"Erkenne die Realität Gottes!"


Stpfr. Johann Zey

Die schriftliche Predigt für 8. November 2020, den drittletzten Sonntag in unserem Kirchenjahr, hat uns Stadtpfarrer Johann Zey aus Sächsisch Regen zur Verfügung gestellt. Er betreut neben der Stadtkirchengemeinde auch sämtliche Gemeinden des "Reener Ländchens" im gleichnamigen Gemeindeverband.

„So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein.“ (1. Thessalonicher 5,6)

„Es ist so vieles in Bewegung in diesen Tagen. Angst und Terror bedrohen uns, wie nie zuvor. Nichts mehr ist sicher  –  nur dies eine, dass Jesus Christus bald wieder kommt.“ So sagte vor einigen Tagen ein Gemeindeglied zu mir.

Frage: Prägt das Wissen, dass der Herr Jesus wiederkommt, auch unser alltägliches Leben? Richten wir unser Leben danach aus? Was bedeutet uns denn die Wiederkunft Christi in der heutigen Zeit?

Bei Gott ist nicht entscheidend, ob ich etwas weiß, sondern ob ich danach lebe und ob ich dieses Wissen gewinnbringend anwende.

Hier ist vom Schlafen und vom Aufwachen die Rede. Schlafen bedeutet: So tun, wie wenn es keinen Gott gäbe. Dann kann ich ja tun und lassen, was mir gefällt. Die 10 Gebote Gottes bedeuten mir gar nichts. Ich habe meine eigenen Gebote und ich bestimme, was gut ist. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig. Ich selbst bin der Maßstab aller Dinge. Das charakterisiert ein Leben ohne Gott. Darum bedeutet schlafen, dass es keine Verantwortung gibt für das, was ich in meinem Leben tue. Ganz einfach ausgedrückt, meint der Apostel Paulus hier mit „schlafen“: Man sieht die Realität nicht.

Aufwachen heißt, ich sehe die Realität und nehme die Zeitansage Gottes für mein Leben an. Ich lasse den Wecker des christlichen Glaubens und der zehn Gebote klingeln. Ich frage nach dem, was Gott für mein Leben vorhat. Er hat mir das Leben gegeben und möchte, dass ich nicht scheitere und elend zu Grunde gehe, sondern dass ich das Ziel erreiche. Deswegen sagt der Apostel in 1. Thessalonicher 5,9: „Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Erkennen wir das? Oder schlafen wir noch? Kann uns die Coronapandemie wachrütteln? Hilft sie uns, die Realität zu sehen?

Um uns herum tobt ein unerbittlicher Kampf. Nein, nicht nur um die Wahrheit der Coronaviruspandemie und aller ihrer Konsequenzen, sondern letztendlich ein Kampf, in dem uns unsere Gotteskindschaft streitig gemacht wird. Aber dieser Schlaf, wo man nichts merkt von der Wirklichkeit, ist ja so süß und da will keiner geweckt werden. Wenn aber der Herr Jesus wiederkommt, wird es genau darum gehen: Habe ich mein Leben verschlafen, oder war ich wach und nüchtern? Selbst in unserer rumänischen Staatshymne heisst es: „Deșteaptă-te Române din somnul cel de moarte“ (Wach auf, Rumäne, aus dem Todesschlaf).

Am Ende des Kirchenjahres denkt die Evangelische Kirche an das Ende der Welt und an die Wiederkunft Christi. Auch unser Bibelwort redet ganz klare Worte darüber: Wir sollen uns aus dem trügerischen Schlaf der Welt aufwecken lassen, die Realität Gottes erkennen und unsere Gedanken, Worte und Werke auf die Wiederkunft Jesu konzentrieren. Als wache und nüchterne Christen haben wir viel zu tun. Wir sind der Welt das Zeugnis schuldig, dass „in keinem andern das Heil ist, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden“ als allein der Name Jesus (Apg. 4,12).

Oder denken wir an den Bibelvers, den Martin Luther zum Grundstein der Reformation gesetzt hat: „Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1. Kor. 3,11) Ein anderes sicheres Fundament gibt es nicht, im Leben und im Sterben. Mit dieser Botschaft hat Martin Luther viele schlafenden Christen aufgeweckt.

Lieber Leser, wache auch du auf! Erkenne die Realität Gottes! Glaube an ihn und an Jesus Christus, dann kommst du, mitten in dieser unsicheren Zeit, zur Ruhe! In Jesus Christus hast du einen tragfähigen Grund und darfst ein lebendiges Glied in der Kirche Gottes sein, das viel Frucht bringt zur Ehre dieses allmächtigen Gottes. „Ein feste Burg ist unser Gott… Er hilft uns frei aus aller Not.“

Amen.