Liebe Leserin, lieber Leser,
lade Euch herzlich ein, gemeinsam der Osterbotschaft nachzugehen, wie sie uns vom Evangelisten Johannes vermittelt wird: „Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben!“ (Johannes 20,29).
Seit dem Regierungswechsel in den Vereinigten Staaten, Anfang des Jahres, wird in vielen Kreisen immer lauter vom sich einnistenden Misstrauen in vielen Bereichen gesprochen. Leider nicht nur gesprochen, sondern auch empfunden. Die Auferstehung Christi setzt einen klaren, unmissverständlichen Kontrapunkt dazu: Sie steht für ein tiefes Vertrauen, das über das Sichtbare und Spürbare hinausgeht.
In der heutigen Welt, die oft von Zweifeln, Ängsten und Unsicherheiten geprägt ist, wird unser Vertrauen, wird unser Glaube, auf eine harte Probe gestellt. Wir sehen die Herausforderungen, die uns umgeben – Kriege, Ungerechtigkeiten und persönliches Leid. Der Blick in die Welt mag uns manchmal schaudern lassen, doch genau hier wird die Kraft unseres Glaubens offenbar.
Thomas, der Jünger, wollte die Wunden Jesu mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Händen ertasten. Auf dem Großschenker Altar in Siebenbürgen wird das eindrücklich dargestellt. Er war bereit, an das Unmögliche zu glauben, aber nur, wenn er es selbst erleben konnte. Bin ich, sind wir, viel anders als er. Wollen wir nicht auch Beweise, greifbare Zeichen für unseren Glauben? Doch Jesus zeigt uns, dass der wahre Glaube sich nicht nur auf das Sicht- und Fühlbare stützt. Er lädt uns ein, unseren Blick zu erheben und über das hinauszusehen, was wir mit unseren physischen Augen wahrnehmen.
Das „Dennoch“ des Glaubens, oder mit den Augen des Herzens sehen, ist eine wunderbare Antwort, mit der wir auf die Zweifel, Ängste und Unsicherheiten, ja selbst auf Leid und Tod, reagieren können. Der Auferstandene fordert Thomas und mit ihm uns alle heraus, inmitten von Zweifeln, in Zeiten der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Umbrüche und Unsicherheit und inmitten des Leids, unser Herz und unseren Geist für eine tiefere Wahrheit zu öffnen. Der Glaube ist nicht einfach eine emotionale Reaktion oder ein intellektuelles Bekenntnis, sondern eine Lebenseinstellung, die uns befähigt, Liebe und Hoffnung in die Welt hinein zu geben.
Wir sind seit Ostern als Christen beschenkt mit Licht und Hoffnung. Daher auch berufen Licht und Hoffnung zu spenden, selbst wenn und gerade dann, wenn sich dunkle Wolken über unserer Welt und unserem Lebenshorizont abzeichnen. Der auferstandene Christus ist das Zeichen für uns, das selbst aus dem Tod neues Leben entstehen kann. Kein minderer als der Herr des Lebens selbst sagt uns zu, dass wir selig sind, uns glücklich schätzen können, wenn wir glauben, ohne gesehen zu haben. Das bedeutet, dass unser Vertrauen in Gott und in seine Liebe stärker ist als die sichtbare Realität von Misstrauen und Unsicherheit.
In dieser Osterzeit haben wir die Möglichkeit, unseren Glauben zu erneuern und zu stärken. Das Licht der Auferstehung will in unseren Herzen leuchten und uns dazu inspirieren, aktiv an der Veränderung zum Guten in unserer Familie, in unserer grenzübergreifenden und zusammenrückenden Gemeinschaft, in unserer Welt mitzuwirken.
Unsere Welt ist hungrig nach Liebe und Hoffnung. Darum kann sie keiner, selbst Trump und Putin, und wie die Diktatoren unserer Zeit alle noch heißen mögen, besiegen. Wir brauchen nicht mehr als die Kraft der Liebe, der Hoffnung und des langen Atems, um die Schatten zu vertreiben und um Frieden und Versöhnung zum Durchbruch zu verhelfen. Darauf lasst uns bauen und dem Herrn des Lebens und dieser Welt vertrauen.
In diesem Sinne wünsche ich Euch ein frohes und gesegnetes Osterfest. Möge die Botschaft der Auferstehung in unseren Herzen sich lebendig erweisen im Dennoch des Glaubens und in der Liebe und Hoffnung, die wir erfahren und weiterschenken.
Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien
In der Delegiertenversammlung des Jugendwerks Anfang April zog deren Vorsitzender, Pfarrer Wolfgang Arvay, eine positive Bilanz zur Arbeit und den Aktivitäten des Vorjahres und präsentierte die ehrgeizigen Vorhaben für dieses Jahr – mit weiterhin vielen, interessanten Veranstaltungen.
