"Ein fester Bau"


Pfarrer Kurt Boltres

Zum letzten Augustsonntag 2020, den Zwölften Sonntag nach Trinitatis,  kommt das Geistliche Wort aus dem Burzenland: Pfarrer Kurt Boltres (Rosenau und Honigberg) hat uns die Predigtgedanken für den Hausgottesdienst unter dem Titel "Ein fester Bau" zu Verfügung gestellt.

Lied: EG 208,1-4

Tagespsalm Nr. 140: „Gottes Walten in der Schöpfung“

Gebet: Allmächtiger Herr und Gott, der Vater, der Sohn und der Heiliger Geist. Du bist die Quelle des Lebens, ohne dich ist unser Wort leer. Unser Herz ist unsicher und voller Angst. Wir sind oft krank an Leib und an der Seele. Wir überschätzen uns selbst und sehen viel zu oft über die anderen hiunweg. Wir sind auch nicht zur Demut bereit und rufen in der Bedrängnis des Lebens zu dir: Herr erbarme dich unser!

Wir lesen Gottes Wort im 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther 1.Kor. 3,9-14:

9Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. 10Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.
11Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 12Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, 13so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,

ein alter Hof ist immer eine Baustelle – das hat mein Großvater gesagt. Und ich merke, er hatte recht. Denn jetzt, wo ich auf einem alten Hof, gebaut 1840 (vor gnau 180 Jahren) wohne, weiß ich, welch einen Aufwand es kostet, einen alten Hof zu pflegen und zu erhalten. Es ist ein sächsischer Hof, nach altem Muster gebaut, mit Haus, Hof, Stalungen, Scheune und Garten. Beinahe jeden Tag gibt es etwas daran zu richten und zu kleben. Mal eine Ziegel am Dach auszutauschen, dann das Tor zu reparieren, dann die Dachrinnen zu renigen oder zu ersetzen, dann den alten Brunnen zu säubern, dann ein gesprungenes Fensterglas einzusetzen, dann den Gartenzaun zu flicken, dann die Hühner und das andere Getier zu versorgen usw. Die Kalkgrube, der Sandhaufen, die Axt und die Säge und vieles andere mehr an Materialien und Werkzeugen müssen ständig bereit stehen. Unsere früheren Väter und Großväter, sie waren Bauern und sie waren ihre eigenen Meister. Sie konnten handwerken, sie konnten zimmern, sie konnten maurern, sie konnten streichen. Das hatten sie von ihren Eltern gelernt, aber auch in der Winterschule. Denn im Winter gingen die Burschen in die Winterschule und wurden im Ackerbau, in der Viehzucht, aber auch im Tischlern und Handwerken belehrt. Die Mädchen lernten wirtschaften und kochen. Mein Großvater zB. hat sich in der Winterschule alle Hausmöbel selber hergestellt und bei seiner Heirat war die gute Stube fertig eingerichtet. Diese seine gezimmerten Möbel stehen auch heute noch im Haus und es sind massive Möbel, die bei mir genau vier Umzüge erlebt haben. Sie hielten stand und gingen nicht auseinander, so wie die heutigen gekauften Möbel.

Baustellen gibt es jedoch nicht nur im eigenen Haus, wo viele Renovierungsarbeiten folgen  werden. Es gibt sie auch in der Stadt, auf der Autobahn, auf den Straßen und im eigenen Ort. Es wird nämlich an Straßen gebaut, es wird an Hochhäusern und anderen Wohneinheiten ständig, es entstehen neue Fabriksgelände und auch ein neuer Flughafen in Weidenbach. Die ganze Infrastruktur in unserer Gegend wird umgestaltet, sie wird sozusagen erneuert und auf den neuesten Stand gebracht. Wir wissen noch nicht, wohin uns diese Erneuerung führen wird, aber wir wissen, dass man im Bauwesen gut verdienen kann. Die einen machen Riesengeschäfte, weil der Baumarkt noch nicht gesättigt ist, die anderen leben etwas bescheidener. Auch wenn die Corona-Krise länger, als vermutet anhält, der Baumarkt wird nicht einstürzen.

