"Ein wertvolles Geschenk"


Pfr. Kurt Boltres

Für den 16. Sonntag nach Trinitatis (27. September 2020) dürfen wir Ihnen wieder eine Predigt aus dem Burzenland übermitteln, und zwar jene von Pfarrer Kurt Boltres über 2.Tim. 1,7-10. Wir tun das im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: EG. 324,1-4

Tagespsalm Nr. 125 „Der Herr ist um sein Volk her“

Gebet: Allmächtiger Herr und Gott, der Vater, der Sohn und der Heiliger Geist. Du hast in deinem Sohn den Tod überwunden und willst uns alle trösten, die in der Not verzagen. Unsere Herzen sind erschrocken und von Todesfurcht gebannt. Wir verlangen nach deiner Nähe. So richte du uns auf. Wir rufen dich an; Herr erbarme dich unser !

Wir lesen Gottes Wort im 2. Timotheusbrief (2.Tim. 1,7-10):

7Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. 8Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn noch meiner, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit für das Evangelium in der Kraft Gottes. 9Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, 10jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.

Die Worte vom letzten Teil des Predigttextes hören wir bei jeder Beerdigungen. Sie sind das Votum im liturgischen Teil unserer Totenfeier. Ich bin heute bewandert mit dieser Aussage und finde sie als zuversichtliches Bibelwort für den Moment, wo der sichtbare Sarg in das Grab ins Unsichtbare versenkt wird. Dann heißt es nämlich: <Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen an das Licht gebracht>. Doch als ich diese Worte zum ersten Mal bewusst hörte, das war mit jungen 17 Jahren beim Tode meines Vaters, da hab ich sie anders verstanden. Das war auch die Zeit, wo junge Menschen das Mysteriöse dieser Welt als Glückstreffer entschlüsseln wollen. Ein ganze Reihe von Büchern, Broschüren und Artikeln las ich damals über vergangene Welten und alte Zivilisationen, über Wunder und Wirklichkeiten, über Diesseits und Jenseits und über das Kommende, oder die Unsterblichkeit.

Ich muss gestehen, dass mich diese Literatur damals sehr bewegt hat, aber auch, dass ich hier keine neue Enddeckung machen konnte und dass ich zugeben musste, dass diese angestrebte Unsterblichkeit beim Menschen ein ewiger Traum bleiben wird. Sie ist nämlich bis zum heutigen Tag eine unbeantwortete Frage geblieben. Doch in die heutigen Medien haben sich andere explikative Gedanken eingeschlichen. Gedanken über eine Seelenwanderung, Gedanken von ewig und unverwundbar lebenden Menschen, Gedanken von Vampiren und modernen Wundermärchen, die alle die Frage nach der Unsterblichkeit stellvertretend behandeln. Doch diese Filme und Hörspiele zeigen alle eine tiefe Sehnsucht des Menschen nach etwas Unvergänglichem, nach der Ewigkeit, nach der Zeitlosigkeit.

Aber nicht nur in Filmen und in Büchern wird diese Sehnsucht festgehalten, sondern sie ist manchmal auch tägliche Wirklichkeit. Ich kenne nämlich einen Menschen, der jagt ebenfalls dem ewigen Leben nach. Solche Leute, wie diesen, bezeichnet man oft als „power-man“. Er zieht ein Projekt nach dem anderen durch; - die meisten gelingen ihm auch. Er ist sichtbar erfolgreich, hat alles im Kopf, er schreibt und veröffentlicht und hat sozusagen alles im Griff. Seine Haare sind bereits grau, doch das will er nicht wahrhaben. In seiner Position kann man nur noch nach oben fallen. Er ist sich sicher, dass zumindest sein Name, seinen Tod überdauern wird. Nur die reale Welt zählt bei ihm, alles andere nicht. Deshalb ist er auch kein Christ und glaubt nicht an ein Weiterleben nach dem Tode. Manchmal kommt es mir vor, als lebe er bereits in der Zukunft, die er zu entdecken versucht und für die er die Grundlage hier schon legt.

Bei seinen Erkenntnissen ist das EWIGE LEBEN so zu verstehen, als eine Art von Erinnerung an die Vergangenheit, so seltsam dies auch klingt. Es ist aber so! Dann wenn man die Gegenwart dazu nutzt, um für die Zukunft vorzubauen.

Doch diese Art Erinnerungen an die Vergangenheit erreichten auch andere Menschen, die sich selbst als Zeichen setzen wollten. Es sind aber Erinnerungen  an traurige Berühmtheiten, an Diktatoren, an Attentäter, Räuber, Terroristen und Kunstmörder. Diese ale nutzten andere Menschen als Objekt um selber „berühmt“ zu werden, um zumindest im Namen den reellen Tod zu überdauern. Es gibt jedoch auch Fälle, wo Menschen sich mit vielem Geld einfrieren ließen, um für die Zukunft bereit zu stehen.