Als erstes präsentierte Pfarrer Arvay die Arbeit im Vorstand des Jugendwerkes der Evangelischen Kirche, zu dem auch die Jugendreferenten Alex Arhire, Cristina Arvay und Sarah Bortmes gehören und zeigte sich sehr zufrieden, dass die Kommunikation so reibungslos funktioniert, sei es in den Sitzungen oder sei es etwa in der Organisation des Jugendtages. „Es sind Leute, die Ideen haben, die Initiative zeigen, sich fortbilden und neue Projekte starten“, freut sich Arvay. Es sei eine gute Mischung aus alt und jung.
Veranstaltungen werden vorgestellt als „Das beste Ferienlager aller Zeiten“ oder „Die beste Karawane aller Zeiten“, doch stellen sich die Leute im Vorstand auch die Frage, ob die Kosten anschließend auch gedeckt sind. Die gute Nachricht ist schließlich, dass das Jugendwerk das Jahr 2024 mit einem Plus abschließen konnte.
Pfarrer Arvay zählt einige Gründe auf, die dieses gute Ergebnis ermöglichten:
- Diakonin Cristina Arvay hatte einen Arbeitsunfall und sich dabei die Hand gebrochen. Drei Monate krankgeschrieben erhielt sie von der Versicherung das Gehalt, hat aber dennoch weiter gearbeitet. So konnten finanziell einiges eingespart werden.
- Hannah Hellmann war im Büro nur bis Mai angestellt und Melinda Toth nahm erst im Dezember ihre Tätigkeit im Jugendwerk auf. So wurden weniger Gehälter ausgezahlt. Die Arbeit blieb allerdings an Cristina Arvay hängen, die sich eigentlich um Veranstaltungen kümmern muss.
- Die Sommerlager waren ausgebucht, was zu einer positiven Bilanz beitrug.
- Im vergangenen Jahr haben sich viele Personen dazu entschlossen, jeden Monat Geld für das Jugendwerk zu spenden. Das sei ein wichtiger Schritt, betont Arvay, und gerne lade man dazu ein 50, 100 Lei oder auch mehr im Monat zu spenden.
Für dieses Jahr gibt es ein umfangreiches Programm, sei es die verschiedenen Freizeiten, oder die sogenannten Karawanen-Besuche von Pfarreien, die alle auf der eigenen Website des Jugendwerkes und auf Social Media vorgestellt werden. Arvay weist mit seinen Vorstandskollegen zurecht darauf hin, dass es auch weitere Arbeiten gibt, die man nicht so sehr sieht wie die Betreuung der Internetseite oder die Arbeit im Büro, um die sich in erster Linie Melinda Toth kümmert.
Arvay geht auch auf die größeren Projekte ein, die man gerne realisieren möchte. Als erstes nennt er den Kauf eines Busses. Der alte sei mit seinen 17 Jahren ziemlich reparaturanfällig geworden. „Wir basteln an einer Finanzierung und haben bereits ein paar Zusagen“, erläutert Arvay und bittet die Delegiertenversammlung um die Genehmigung dieses Kaufs. Man suche fleißig Sponsoren, denn man gehe von einem Preis von etwa 41.000 Euro für diese Neuanschaffung aus.
Weiterhin ist die Anstellung eines Jugendreferenten geplant. Bereits im Budget 2024 sei die Stelle ab September vorgesehen gewesen. Im Oktober 24´ konnte dann Sarah Bortmes angestellt werden, was zu einer starken Entlastung aller beitrug. Seit Dezember 2024 findet ein sechsmonatiges Coaching von Daniel Horst statt. Er kennt die Arbeit des Jugendwerks und auch das Land. Im Zuge dieser Weiterbildung entstand die Idee, Jugendliche vor Ort stärker einzubinden und sie für das Jugendwerk zu gewinnen – mit dem Ziel:
- Jugendliche zu unterstützen, damit sie in den Gemeinden auf verschiedene Art aktiv werden können.
- Aufbau einer Jungschararbeit in den Gemeinden. In Kronstadt und Mediasch gibt es bereits zwei Gruppen, weitere könnten gegründet werden und auch Kurse für die Ausbildung der Ehrenamtlichen lassen sich organisieren.
- eine rumänischsprachige Jugendarbeit aufzubauen – überregional, auch lokal,
- rumänische Konfirmationskurse, eine rumänische Freizeit oder sonstige Formate anzubieten.
Ab dem Herbst dieses Jahres soll deswegen ein weiterer Jugendreferent eingestellt werden. Das Geld dafür habe man durch die Spende des Vereins Novum erhalten, und es würde für mindestens ein Jahr reichen, freut sich Arvay. Auch hier bittet der Vorsitzende um die Zustimmung der Delegiertenversammlung.
Der Vorstand des Jugendwerks möchte auch die Satzung ändern, um eine Firma gründen zu können, mit dem Ziel zum Beispiel Fanartikel herzustellen und zu vertreiben. Hier sei man noch am Anfang der Überlegungen.
Weiterhin plant der Vorstand einen neuen Bereich ins Leben zu rufen und spricht dabei von Angeboten für die „After Jugend“ – also spezielle Angebote für Studenten. Dafür sei bereits extra Geld vorgesehen. So wurden im März vier Studenten unterstützt, damit sie in Österreich einen Kurs besuchen zum Thema Outdoor Leadership Training.