Fazit: Baustellen hat es immer und zu jeder Zeit gegeben. Alle Jahrhunderte mussten Häuser, Kirchen, Tempel, Gastsätten, Straßen und Werkstätten gebaut werden, um den Menschen das Leben lebenswert zu machen. Der Ap. Paulus hat mit Sicherheit solche Baustellen gekannt und vielleicht sogar auf solchen Baustellen nach Arbeit gesucht, um zu überleben und um seinen Auftrag zu erfüllen, ja seine Missionsreisen zu finanzieren.

Denn mehrfach beschreibt der Ap. Paulus das Leben im Glauben mit dem Bild vom Bau und dem Baumeister. Die Gemeinde Korith, der dieser Brief geschrieben wurde, hatte er selber auf seiner Reise gegründet. Hier hatte er den Grundstein des Glaubns gelegt. Aber, wie es sich herausstellte, waren noch andere Baumeister am Werk, um auf dieses Fundament aufzubauen. Das war nicht die Echippe (Mannschaft) des Ap. Paulus, die von ihm angewiesen wurde, oder seine Gemeindehelfer, sondern es war die Konkurrenz mit ihrem Anführer, diesem Apollos. Diese nämlich, hatten eine andere Vorstellung vom Glauben an Jesus Christus. Sie wollten besser wissen, welche Strukturen und Inhalte die Botschaft Christi haben darf und auch haben soll.

So streiten die Korinther untereinander hin und her, wer eigentlich rechtmäßig die Gemeinde erbauen und auch aufbauen darf. Juden, oder Judenchristen, oder Heidenchristen oder auch nur Sympathisanten; - sie alle streiten um ein Vorrrecht, welches noch nicht einmal festgelegt war. Fast ähnlich sieht es an einer heutigen Baustelle aus, wo sich Elekrtiker, Maurer, Instalateure und Heizungstechniker darüber streiten, wer laut Bauplänen und seiner Qualifikation ein Vorrecht hat, oder auch wer eigentlich arbeiten darf.

Diese Streitigkeiten waren dem Ap. Paulus zu Ohren gekommen und er antwortet in weiser Art und sagt: „Es geht hier gar nicht um Richtungen und Unterscheide in der Arbeitsweise. Die Gemeinde Korinth soll weder eine Paulus- noch eine Apollo-Gemeinde werden, sondern eine Christengemeinde für jedermann. Denn jeder, der sich zu Christus bekennt und diesen auferstandenen Christus verkündet, der baut doch an der Gemeinde Christi.“ Der Apostel sagt auch weiter: - „ich habe die Grundmauern dafür gelegt und Christus hier zum ersten Mal verkündigt, die anderen sollen nun darauf bauen. Und am Ende der Tage wird allein Gott urteilen und entscheiden, wessen Bauwerk dann bestehen bleibt. Aber eines wird sicher sein: Nur was auf einen Glaubensgrund gebaut wird, das hat Bestand. „Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“. Dies ist übrignes auch mein Konfirmationsspruch, der mich bisher in allen Siuationen des Lebens begleitet hat.

Damit meint der Ap. Paulus nicht nur die Kirche, als Gemeinschaft der Christen, die ja im Namen des Dreieinigen Gottes geweiht wird und in welcher Gottesdienste und kirchliche Feiern abgehalten werden, sondern er meint im Besonderen das private Leben. Wenn nämlich Jesus Christus zum Grundstein unseres Lebens wird, und unser Leben nach seinen Worten ausgerichtet ist, so ist das ein gutes und ein festes Fundament. Auf dieses Glaubenserkenntnis kann aufgebaut werden, so dass das folgende Leben sanft im Frieden gleitet und in der Liebe Gottes, in seiner Gnade und Barmherzigkeit bleibt, allem Leben zur Freude. Die Bausteine nämlich, die für unser seelisches Haus von Nöten sind, die nennen wir Liebe, Verständnis, Frieden, Freude, Güte, Opferbereitschaft, Entbehrung, Versöhnung, Hoffnung und vor allem Glauben. Aus diesen Bausteinen besteht unsere Seele, die allein von der göttlichen Liebe, Gnade  und Barmherzigkeit gespeist wird.

