Dictum von Johannes Knall in der Johanniskirche


Der „alte“ und der „neue“ Musikwart (Kurt Philippi und Jürg Leutert; v.l.n.r.) haben den Ton gefunden und beide sind sich einig, dass die musikalischen Schätze es verdient haben, das Tageslicht zu sehen und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht zu werden. (Foto: Privat)

Am kommenden Sonntag 15.3. (Sonntag Laetare) wird im Hauptgottesdienst in der Johanniskirche das Dictum zum Sonntag Laetare von Johannes Knall (1734-1794) aufgeführt. Jürg Leutert, neuer Landeskirchlicher Musikwart der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR), wird zu diesem Anlass erstmals öffentlich den Hermannstädter Bachchor leiten.

Neben dem Bachchor werden die Solisten Elisa Gunesch und Erich Türk zusammen mit einem Streichensemble der Hermannstadäsdter Philharmonie den Gottesdienst bereichern. Der ehemalige Musikwart Kurt Philppi – er wird bei der Aufführung als Cellist mitwirken –  hat das Werk im Herbst 2014 aus einer der vielen Schachteln in der Musikibliothek des Landeskonsistoriums ausgewählt und durch seine Abschrift wieder für uns zugänglich gemacht.

Siebenbürgisches Spezifikum

Ein "Dictum" ist eine typisch siebenbürgische Vertonung von Bibelworten zu den einzelnen Sonn- und Feiertagen des Kirchenjahres, bei der die Gemeinde Choräle mitsingt. Auch am kommenden Sonntag sollen die Aufgaben gleich verteilt sein und das zehnsätzige Werk wird in mehreren Teilen im Laufe des Gottesdienstes in Gemeinschaft aufgeführt werden: Der Wechsel zwischen Chor, Gemeinde, Solisten und Instrumentalisten, eingebettet in die Liturgie wird neue Zugänge zu biblischen und poetischen Texten ermöglich.

Musikwart Leutert freut sich, "dass es in Siebenbürgen diese eigene musikalische Tradition gibt, dessen musikalisches Material uns zu einem guten Teil überliefert ist." In den meisten Kirchen in Stadt und Land wurde bis zum Anfang des 20. Jh  Dicta aufgeführt. Sie sind jedoch danach in Vergessenheit geraten. Erst die Abwanderung aus den Dörfern und die damit verbundene Zentralisierung von Archivmaterial hat den Musikwart direkt dazu gedrängt, grössere Mengen von meist handschriftlichem Notenmaterial in Empfang zu nehmen, zu reinigen, zu konservieren, zu ordnen und schiesslich nach und nach einer breiteren Öffentlichkeit durch Erstellung von Notenmaterial, Verlegen und Drucken von diesem und schliesslich auch Aufführungen zugänglich zu machen.

Jürg Leutert: "Wir hoffen, dass viele Zuhörerinnen und Zuhörer am kommenden Sonntagmorgen den Weg zur Johanneskirche finden werden, um der Wiederbelebung eines musikalischen Schatzes und dem gemeinsamen Feiern des Gottesdiesnstes in festlichem Rahmen teilzunehmen!"