Im vorigen Jahr trat die Jugendwerksband mehrmals in Ferienlagern und beim Jugendtag auf. Seit dem Konfirmandentag am 5. März dieses Jahres gibt es nun auch eine in Mediasch. Aufgrund dieser positiven Erfahrungen will das Jugendwerk weitere Jugendliche, die ein Instrument beherrschen, motivieren, Musikgruppen zu gründen. „Es wäre super, mehrere Bands zu haben“, ist Arvays Wunsch.
Arvay erwähnt noch lobend die Arbeit der Referenten: Christina Arvay, beschäftigt seit 2007, Alex Arhire seit 2020, Sarah Bortmes seit November 2024 und Melinda Toth seit Dezember 2024. Man sei in einem ständigen intensiven Austausch, schreibe die geleisteten Stunden auf, um einen Überblick über die getane Arbeit zu haben, um so transparent dokumentieren zu können, dass etwa eine zusätzliche Stelle nötig sei. Zudem hat Alex Arhire bestimmte Aufgaben des Vorsitzenden übernommen wie das Bearbeiten von Anträgen und Abrechnungen für den Jugendtag, Erstellung des Budgets und die Abwicklung mit den Banken.
Nächstes Jahr wird das Jugendwerk 20 Jahre alt. „Viele Generationen von Jugendlichen sind in diesem Verein groß geworden und sind jetzt in die weite Welt ausgestreut, und viele Pfarrer und Mitarbeiter haben sich im Laufe der Jahre eingebracht“, berichtet Pfarrer Arvay. Seine Bitte ist, sich jetzt schon Gedanken für „schöne Aktionen für das Jubiläum“, zu machen.
Das Fazit des Vorsitzenden: „Unsere Arbeit in der Landeskirche will Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Mut machen, ihren Glauben zu leben, Mitarbeiter zu sein in einer Gemeinde und sich für den Nächsten einzusetzen. Dieser kleine Einblick soll ein Dank sein für die viele segensreiche Arbeit.“
hk
114 Jahre nachdem Bischof Friedrich Teutsch 1911 das damalige Knabengymnasium der Evangelischen Kirche in Bistritz im Oktober 1911 eröffnete, war es wieder der Bischof der Evangelischen Kirche in Rumänien (EKR), diesmal Reinhart Guib, der den geistlichen Teil der Wiedereröffnung dieses stolzen Gebäudes nach fast fünf Jahren Renovierungsarbeiten, mitgestaltete.
Es war der größte Umbau dieses prächtigen Gebäudes seit seiner Gründung, das, wie der Bürgermeister Gabriel Lazany in seinem Grußwort erwähnte, fast 85 Millionen Lei kostete. Für den Pfarrer der Bistritzer Evangelischen Kirche, Andreas Hartig, selbst Schüler dieser Bildungsinstitution, die mittlerweile den Namen des bekannten Schriftstellers Liviu Rebreanu trägt, ist es sowieso das schönste Schulgebäude des Landes, wie er in seiner Eröffnungsrede bekannte. Auch der riesige Schulhof (einige meinten, der größte im Land) wurde komplett neu gestaltet und in einen sogenannten dendrologischen Garten mit viel Grün, Sträuchern und Bäumen umgebaut.
Schuldirektorin Monica Halaszi lobte in ihrer Ansprache die Weitsicht und das Engagment des ersten Schuldirektors, Georg Fischer, der 20 Jahre Geld sammelte, um seinen Traum von dieser Schule zu verwirklichen, die dann innnerhalb von zwei Jahren von 1908 bis 1910 fertiggestellt werden konnte. An seiner Seite betätigte sich der Pfarrer und dann späterer Schuldirektor Friedrich Kramer ebenso als fleißiger Spendensammler. Die Größe des Gebäudes mit seinen großzügig gebauten Klassenzimmern und einem breiten Treppenhaus zeige auch, welche hohe Bedeutung Bildung schon damals hatte. „In Bildung zu investieren heißt Zukunft“, schloß die Schuldirektorin.
Der Historiker und Unterstaatssektretär im Departement für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der rumänischen Regierung, Thomas Sindilariu, konnte das in seinem Grußwort bestätigen und wies darauf hin, dass es in Bistritz schon im 16. Jahrhundert Schulen gab und dass ein weitsichtiges Prebyterium dafür sorgte, dass Bildung seinen wichtigen Platz bekam.
Nach der Enteignung durch die Kommunisten nach dem Zweiten Weltkrige und bewegten Zeiten danach, erhielt die Kirche das Gebäude in den Nullerjahren zurück, die sie dann in die Verwaltung der Stadt Bistritz übergab. Dies geschah ohne jedwelche finanziellen Ansprüche, jedoch mit der Auflage, das Gebäude ausschließlich als Schule zu benutzen, in Stand zu halten und eine deutsche Abteilung aufrecht zu erhalten. Heute besuchen nun 1702 Schüler diese Schule von der Grundschule bis zum Bacalaureat-Abschluss, davon gehen etwa 600 in die deutschen Klassen. Pro Jahrgang gibt es jeweils eine deutsche Klasse. Grund genug für die Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Kerstin Ursula Jahn, die gute Zusammenarbeit der unterschiedlichen Ethnien sowie Religionsgemeinschaften hervorzuheben.
