FortiVacation: Bilderbuchstart in Hundertbücheln

Auf großes Interesse stieß die Kirchenburgführung bei den Gästen des Transilvanian Brunch. Bild: Stiftung Kirchenburgen.
Der neue Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, Cristian Cismaru, konnte es kaum erwarten, sein neu erarbeitetes Konzept zur Belebung der Kirchenburgen in der Praxis zu prüfen. Viele Wochen schon hatte er sich intensiv mit erweiterten Nutzungsmöglichkeiten für diese besonderen Bauwerke beschäftigt und ein umfangreiches Programm erarbeitet, das kulturelle, historische und touristische Aktivitäten umfasst.
Dabei konnte Cismaru auf seine fast zwanzigjährige Erfahrung in der Touristikbranche zurückgreifen und unter anderem auf sein erfolgreiches Konzept der Transilvanian Brunches zurückgreifen - heißt, kurz gesagt: einen Tag in einem landschaftlich schönen Umfeld mit historischen Bauwerken und selbstverständlich lokaler Gastronomie zu verbringen.
Dieses Konzept hat er nun erweitert und an die Bedürfnisse seines neuen Arbeitgebers, der Evangelischen Kirche in Rumänien (EKR), und die seiner Gäste, vor allem der jungen Familien aus den Großstädten, angepasst. Wichtig ist der EKR, dass diese großartigen historischen Monumente und Gotteshäuser erhalten und genützt werden.
Wie das beispielhaft in der Praxis aussehen kann, hat nun der erste Brunch in der Kirchenburg von Hundertbücheln gezeigt. Etwa 80 Personen, vor allem Familien, mit ihren Kindern, in erster Linie aus den Städten aus der Umgebung, aber sogar Gäste aus Neumarkt, Klausenburg und dem Burzenland nutzten die Möglichkeit, diesen Samstag, Ende April gemeinsam zu verbringen.
Der Ablauf ist schnell erzählt: Um elf begrüßt Cristian Cismaru bei strahlendem Sonnenschein die Gäste und macht auch gleich auf den Erhalt solcher Bauten wie dieser Kirchenburg aufmerksam. Mit einem kleinen Teil des Eintrittspreises leisten die Gäste einen Beitrag zur Mitfinanzierung von Reparatur-/Renovierungsarbeiten .
Dass diese erste Summe höchstens einen Tropfen auf den heißen Stein ist, weiß natürlich Cismaru. Seine Idee ist, dass durch diese Veranstaltungsreihe immer mehr Menschen von diesen wertvollen Denkmälern erfahren und sie schätzen lernen und die Besucher so weit zu bringen, auch zwischendurch für den Erhalt dieser historischen Bauten ihre Brieftasche zu öffnen.
Denn die Hoffnung – auch der EKR, ist – möglichst viele Menschen aus der Region für den Erhalt dieser Monumente zu sensibilisieren. Dass sich idealerweise ein Verein gründet, dass Nachbarn aus der Umgebung der Burg sich zusammentun, dass sich Städter in so einer ländlichen Gegend niederlassen, um zumindest ein paar Basisarbeiten auszuführen wie Gras mähen, kleine Reparaturarbeiten durchführen. Parallel aber auch, Unterstützer, Sponsoren zu finden, um dann auch größere Arbeiten erledigen zu können. In Hundertbücheln leben zum Beispiel seit vielen Jahren wochenweise zwei Deutsche im Pfarrhaus, die einen Verein gegründet haben, churchfortress, der sich um den Erhalt der Kirchenburg kümmert, unterstützt auch von der Heimatortsgemeinschaft (HOG) in Deutschland.
Nach der Einführungsrede des Veranstalters geht es ans Büfett, das keine Wünsche offen lässt. Lokale Gastronomen liefern ihre Spezialitäten an, und ob mit oder ohne Fleisch – alles ist sorgfältig zubereitet und auch optisch einfach ein Augenschmaus. Einige Familien, die mit ihren Kindern schon in den letzten Jahren solche Veranstaltungen besucht haben, schätzen diese Atmosphäre aus kulinarischem Genuss, malerischer Umgebung, gespickt mit Informationen zu Geschichte, Kultur und Leben der Siebenbürger Sachsen.
Denn nachdem gespeist wurde, versammelte Cismaru die Gäste zu einem Kurzvortrag zum geschichtlichen Hintergrund der Kirchenburgen mit anschließender Burgbesichtigung. Die Führung durch die Burg teilten sich Burgführer Jonas, der, wie schon erwähnt, wochen- bzw projektweise seit Jahren im Pfarrhaus in Hundertbücheln wohnt, und Sebastian Bethge, der mittlerweile durch seinen mehrjährigen Aufenthalt in Siebenbürgen und seine zahlreichen Einsätze für die Reparatur der Kirchenburgen, zu einem gefragten Experten auf diesem Gebiet geworden ist.
Es wurde viel gefragt, es wurde viel fotografiert – gute Anzeichen für das große Interesse der Gäste und sicher auch Motivation für den Veranstalter, dass dieses neue Konzept aufgehen kann. Auf jeden Fall erkundigten sich schon Vertreter anderer Gemeinden, ob auch bei ihnen so ein „Frühstück“ möglich sei und zu welchen Bedingungen durchführbar. Für dieses Jahr ist schon alles durchgeplant, wie Cismaru erklärte, aber nächstes Jahr sollte dann wieder einiges gehen.
Für den Nachmittag hatten sich de Veranstalter ein kleines Kinderprogramm ausgedacht. Die Stiftung hat ein Quiz zum Thema Kirchenburgen entwickelt, und die Fragen schriftlich in einem kleinen Heft mit Zeichnungen abgedruckt. Zudem standen den Kleinen Malbücher mit Burgenmotiven zur Verfügung. Ihre Eltern konnten sich dafür weiter bei Kaffee und einer schmackhaften Hanklich oder Apfelkuchen unterhalten.
Eigentlich war noch eine kleine Wanderung zu den vielen Hügeln (deshalb auch der Name des Ortes: Hundertbücheln) vorgesehen, aber der beginnende Regen hatte dann dem Veranstalter doch noch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das neue Konzept für die zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten der Kirchenburgen ist mit diesem touristisch-gastronomischen-kulturellen Angebot sehr gut angelaufen. Nun geht es darum, dass es möglichst viele Menschen erreicht, auch solche, die sich finanziell beteiligen und/oder vor Ort bereit sind, sich einzubringen. Dann haben die Kirchenburgen zumindest mittelfristig gute Überlebenschancen.
Übrigens: Die nächste Transilvanian-Brunch-Veranstaltung findet am 10. Mai in Kirtsch statt, die übernächste am 24. Mai in Baassen.
hk