Es geht also nicht um einen Kirchenbau, den wir von außen betrachten, wie er wächst, wie die Bausteinen ineinander gefügt werden, sondern es geht rein um einen inneren Bau, welcher ständig wächst, z.B. in der Glaubenserfahrung, in der Erkenntnis, in der Wahrhaftigkeit, in der Liebe, in der Treue und der Hoffnung, in Gnade und Demut –, und das allen zum Segen!

In diesen inneren Bau, in diese Arbeit an der Glaubensgemeinschaft ist jeder von uns mit einbezogen, denn an dem Lebenshaus der kleinen und großen Familie ist ständig zu bauen. Es ist viel zu tun und nicht alles ist allein zu schaffen. Die Ehe, die Kinder, die Freundschaften, der Bekanntenkreis, das Arbeitskollektiv – alle brauchen die gleiche Pflege, wie auch ein altes oder ein neues Haus. Denn liebevoll und gewissenhaft soll daran gearbeitet werden.
Und wir sehen; hier geschieht alles unter einem Dach: das Ausbauen, das Aufstocken und Aufbauen, das Anbauen und  das Vollenden. In diesem Haus werden nach und nach die Räume mit Erinnerungen gefüllt und das macht Freude an der Arbeit. Dieser ständige Wechsel an Motivierung und Enttäuschung, den unsere Seele erleben muss, ist schließlich und endlich erfolgreich, wenn es in tiefem Glauben geschieht. Das kann ich voll und ganz bestätigen.

Es kommt jedoch auch vor, dass in dem Eifer des Lebens viel Staub aufgewirbelt wird. Beim Großputz und Entrümpeln vorwiegend, erfahren wir dies. Es treten Kratzer auf, oder auch Risse und angeschlagene Ecken. Wir vergleichen diese Risse, Kratzer und beschädigte Ecken mit Wunden und verhärteten Narben an der eigenen Seele. Sie führen dazu, dass die Mauern, die soviel Halt geboten haben, wanken können. Dieser Gefahr zum Schaden der Seele ist man jederzeit ausgesetzt.

Der Ap. Paulus sagt dazu: - „es kann Vieles im Leben passieren, aber das Leben eines Christen ist auf festen Grund gebaut und Christus, der Heiland und Erlöser, trägt diese Last mit. Er begleitet seine Glaubenskinder in ihrem Leben und hält sie auch, wenn sie wanken. Er richtet die Müden wieder auf und gibt Kraft den Unvermögenden. Er hilft denen, deren Kraft sichtbar zu Ende geht. Den vielen unzufriedenen Leuten gibt er Lebenshalt und auch Lebenssinn. Er bittet uns sogar: - „rufe mich an in der Not – bittet, es wird euch gegeben – klopft an, es wird  euch aufgetan – suchet, ihr werdet finden“.

Ja selbst wenn man beruflich ausgebrant ist und der ganze Lebensunterhalt in Frage gestellt ist, kann der Herr unseres Lebens und Sterbens helfen. Auch bei einem schweren Krankheitsfall kann durch den Glauben und das tiefe Gottvertrauen Linderung in den Schmerzen  erfahren werden. Ich habe solches erlebt und bekenne, dass dieser Grundstein meines Glaubens kein anderer sein kann, als Jesus Christus.

Selbst wenn das angeknabberte Fundament unseres Lebens die Familie, den Beruf und auch die Gesundheit zusammenstürzen lässt, so ist Gott, der Herr, noch immer da, um uns aufzufangen. In seiner Hand und unter seiner Obhut bleiben wir beschützt und geborgen.