In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten unter anderem der Bischof, der Bürgermeister, die Schuldirektorin, Pfarrer Hartig sowie Vertreter der lokalen Politik und der rumänischen Regierung, darunter der frühere Minister Daniel Suciu (er sicherte die Finanzierung), ein Dokument, in dem die Geschichte der Schule zusammengefasst ist, und das in einer Zeitkapsel eingeschlossen in einer Art Sockel begraben wurde. Diese Kapsel soll dann in 100 Jahren geöffnet werden.
Im Anschluss an diese Feierlichkeiten fand in der Stadtmitte die Eröffnung des traditionellen Ostermarktes statt – auch in Anwesenheit der Konsulin Jahn, des Unterstaatssekretärs Sindilariu und des Pfarrers Hartig.
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Anfang April – im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in Rumänien - fand im Teutsch-Haus in Hermannstadt eine Pressekonferenz des Bischofs statt, in der der Bischof – auch im Namen der Evangelischen Kirche in Rumänien - ein klares Bekenntnis zur Demokratie abgab. Es aber vermied, trotz mehrfacher Nachfragen der Journalisten, eine oder mehrere Kandidaten zu nennen, die sich jetzt zur Wahl stellen. Er rief alle Bürger dazu auf, sich für die Bewahrung der demokratischen, pro-europäischen und pro-euro-atlantischen Ausrichtung sowie für die Anerkennung der Meinungsfreiheit und der Toleranz jedes Menschen einzusetzen.
Hier nun der Wortlaut der Rede leicht gekürzt: „Sie wundern sich vielleicht über das Thema dieser Pressekonferenz: ´Kirche und Demokratie´. Es ist in der Tat das Thema unserer Kirche für das gesamte Jahr 2025. Dieses Jahr ist von der Kirchenleitung bereits seit Oktober 2024 zum ´Jahr der Demokratie´ erklärt worden, also einige Zeit vor den turbulenten und beeinflussten Wahlen in Moldawien, Österreich und Rumänien.
Wir haben das Thema von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) aufgegriffen, die Ende August letzten Jahres ihre Vollversammlung in Sibiu abgehalten hat. Die GEKE befasst sich seit Jahren mit diesem Thema. In der Evangelischen Kirche in Rumänien (EKR) als Teil der GEKE wurde der Wunsch geboren, über die Grundlagen, Werte und das Handeln in Kirche und Gesellschaft unter dem Blickwinkel der Demokratie nachzudenken.
In Rumänien haben wir vier Jahrzehnte lang bitter erfahren müssen, was es heißt, in einem undemokratischen, ja totalitären, diktatorischen Staat zu leben. Umso mehr müssen wir die Freiheit schätzen lernen, die im Dezember 1989 unter Einsatz unseres Lebens in Rumänien erkämpft wurde, und den Demokratisierungsprozess, der seit 35 Jahren andauert.
Ein Pfeiler der Demokratisierung war das so genannte Andreanum. Das Andreanum war das Verfassungsrecht der Siebenbürger Sachsen von 1224 bis 1876, also mehr als 650 Jahre, mit seinem Rechts- und Schutzsystem. Dies wird später in der Ausstellung von der Leiterin des Friedrich-Teutsch-Zentrums für Kultur und Dialog, Frau Gerhild Rudolf, vorgestellt.
Die andere Säule war die Reformation und die Kirchenverfassung nach 1550, die sich ausschließlich an der Botschaft Gottes in der Heiligen Schrift und dem apostolischen Glauben orientierte und durch die die deutsche katholische Kirche als evangelisch-sächsische Kirche identitätsstiftende, demokratische Züge annahm und pflegte, die sich bis heute auf die äußeren Strukturen und die innere Kirchenordnung erstrecken.
Ein starker Impuls war auch die Erklärung des Landtages von Thorenburg im Jahre 1568, in der festgelegt wurde, dass jeder Mensch sein Schicksal frei wählen kann, also ein erstes Zeugnis für Toleranz und Religionsfreiheit. Dennoch ist Demokratie sowohl in der Kirche als auch im Staat keine Selbstverständlichkeit und muss deshalb immer wieder neu gesetzlich geregelt, gelebt und praktiziert werden.
Ein gutes Beispiel ist die Wahl des Bischofs der evangelischen Kirche bis zum heutigen Tag: Zunächst äußern die Ortsgemeinden, also die Laien, ihre Vorschläge. Die drei Vorschläge, die die meisten Stimmen erhalten, werden von jeder Gemeinde den fünf Bezirkskonsistorien vorgelegt, in denen dann die Laien und Pfarrer in der Bezirksversammlung zusammenkommen und aus allen drei Vorschlägen, die die meisten Stimmen erhalten, wählen.
