
großer Offenheit und tiefem Verständnis für die Kraft der Einheit unter Christen verschiedener Kirchen. Abends erfreute ein vierstimmiger Jugendchor, die sechzig Jugendlichen begeisterten Teilnehmer der Gebetswache. Auch am Dienstag wurde die Gebetswache der Baptisten volle sieben Stunden mit viel Ernst, Ausdauer und Treue ausgeführt. Angeleitet von zwei Baptistenpastoren Sorin Capatana und Beni Seican kamen viele erfahrene Beter in den für sie neuen Raum der Johanniskirche. Abends gab es einen fruchtbaren Austausch von Gebetsanliegen mit Dechant Junesch von der gastgebenden Kirche.
Das gemeinsame Anliegen für unsere Stadt, unser Land und unser Europa einzustehen, waren die einigenden Elemente. Also eine direkte Umsetzung der Worte: Johannes 17, 20 "Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, 21 damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast."
Mit der Griechisch-katholischen Kirche kam am Mittwoch morgen der junge Priester Domsa mit zwanzig betenden Frauen, die voller Freude ihre Liturgie verbunden mit den Gebetsanliegen ausfüllten. Für Domsa war dies bereits der dritte liturgische Gebetsdienst, denn er führt sechs Tage in der Woche jeden morgen um 6.00 Uhr und um 7.00 in der Ursulinenkirche das Morgengebet. Mittags zelebrierte Dechant Nicolae Popa eine Hochmesse der Karwoche verbunden mit der Fürbitte der vier Themen und trumpfte schließlich überraschend mit einem hierzulande gut bekannten Lied voller Freunde: „Christos a înviat din morți“. (Christus ist auferstanden von den Toten).Wie gesagt, geschah das Wunder öfter, dass Karwoche und Auferstehungsfreude sich vermischten. Es gab mehrere solcher Schmelzpunkte in der Gebetswache, aber dieses war der Schlüsselmoment, genau zur Halbzeit der sieben Tageswachen.
Abends wurde dies von ihm noch einmal wiederholt und auch verstärkt, denn dieses mal hielt Parinte Popa zuerst eine Liturgie mit ausführlichem Fürbitte des Roten Fadens, und danach zelebrierte er alle 14 Stationen des Kreuzweges, indem er sich in einem Kreis durch die ganze Kirche bewegte. So tief hineingenommen in die Trauerhaltung der Karwoche, war es dann noch bahnbrechender, als er wieder mit dem gleichen österlichen Freudenlied seinen Dienst beendete, wie mittags.
Am Donnerstag Abend dann die nächste Dankes – Perle vom Geist Gottes gewirkt. Ohne das irgendetwas abgesprochen war, folgte auf die 14 Stationen Kreuzweg vom Mittwoch Abend nun mit den römisch - katholischen Jugendlichen, angeleitet von ihrem Kaplan Mihaita Cristian Popesc, die 14 Stationen Lichtweg (calea luminii) Es wurden also wieder 14 Bibelstellen, nach der Auferstehung Jesu Christi bedacht und mit beschwingten Chorrussen abgewechselt. Danach folgte der Fürbitte - Dienst anhand der vier Gebetslisten die reihum gelesen wurden. Diese Gebetslisten als vorgeschlagene Anleitung wurden von allen teilnehmenden Kirchen verwendet und wie die ganze Initiative sehr gelobt.
Der reformierte Pfarrer Varro Sandor hielt am Freitag morgens, mittags und abends jeweils einen Gottesdienst und zwar man staune zwei davon mit der Karfreitagsliturgie. Hier also die Umkehrung der Ereignisse von Mittwoch. Dieses mal eine Kirche, die bereits Ostern gefeiert hat, sich aber zum Karfreitag zurückwendet um seine Solidarität mit der Mehrheitskirche zu bekunden. Gesänge auf ungarisch und Predigten auf rumänisch mit einer wunderbaren Zusammenfassung über die christlichen Wurzeln der europäischen Geschichte und einem starken Apell, dass sich unser heutiges Europa wieder mehr seiner christlichen Fundamentes besinnen soll. Meisterhaft werden die Fürbitte-Anliegen aus den Gebetslisten hinein gewoben und sind der kleinen Gemeinde, bestehend aus Kirchenvorstehern und der Organisatorin, leicht zu folgen.
Schließlich gibt es einen wahrhaft krönenden Abschluss, der Dankes- Perlen, mit der ev. Kirchengemeinde am Samstag den 27. April. Alle sieben Stunden waren gut durchorganisiert und sehr vielfältig in ihrem Angebot und ihrer Methodenwahl. Nach einem Morgengebet, das mit konkreter Fürbitte endete, begann der meditative Teil des Tages in Wort und Musik. Angeleitet von Vikarin Astrid Hoffmann wurden, abwechselnd mit Instrumentalmusik, Texte aus dem Markusevangelium gelesen. Mittags dann ein weiterer Höhepunkt: Pfarrer Wolfgang Rehner hält eine brillante Andacht. Nachdem er die Gebetswache noch einmal theologisch begründet hat, flechtete er aus dem reichen Schatz der eignen jahrelangen Erfahrungen die Gebetsanliegen in wunderbare Fürbitten zusammen.
Schließlich halten die Studenten des Ökumene - Semesters eine fröhliche Gebetsrunde mit Lobpreisliedern. Abends gibt es einen Gebetsparcours mit sieben Stationen, abwechselnd Fürbitte-Anliegen und persönliches Gebet, in denen jeder je nach Bedarf verweilt. In manchen Stationen schreibt man seine Gebete auf und heftet sie an, in anderen kommt man betend zur Ruhe.
Schließlich endet die Gebetswache mit einem besinnlichen Taizé Gebet. Der Text des letzten Liedes spricht, denke ich, den meisten der betenden Teilnehmern tief aus dem Herzen: „Behüte mich Gott, ich vertraue dir, du zeigst mir den Weg zum Leben. Bei dir ist Freude, Freude die Fülle.“
Sonntag der 28. April war das „i“ Tüpfelchen, wie gesagt der Ostersonntag der Ostkirchen, also der Mehrheitsbevölkerung Rumäniens. Während in der Johanniskirche am Nachmittag von einem hochgradig professionellen Streichquartett die „Letzten Sieben Worte unseres Erlösers“ von Joseph Hayden wie himmlische Klänge, dargeboten wurden. Man könnte auch sagen, Musik als Gebetsform hatte das letzte Wort der Gebetswache in der Johanniskirche.
Es ist also kein Zufall, dass der EU Gipfel von einem „heiligen Frieden“ in den Straßen und auf dem Großen Ring, begleitet wurde. Unsere Gebete wurden von dem lebendigen Gott voll und ganz erhört.
Später wurde der „besonderen Geist Hermannstadts“ - also die vom Heiligen Geist gewirkte Atmosphäre und die Freude der Zuschauer uns dann über die Medien noch bestätigt. Unser Einsatz und unsere Hingabe in der Gebetswache wurde dadurch belohnt. Sogar das heitere Wetter feierte mit und der offene Himmel erfreute und vereinte die applaudierenden Zuschauer und die Gipfel Teilnehmer zu einer Festgemeinde.
Unser Dank gilt daher zuallererst unserem Dreieinigen Gott, der uns vor allem Bösen bewahrt hat und seinen vollen Segen zu dem EU Gipfel in Hermannstadt gegeben hat.
Allen Teilnehmern auch noch einmal ein herzliches Dankeschön!
Erika Klemm