Das will uns heute der Apostel Paulus auch sagen. Baut euer Leben auf den christlichen Glaubensgrund, so hat er bestand, wie ein Haus welches auf harten Fels gebaut wird. Stürme und Unglück kann  ihm nichts anhaben. Auch wenn es teilweise darunter leidet, so bleibt es dennoch bestehen, denn „Gott ist unsere Zuversicht und unsere Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten“ (Ps. 46,2). Ihm zu vertrauen hat ewigen Bestand. Doch nicht zu vergessen, dieser Bau wird immer wieder geprüft.

Amen.

Lied: EG 327,1-6

Gebet: Wir danken dir, allmächtiger Gott und himmlischer Vater, für alle Gaben des Leibes und der Seele, die wir von dir empfangen haben. Leite uns durch deinen Geist. Dass wir die Güter und Gaben, die du uns geschenkt hast, treu verwalten und für den Bau des Lebens anwenden. Lehre uns vor allem auf ewigem Glaubensgrund unser Leben aufzubauen, aber auch nach deinem Reich zu trachten, um unser Heil nicht aus dem Auge zu verlieren. Deine Botschaft in Wort und Bild möge unsere sündigen Herzen erreichen.

Wir beten für deine Kirche auf Erden, für unsern Bischof und für die Prediger des Wortes Gottes, wie auch für die vielen Helfer in unseren Gemeinden. Gib Freude und Mut dein Wort zu verkündigen, deine Wahrheit zu lehren und deiner Gemeinde zu dienen. Erinnere alle Christen an das große Heil in Jesus Christus.

Mach es möglich, dass alle Menschen im Glauben zueinander finden, einander helfen und wie Brüder in Christus zu leben. Lenke die Regierenden der ganzen Welt, dass sie sich für den Frieden in der Welt einsetzen. Wir spüren, dass es in der Welt brodelt, dass sich etwas tut, doch nicht zum Guten. Beseitige, Herr, duch deine allmächtige Kraft die vielen Gefahren, die uns bedrohen. Lass auch bald den Tag kommen, da wir endlich aus dieser Gesundheitskrise befreit werden, dass wir uns wieder froh und freudig die Hände reichen können. Hilf den Wissenschaftlern schneller zu einem wirksamen Ergebnis zu kommen.

Wir bitten dich um deinen Segen für die Notleidenden, die Bedürftigen, die Kranken und Schwachen in unseren Gemeinden, und auch auf der ganzen Welt.

Lass die Menschen zur Vernunft kommen,  um der Gemeinschaft mit neuen Kräften und neuen Erkenntnissen zu dienen. Auch den Sterbenden schenke ein seliges Ende, ein Ende ohne innere Not und argen Schmerzen.

Wir bitten dich für unsere Verwandten, Bekannten und Freunde, in der Nähe und in der Ferne, ob sie in Schwierigkeiten stecken oder ob sie zufrieden sind. Sei mit ihnen nach deinem großen Willen und deinem wahrhaften Entscheiden.
Sei auch mit den vielen ärztlichen Helfern in dieser Zeit und unterstütze sie in ihrem Einsatz und in ihren Initiativen, damit den Notleidenden und der ganzen Menschheit dadurch geholfen werde. Schenke allen Menschen Mut und Kraft zum wahren Bekenntnis an Jesus Christus.

Wir gedenken vor dir auch der Freunde, die in besonderer seelischer Not stehen. Wir denken an die Freunde, die ihre Not in Medikamenten und Drogen verdrängen wollen und daher Leid und Schmerzen über ihre Familie bingen. Wir wissen  manchmal nicht, wie wir ihnen helfen können  und suchen unendlich lange nach Lösungen. Wir bitten dich, gib uns die rechten Gedanken und Worte zu diesem allgemeinen Problem unter uns, damit wir helfen können. Herr, unser Gott, erhöre unser Gebet.

Wir beten dich an und nennen in der Stille unsere Anliegen, unsere Probleme und auch die Namen derer, die uns besonders am Herzen liegen, mit ihrer Not und ihrer Schwachheit, und bitten dich um deinen Beistand.

Du, Herr, bist unsere Glaubensstärke, unsere Zuvericht und unsere Hoffnung. Dir vertrauen wir und beten dich an, hier und jetzt, sowie in Ewigkeit.

Amen.