Auf diese Weise werden 3 Vorschläge aus den 5 Bezirken dem Landeskonsistorium vorgestellt, das zu zwei Dritteln aus Laien und zu einem Drittel aus Priestern besteht, und die den Bischof aus den maximal 15 Vorschlägen wählt, was normalerweise mehrere Wahlgänge erfordert, einen nach dem anderen, bis einer der Kandidaten eine einfache Mehrheit hat, d.h. eine Mehrheit plus eine der abgegebenen Stimmen.
Nach zwei Wochen, in denen die Wahl angefochten und neu bewertet werden kann, wird der Bischof eingesetzt, geweiht und vorgestellt. Übrigens haben bei allen Wahlen und in allen Bereichen der Kirche, ob Laien oder Kleriker und Bischof, Männer und Frauen die gleichen Rechte.
Von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa haben wir 12 Merkmale zum Verständnis von Kirche und Demokratie aufgegriffen, die uns herausfordern, darüber nachzudenken und weiterzudenken, was Demokratie in unserer Kirche und Gesellschaft bedeutet. Deshalb haben wir einen Kirchenkalender zu diesem Thema veröffentlicht.
Es geht darum, wie wir die Kirche nach außen und nach innen sehen, unser Verhältnis zum Staat, unseren Wunsch nach Gemeinschaft und unseren Beitrag zu einer gerechten und humanen Welt. 12 Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen, die der deutschen Gemeinschaft und der EKR angehören, geben uns anhand eines Statements und eines biblischen oder literarischen Bezugs einen Einblick in ihr Verständnis und ihre Vision von der Bedeutung und Zukunft der Kirche und der Demokratie.
Merkmale wie Angst, Gehorsam, Grenzen, auf den ersten Blick vielleicht negativ besetzt, aber realistisch, werden ebenso angesprochen wie klare Merkmale wie Partizipation, Bildung, Freiheit, Minderheit und Verantwortung oder einige sehr aktuelle Merkmale wie Wahlmöglichkeiten, Vielfalt, Wahrheit und das Wort. Sie sind in deutscher Sprache alphabetisch von Januar bis Dezember geordnet und mit einem aussagekräftigen Bild versehen.
Das Thema Demokratie mit den Merkmalen Gehorsam, Verantwortung, Wahrheit und Wort führte im November 2024 in der evangelischen Gemeinde in Bukarest zu einem runden Tisch mit Laien und Priestern über die Mission der Kirche in der heutigen Gesellschaft. So wurde ein Missionskodex veröffentlicht, der von der Versammlung der Laien, Priester und in der Kirchensynode angenommen wurde. Es sind 16 Punkten unter dem Motto unserer Kirche: „Aus dem Glauben und in der Gemeinschaft bauen wir das Leben“ (eine dazugehörige Broschüre kann bei der EKR angefordert werden). Es ist auch ein Ausdruck der kirchlichen Demokratie und eine Einladung zur Demokratie.
Gleichzeitig erneuern wir die Presseerklärung der EKR zu den Wahlen im November 2024 und weisen darauf hin, dass die Evangelische Kirche Rumäniens ihren Gemeindemitgliedern und Freunden - aber auch der gesamten rumänischen Gesellschaft - für die Wahlen im Mai 2025 empfiehlt, Kandidaten zu wählen, die sich für die Bewahrung der demokratischen, pro-europäischen und pro-euro-atlantischen Ausrichtung sowie für die Anerkennung der Meinungsfreiheit und der Toleranz jedes Menschen einsetzen.
Die Evangelische Kirche C.A. gibt diese Empfehlung auf der Grundlage ihrer Theologie, Tradition und Erfahrung ab. Aus theologischer Sicht sind die christliche Freiheit und die Toleranz aus Liebe wesentliche Tugenden. Jesus Christus ruft niemals zu Hass und Spaltung auf. Von der Tradition her hat unsere Kirche ihren Ursprung in der evangelischen Reformation in Mitteleuropa.
Durch ihre offizielle deutsche Sprache im Gottesdienst hat sie Zugang zu einer spezifischen europäischen Kultur, von der wichtige Teile der rumänischen Gesellschaft profitieren. Was ihre Erfahrungen betrifft, so hat sie im 20. Jahrhundert stark und direkt unter undemokratischen und diktatorischen Regimen gelitten, wobei einige ihrer Gemeindemitglieder vor 80 Jahren in die ehemalige Sowjetunion deportiert wurden.
Im Januar dieses Jahres gedachten wir im Teutsch-Haus dieses gewaltigen Einschlags, der zur Dezimierung der deutschen Minderheit in Rumänien führte. Mehr als 70.000 Menschen wurden deportiert, von denen 20 Prozent nie zurückkehrten, die anderen wurden nach Deutschland geschickt, was nach 1950 zur Auswanderung von Deutschen und natürlich auch von evangelischen Sachsen führte.
Trotz einer schwierigen Zeit voller politischer, wirtschaftlicher und medialer Turbulenzen und Frustrationen haben wir Vertrauen in die Reife der rumänischen Wähler, die den Unterschied zwischen einer Politik, die schädliche, extremistische Positionen vertritt, und einer Politik, die auf eine demokratische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Rumäniens abzielt, und zwar offen, innerhalb der Europäischen Union und der NATO. Wir fordern unsere Mitbürger im In- und Ausland auf, verantwortungsbewusst zu wählen. So wahr uns Gott helfe!
