"Darauf können wir uns verlassen: Jesus ist da!"
Der Siebente Sonntag nach Trinitatis fiel in diesem Jahr auf den 18. Juli. Das Geistliche Wort dazu stammt von Diakonin Petra Stöckmann-Kothen, die im Hermannstädter Carl-Wolff-Seniorenheim arbeitet sowie im Gemeindeverband Neppendorf lebt und wirkt.
Liebe Lesende,
es ist wie auch im vergangenen Sommer: Ganz langsam beginnt sich an vielen Stellen so etwas wie Normalität zu entwickeln. Es kommen Gäste und auch die im Ausland lebenden ehemaligen Nachbarn trudeln langsam wieder ein. Wir wünschen uns, dass bald sämtliche Einschränkungen aufgehoben werden können, dass alle Knoten sich lösen und das Leben wieder leicht und frei wird. Wir wünschen uns, dass der Virus seine Macht verliert. Aber dann höre ich von wieder steigenden Coronafällen und wie viel gefährlicher die neusten Mutationen sind – es ist noch lange keine Zeit der Entspannung.
Das erinnert mich an die Geschichte von der Stillung des Sturmes, die in den ersten drei Evangelien des neuen Testamentes steht. Jesus ist mit seinen Jüngern nach einem anstrengenden Tag in See gestochen. Den ganzen Tag war Jesus umgeben von Menschen, denen er die frohe Botschaft vom Reich Gottes gepredigt und viele Kranke geheilt hatte. Jetzt, als es Abend wurde, gingen die Zuhörer nach Hause. Und so beschlossen Jesus und die Jünger mit dem Boot über den See zu fahren. Jesus legte sich schlafen – bei Markus bekam er sogar ein Polster! Das mit der Bootsfahrt war nicht seine Aufgabe, das machten die Jünger souverän und sicher, sie kannten sich ja aus. Erfahrene Fischer auf dem Heimatsee, seit Kindheitstagen schipperten sie dort. Dass Jesus müde war, können wir uns auch gut vorstellen, es war Nacht und er hatte einen langen anstrengenden Tag. So weit war alles gut, jeder hatte seinen Platz eingenommen, jeder seine Aufgabe.
Und dann brach der Sturm los, Chaos brach aus auf dem kleinen Boot. Die Wellen schlugen hoch, Wasser kommt ins Boot. Die ängstlichen und aufgebrachten Jünger klammerten sich aneinander, klammerten sich am Bootsrand – und schauen auf Jesus … der liegt ruhig da und schläft, er scheint von alledem nichts mitzubekommen … Jesus war da – aber er schlief! Bemerkte er den Wellengang nicht und das Wasser im Boot? Das beunruhigte die Jünger sehr! Warum tut Jesus nichts? „Meister, fragst du nicht danach, dass wir umkommen?“ heißt es bei Markus.
Kennen Sie das auch? Haben Sie auch schon einmal so gedacht: „Jesus, warum tust du nichts?“ Haben Sie auch schon manchmal das Gefühl gehabt, Jesus schläft? Gerade auch in den letzten Monaten? Vielleicht waren Sie selbst oder jemand aus Ihrer Familie an Corona erkrankt, vielleicht haben Sie sogar einen lieben Menschen verloren. Da könnte Ihnen diese Frage gekommen sein: Jesus fragst du nicht danach, dass wir umkommen?
Jesus hat uns nicht gesagt, dass unser Leben als Christ eine „Vergnügungsfahrt“ wird. Wer mit ihm unterwegs ist, kann auch mal nass werden. Aber: so wie die Jünger, die in Angst und Sorge um ihr Leben waren und doch wussten, dass Jesus an Bord ist, so können wir gewiss sein, dass Jesus auch bei uns ist.
Und wenn wir ihn nicht immer spüren, wenn er die Stürme meines persönlichen Lebens nicht augenblicklich stillt: Jesus ist da! Wenn auch alles durcheinander scheint wie in einem Sturm: Jesus ist da! Darauf dürfen wir vertrauen, darauf können wir uns verlassen: Jesus ist da!