Der Salvador-Dalí-Weg in den Kirchenburgen ist nun offen


Die Michelsberger Burg in "surrealem Licht". (Foto: Christian Drăghici)

„Wenn Sie Dalí ansehen, dann erkennen Sie auf der einen Seite ganz akribisch, fein dargestellte Gegenstände und Personen, auf der anderen Seite aber diffuse Farbflecken. Die klar gezeichneten Teile sind die Realität, die diffusen, die Welt der Träume, Emotionen und Gefühle; im Falle der Lithographien zur Bibel eben religiöse Gefühle.“

Dieses und mehr erläuterte der Kunstsammler Thomas Emmerling (Klausenburg) dem Publikum am Samstag, 12. September 2015, abends auf der Michelsberger Burg. Die romanische Basilika von 1180 war – als Hommage an Dalí - in surreales Licht blau getaucht. Trotz fröstelndem Wetter waren bis zu hundert Interessierte gekommen um dem Ereignis beizuwohnen. Die Jazzsängerin Petra Acker (Kronstadt), unterstützt durch Britta Susanne Seidner (Bukarest) und den Gastsaxophonisten Alex Muntean (Klausenburg) umrahmte gekonnt den Abend. Die Journalistin Beatrice Ungar (Hermannstadt) führte konzentriert in das Leben und Werk Dalís ein.

Dann kam der große Moment: Thomas Emmerling enthüllte der Reihe nach drei Bilder, stellvertretend für die vierzig Lithographien der Jerusalemer Bibel, die in Michelsberg, Heltau, Freck, Kerz und Kleinschenk ausgestellt werden. Dort sind sie bis zum 31. Oktober, dem Ende der Besuchersaison in der Kirchenburgenlandschaft, zu sehen.

Am nächsten Tag, dem 13. September, bereiste der Sammler alle fünf Stationen, und erklärte den Mitreisenden wie Salvador Dalí gesehen werden muss. Jenseits davon war auch zu erfahren, dass der surrealistische Maler sehr wohl christlich eingestellt war. 1948 war er, nach einer Zeit als Freidenker, wieder in die römisch-katholische Kirche eingetreten und in den letzten Jahren seines Lebens hat er den Priester täglich zu sich gerufen. „Gott ist nicht nur ein Symbol. Das wäre zu einfach. Er ist eine Person“ soll Dalí gesagt haben.
Unter Begleitung der herrlichen siebenbürgischen Herbstsonne fuhren und erfuhren die Besucher den Salvador-Dalí-Weg in den Kirchenburgen.

Dr. Stefan Cosoroabă