Zum Schluss noch einige aktuelle Informationen der EKR: Es ist das erste Mal seit 1939, dass die evangelische Kirche mehr Mitglieder zählt als ein Jahr zuvor. Dies ist ein Zeichen der Stabilität nach vielen Jahren, in denen die Auswanderung die Reihen der evangelischen sächsischen Gemeinde gelichtet hat.
2024 gab es das zweite große Sachsentreffen in Rumänien - das 800-jährige Jubiläum des Andreanum - und 45 Treffen der Sachsen in ihren Heimatgemeinden in Hermannstadt. Das Andreanum wurde an 27 Orten im In- und Ausland ausgestellt und fast 10.000 Kataloge wurden bei den Ausstellungen verteilt. Nach August 2024 wird die Ausstellung des Andreanum erneut in Sibiu Station machen, diesmal im Hof des Teutsch-Hauses.
Ein Thema der Demokratie wird auch beim Treffen der Sachsen am 19. und 20. September 2025 in Zeiden unter dem Motto: „Freiheit macht den Unterschied“ aufgegriffen.
Die Stiftung Kirchenburgen mit ihrem neuen Geschäftsführer Cristian Cismaru lädt ab diesem Monat unter dem Titel Forti-Vacation in verschiedenen Kirchenburgen zu Veranstaltungenen mit kulturellem, gastronomischen, musikalischen, geistlichen, spirituellen sowie sportlichen Programm ein. Die nächste Pressekonferenz möchten wir dann im Juni organisieren, um dieses Thema der Neuorientierung der Kirchenburgen vorzustellen.“
Im zweiten Teil der Konferenz stellte dann die Direktorin des Teutsch Hauses, Dr. Gerhild Rudolf, die Ausstellung zum Andreanum vor, die noch bis zum Juni im Garten des Hauses zu besichtigen ist.
Die siebte Diakonietagung, Anfang April, in Scholten/Cenade, beschäftigte sich mit einem nicht alltäglichen Thema, das aber jeden von uns eines Tage treffen wird. Es handelt sich um das Sterben und die Sterbebegleitung aus diakonischer Sicht und Erfahrungen aus dem diakonischen Umfeld. Im ersten Teil ging es vor allem um die theoretischen Grundlagen, im zweiten dann um die Umsetzung und den Austausch der Teilnehmer - und vor allem Teilnehmerinnen.
Unter den Teilnehmenden waren Pfarrer, Personen aus der Kirchenleitung und Sozialassistenten verschiedener diakonischer Einrichtungen aus Karlsburg, Bukarest, Fogarasch, Hermannstadt Kronstadt, Reps und Mühlbach. Als Gastgeber hat das Ehepaar Lazar, das die Leitung des Peter und Pauls Altenheim seit nunmehr 25 Jahren inne hat, im Kultursaal für einen reibungslosen Ablauf der Tagung gesorgt.
Nach der Begrüßung und Andacht durch Bischof Reinhart Guib und der Vorstellung der Teilnehmer konnte mit dem ersten Teil des Vortrags begonnen werden: Sterben und Sterbebegleitung aus diakonischer Sicht. Der Referent, Dr. Thomas Pitters, Gastprofessor des Theologischen Institutes, Diakoniewissenschaftler und Pfarrer i.R. (Deutschland und Österreich), hat bei den Teilnehmern für großes Interesse gesorgt, zumal die Thematik weder in der medizinischen noch in der sozialen Ausbildung wenig Beachtung erfährt.
Die Sterbebegleitung hat als Grundsatz die palliative Unterstützung. Sie geht auf die Idee der Hospize zurück, deren erste Gründung 1967 in London, bei der interdisziplinäre Hilfen den Sterbenden begleiteten: Schmerztherapie durch ärztliche Unterstützung und geistige Hilfe durch die christliche Seelsorge. „Dem Leben nicht mehr Stunden geben, sondern den Stunden mehr Leben!“.
Die Basis diakonischer Arbeit ist Gott zu dienen. Ohne den christlichen Glauben als Basis könnte man auch das „Rote Kreuz“ um Hilfe bitten. Allerdings geht es um die christlichen Werte, die die Diakonie ausmachen. Die diakonische Sterbebegleitung unterstützt durch schmerzlindernde Therapien als auch (und) auf emotionaler und spirituellen Ebene. Die Essenz ist: im Gegenüber das Antlitz Gottes zu erkennen.
Der Tod ist ein Prozess und wird aus dem Blickwinkel der Soziologie, Medizin und Jurisprudenz gesehen. Der diakonische Blickwinkel ist dazwischen. Er bedarf einer Position zwischen Professionalität und Emotionalität. Sterbebegleitung aus diakonischer Sicht hat immer den Sterbenden im Blickpunkt und dessen Lebensqualität. In keinem Fall gehört die aktive Sterbehilfe dazu. Die steht im Gegensatz zur diakonischen Ethik!