Das Wort des Apostels an Timotheus spricht von einem unvergänglichen Wesen als unserer Ewigkeit. Dieses Wesen wird nicht zeitlich gedacht, als eine endlose Verlängerung der Gegenwart oder ein Festhalten an Erinnerungen von dem, was war. Sondern der Apostel spricht von einer Veränderung, die bereits in Jesus Christus stattgefunden hat. Das ist der Unterschied zur weltlichen Erklärung. Es ist die Veränderung, die unsere christliche Glaubenswelt völlig neu gestaltet und sie auf eine andere Ebene versetzt.

Die Christen, denen dieser Brief geschrieben wurde, gehörten bereits zur dritten und vierten Generation nach dem Tode des Heilandes, das war um das Jahr 150. Ein Fehler ist es den Briefschreiber als den Apostel Paulus anzusehen, der war längst als Märtyrer in Rom gestorben. Der Schreiber des Briefes lebte nämlich in einer bösen Zeit der Gewalt und der Ausbeutung, des Folters und des Todes. Deshalb wünscht sich der Schreiber eine Zeit „der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“. Denn diese irdische Zeit wird ein Ende haben, aber die Unvergänglichkeit hat ihre Grundlage im Glauben gefunden. Das „unvergängliche Wesen“ ist durch Jesus Christus geschaffen worden. Es ist nicht zufällig geschehen, sondern aufgrund eines göttlichen Ratschlusses. Denn in seiner großen Liebe zu den Menschen hat Gott, der Herr dieses große Opfer auf sich genommen und seinen einzigen Sohn für uns sterben lassen. Das ist ein großes Geschenk für die Menschheit und soll als solches auch von uns verstanden werden.

Doch wir Menschen lassen und oft von trügerischen Gedanken bemächtigen. Wir lassen uns von weltlichen Philosophien überreden und geraten in ene falsche Realität mit einem falschen Lebensbild. Denn ohne Liebe kommt es zu irreführenden Richtlinien. Vielleicht spielt auch der menschliche Eigensinn dabei eine Rolle.

In dem großen Zimmer, in der guten Stube einer siebenbürgischen Patrizierfamilie aus Kronstadt hing lange Zeit ein gemaltes Bild. Bereits die Großmutter hat von dem besonderen Wert dieses Bildes geschwärmt. Das Bild hat Generationen und Krieg überlebt. Soger die Weltveränderung und schlechte Zeit nach dem II. Krieg war vorüber. Dann kam die Zeit der ersten Euphorie zum Auswandern in den 70-ger Jahren und tatsächlich bekam die Familie die kleinen und großen Formulare und dann den Pass. Zum Auswandern wurden Kisten mit Habseligkeiten zum verzollen vorbereitet. Auch dieses wertvolle Bild ließ man vom Patrimonium stempeln. Man hatte dem Mann einen guten Tschubuck dafür gegeben, der hatte mit blinden Augen sein  Siegel aufgedrückt, ohne das Bild zu begutachten.

In Deutschland wollte die Familie ein neues Leben beginnen und entschied sich gleich ein Eigentum zu erwerben, um als gleichgestellter Deutscher zu wirken. Mit dem Bild unterm Arm, von dem man lange Zeit geglaubt hatte, es wäre von Peter Paul Rubens gemalt worden, ging man nun zum Kunstexperten, um es abschätzen zu lassen. Die Hoffnung auf dieses Millionenerbe war noch lebendig. Der Kunstverständige untersuchte sorgfältig und sehr lange das Bild. Dann schüttelte er den Kopft und sagte: „Es tut mir leid, aber das Bild ist nicht echt. Es ist eine treffliche Kopie. Sie werden nicht viel Geld dafür bekommen“. Die Entttäuschung war nun recht groß. Die Familie hatte seit Generationen auf etwas gebaut und daran geglaubt, was sich letztendlich als wertlos heraus stellte.

Ja, so können auch wir ein Leben lang in einer falschen Vorstellung leben, wenn wir das Wort der frohen Botschaft von der Auferstehung nicht ernst nehmen. Denn nur ein fester Glaube, der durch die Kraft des Heiligen Geistes gestärkt wird, gibt uns die Gewissheit, dass das Sterben für uns ein Gewinn sein kann, und dass das unvergängliche Wesen uns als Geschenk gegeben wird. Denn das Ewige Leben ist ein Geschenk, das wir nicht verdient haben. Allein der reine Glaube an das Evangelium rettet uns aus allen falschen Vorstellungen und aus allen Irrlehren.

Aus diesem Grunde weist der Apostel auch auf einen  Geist der Besinnung hin, der uns helfen soll besonnener, bedachter und demütiger unser Leben zu führen.

Gar leicht können uns verführerische Gedanken auf falsche Vorstellungen bringen, aber schwer ist es wieder zurück zu finden. Doch auch dafür gibt sich Gott hin, denn er will das Verirrte zurückbringen und das Verlorene suchen und das Gebrochene zurechtbiegen. Wir dürfen uns suchen, finden und aufrichten lassen, so werden wir mit einem „unvergänglichen Wesen“ beschenkt.