Zwischen den Referatseinheiten hat Erika Klemm, Migrationsbeauftragte unserer Landeskirche, die die Organisation dieser Tagung innehatte, durch musikalische Begleitung zuerst am Klavier dann auf der Flöte für den entsprechenden Rahmen bei diesem sensiblen Thema gesorgt. Für weitere Auflockerung sorgte sie durch die Verteilung von Motivationssternen und durch Schokoladen-Marienkäfern brachte sie die Zuhörer dazu, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Im zweiten Teil des Vortrags ging es um Erfahrungen und praktische Hinweise für die Sterbebegleitung im diakonischen Umfeld. Theologe Pitters schöpfte aus seinem umfangreichen Wissen und seiner Erfahrung als Klinischer Seelsorger, Gesprächstherapeut und zuletzt Leiter im Diakoniewerk Gallneukirchen.
Im Sterbeprozess durchlebt der Mensch mehrere Phasen wie Ignoranz, Ablehnung, Depression, Verhandlung und letztlich die Akzeptanz des Sterbens. Die diakonische Arbeit begleitet in diesen schwierigen Lebensabschnitten und hilft so gut es geht. Dabei ist Ruhe, Empathie und auch ein Stück Gelassenheit sehr wichtig. Die Verbindung zum Menschen reißt auch nach seinem Ableben nicht gleich ab.
Ein Gebet sprechen, eine Kerze anzünden und ein Vater Unser sprechen nach dem Eintritt des Todes, sind einige Beispiele, wie man diakonisch begleiten kann. Die eigene Bearbeitung des Erlebten sollte mit einem Geistlichen, den Kollegen oder auf therapeutische Art begleitet werden, denn nur wenn es dem Helfenden selbst gut geht, kann er für andere in deren schweren Stunden hilfreich sein und sie im diakonischen Sinne begleiten.
Am Ende der Tagung konnten Anliegen Herausforderung und Synergien besprochen werden. Moderiert durch Dr. Holger Lux, Leiter des Blauen Kreuzes, berichteten die Teilnehmer aus ihrem Arbeitsumfeld. Es gebe kaum Fachkräfte und dadurch komme es zur Mehrbelastung. Ein interessantes Phänomen schilderte eine Teilnehmerin: Altenpflegerinnen aus dem Ausland kehren zurück nach Rumänien und seien direkt einsetzbar, was sehr begrüßt wird, zumal man früher jahrelang in die Schulung des Personals investiert hatte und dies dann abgewandert sei.
Die Altersstufe der zu Betreuenden sei höher als noch vor zehn Jahren. Ungefähr 80 Prozent der Bevölkerung am Land sei 80 Jahre alt und älter und die wenigsten könnten sich einen Heimplatz leisten. Die Zusammenarbeit mit den Behören (DAS-direcția de asistență socială) funktioniere meist gut. Gleichzeitig klagen einige Teilnehmer über die hohen administrativen Herausforderungen.
Ein Knackpunkt seien die Ansprüche der Angehörigen, wenn Familienmitglieder ins Heim müssen. Sie sind sich oft nicht einig und es müsste sowohl rechtlich als auch medizinisch Einigung darüber geben, wie man bei einem akuten Krankenhausaufenthalt beispielsweise vorgehe. Einige Einrichtungen seien nicht akkreditiert, machten aber eine hervorragende Arbeit.
Eine funktionierende flächendeckende ambulante Pflege gebe es nach wie vor nur sporadisch in einigen Städten Rumäniens. Leider verliere man viel Zeit im Strassenverkehr. Selbstfinanzierungen der verschiedenen Anbieter erfolgen durch eigene kleine Handwerkseinrichtungen: Fahrradreparatur, Bäckerei, Essen auf Rädern und Mieteinnahmen.
Nach dem Reisesegen konnte das Altenheim „Sf. Petru si Pavel“ und einige Bewohner besucht werden. Sie machten einen munteren Eindruck und waren über den Besuch erfreut. Der letzte Höhepunkt des Tages war der Besuch der Kirche, die man vom blumenbewachsenen Innenhof entlang der Kirchenmauer erreichen konnte. Sie wird nicht mehr für Gottesdienste genutzt, sondern diese finden im Altenheim statt. Mit einem spontan angestimmten „laudate omnes gentes“ in der Kirche beschlossen die Teilnehmer diese gelungene und durchaus auch emotional gestimmte siebte Diakonietagung.
Andrea Judith Krempels
In ihrer Frühjahrsklausurtagung haben Pfarrer ihre Andachten zu Frauen in der Bibel gehalten. Biblische Frauenfiguren sind Vorbilder des Glaubens, und das nicht nur für Frauen. Pfarrer Hans-Georg Junesch nahm das zum Anlass über Lois nachzudenken (2 Timotheus 1, 5).