Es ist also nicht falsch am offenen Grabe, beim Versenken des Sarges, diese Worte vom „unvergänglichen Wesen“ zu hören. Ich bringe sie hier noch einmal zur Erinnerung: „Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht“. Es sind trostreiche Worte, die uns die Zuversicht und Hoffnung auf das Ewige Leben nahe bringen, die uns zu verstehen geben, daß eben das durch Christus Erworbene, dieses Unvergängliche, ein Geschenk bleibt. Es liegt allein an uns, daß wir uns durch diesen Gedanken stärken und trösten lassen. Für mich nämlich hat er großen Wert erlangt.

Amen.

Lied: EG: 369,1-5

Gebet:

Wir danken dir, allmächtiger Gott und himmlischer Vater, für dein unermessliches Opfer. Herr Jesus Christus, du hast den Kampf gegen die Mächte der Finsternis siegreich bestanden und den Tod überwunden. Du befreist uns von Angst und nimmst uns die Furcht vor dem Tode. Du wandelst unsere Traurigkeit in getroste Zuversicht. Stärke in uns den Glauben an deine Barmherzigkeit und mache uns fest in der Gewissheit, daß wir für immer mit dir verbunden sind.

Wir bitten dich für deine Kirche auf Erden, für unsern Bischof und für die Prediger des Wortes Gottes, wie auch für die vielen Helfer in unseren Gemeinden. Gib Freude und Mut dein Wort zu verkündigen, deine Wahrheit zu lehren und deiner Gemeinde zu dienen. Erinnere alle Christen an das große Heil in Jesus Christus. Mach es möglich, dass alle Menschen im Glauben zueinander finden, einander helfen und wie Brüder in Christus zu leben. Lenke die Regierenden der ganzen Welt, dass sie sich für den Frieden in der Welt einsetzen.

Heute am Tag der lokalen Wahlen bitten wir dich um eine gute Lösung, damit Frieden, Gerechtigkeit und auch Wahrheit in unseren Dörfern und Städten einkehre. Mache es möglich, daß hinfort dem Wohl der Menschen gedacht wird und nicht der Gunst und des eigenen Profites.

Wir spüren, dass es in der ganzen Welt brodelt, dass sich etwas tut, doch nicht zum Guten. Beseitige, Herr, duch deine allmächtige Kraft die vielen Gefahren, die uns bedrohen. Lass auch bald den Tag kommen, da wir endlich aus dieser Gesundheitskrise befreit werden, dass wir uns wieder froh und freudig die Hände reichen können. Hilf den Wissenschaftlern schneller zu einem wirksamen Ergebnis zu kommen.

Wir bitten dich um deinen Segen für die Witwen und Waisen auf der ganzen Welt. Wir bitten dich für Notleidenden, die Bedürftigen, die Kranken und Schwachen in unseren Gemeinden, und auch auf der ganzen Welt. Lass die Menschen zur Vernunft kommen,  um der Gemeinschaft mit neuen Kräften und neuen Erkenntnissen zu dienen. Auch den Sterbenden schenke ein seliges Ende, ein Ende ohne innere Not und argen Schmerzen.

Wir bitten dich um unser tägliches Brot. Gib gute Witterung zur ernte und lass uns in Dankbarkeit die Gaben und Früchte der Erde empfangen.

Wir bitten dich für unsere Verwandten, Bekannten und Freunde, in der Nähe und in der Ferne, ob sie in Schwierigkeiten stecken oder ob sie zufrieden sind. Sei mit ihnen nach deinem großen Willen und deinem wahrhaften Entscheiden.
Sei auch mit den vielen ärztlichen Helfern in dieser Zeit und unterstütze sie in ihrem Einsatz und in ihren Initiativen, damit den Notleidenden und der ganzen Menschheit dadurch geholfen werde. Schenke allen Menschen Mut und Kraft zum wahren Bekenntnis an Jesus Christus.

Wir gedenken vor dir auch der Freunde, die in besonderer seelischer Not stehen. Wir denken an die Freunde, die ihre Not in Alkohol, Medikamenten und Drogen verdrängen wollen und daher Leid und Schmerzen über ihre Familie bingen. Wir wissen  manchmal nicht, wie wir ihnen helfen können  und suchen unendlich lange nach Lösungen. Wir bitten dich, gib uns die rechten Gedanken und Worte zu diesem allgemeinen Problem unter uns, damit wir helfen können. Herr, unser Gott, erhöre unser Gebet.

Wir beten dich an und nennen in der Stille unsere Anliegen, unsere Probleme und auch die Namen derer, die uns besonders am Herzen liegen, mit ihrer Not und ihrer Schwachheit, und bitten dich um deinen Beistand.

Du, Herr, bist unsere Glaubensstärke, unsere Zuvericht und unsere Hoffnung. Dir vertrauen wir und beten dich an, hier und jetzt, sowie in Ewigkeit.

Amen.