Wenn wir die beiden Jubiläen zusammenlegen, die wir zur Zeit in unserer Kirche feiern, nämlich 50 Jahre Weltgebetstag und 30 Jahre Frauenordination, dann haben wir zwei Generationen von Frauen vor Augen, die unsere Kirche nachhaltig geprägt haben. Gestern wurden einige dieser Frauen vorgestellt, die für unsere Kirche „Mütter im Glauben“ geworden sind; oder auch Großmütter. Maria Elisa Klein, Helga Pitters, Gertrud Rehner, Marlene Klein, Christl Schullerus. Es sind Vorbilder, die viele Christenleben im Wachsen und Werden begleitet haben.
Wer ist das für mich? Wenn ich an die Gemeinde Hermannstadt denke, so fällt mir sofort sie ein: Dorothea Binder, unsere Dorli. Jahrzehntelang hat sie die Arbeit mit Kindern in unserer Gemeinde geprägt und eigentlich getragen; auch heute ist sie noch manchmal dabei. Und auch in der eigenen Familie ist es mit der Weitergabe des Glaubens gut geworden, ihre Töchter geben ihrerseits den Glauben weiter, sei es in der Gemeinde oder in der Familie.
Ich denke auch an Lois, die Großmutter des Timotheus. Sie ist in ihrer Rolle als Großmutter zum Glaubensvorbild geworden. Und sie ist die einzige Großmutter überhaupt, die als solche in der Bibel auch namentlich genannt wird.
„Denn ich erinnere mich an den ungeheuchelten Glauben in dir, der zuvor schon gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike; ich bin aber gewiss, auch in dir“, schreibt Paulus im Zweiten Timotheusbrief Kapitel 1 Vers 5.
Paulus „erkannte die lebensverändernden Beiträge dieser beiden Frauen in einer Zeit an, in der Frauen nur selten namentlich erwähnt wurden.“1 Ihr ehrlicher Glaube ist für den Weg des Timotheus ausschlaggebend geworden. Lois hat zuerst wohl ihre Tochter Eunike im christlichen Glauben geprägt und ist dann anscheinend auch in der Erziehung des Timotheus aktiv impliziert. Das hebt Margot Käßmann in einem Artikel zu diesem Thema hevor. Sie betont den entwicklungspsychologischen Aspekt dieser glaubensprägenden Frau in ihrer Familie und in der Generationenabfolge für ihre (ur)christliche Gemeinde.
„Großmütter spielen seit den Zeiten der Lois in der Weitergabe des Glaubens bis heute eine große Rolle. Warum ist das wohl so? In Erinnerung an meine eigene Großmutter denke ich, es liegt zum einen daran, dass Großmütter mehr Zeit für Kinder haben als Mütter. Wahrscheinlich stehen Großmütter aber auch fester und überzeugter im Glauben, weil sie mehr Lebenserfahrung haben.
Sie können davon erzählen, wie sich ihr Glaube bewährt hat in den guten und gerade auch in den schlechten Zeiten des Lebens. Zudem sind Großmütter meist nachsichtiger als Mütter. Manches Enkelkind konnte der Großmutter anvertrauen, was es vor der Mutter geheim hielt. Spätestens seit sie Enkel haben, werden Großmütter zudem über die eigene Endlichkeit bewusst nachdenken. Gerade wer das eigene Sterben in das Nachdenken über das Leben integriert, wird klar über den Glauben sprechen. Wer die „letzten Dinge“ vor Augen hat, gewinnt auch eine größere innere Freiheit gegenüber den vorletzten.“ 2
Andererseits spielt in der familiären Situation der Lois und der Eunike auch der soziale Aspekt eine wichtige Rolle bei der Weitergabe des Glaubens an Jesus Christus. Denn Mutter und Großmutter des Timotheus sind wohl jüdischer Herkunft gewesen, der Vater hingegen ein heidnischer Grieche, was die Tatsache belegt, dass sein Sohn als Kind nicht beschnitten worden ist (siehe Apostelgeschichte 16,1-3). Eine religiöse Mischfamilie also, in der Timotheus aufwächst. Entscheidend geprägt jedoch vom christlichen Glauben, wofür der „ungeheuchelte Glaube“ seiner Großmutter und Mutter vorbildhaft ist.
Diesen „ungeheuchelten Glauben“ betont Paulus auch an einer anderen Stelle, wo er ihn als eine wichtige Größe in dem Verkündigungsgeschehen ansieht (1. Timotheus 1, 5): „Das Ziel der Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungeheucheltem Glauben.“
Für mich stellt diese Aussage des Apostels eine Herausforderung dar. Wie lebe ich die Liebe Gottes in meiner Familie? Wir haben selbst unsere Eltern und Großeltern in ihrem Glauben erlebt. Wie haben sie mich geprägt? Wir sind sodann selbst zu Eltern oder sogar schon Großeltern geworden, die für ihre Kinder oder Enkelkinder ein Vorbild darstellen, eben auch, was den Glauben betrifft. Das soll uns jeden Tag bewusst sein. Wie lebe ich also meinen Glauben im Angesicht meiner Familie?
Anhand solcher biblischer Gestalten erkennen wir, wie wichtig die Weitergabe des Glaubens in der eigenen Familie auch für die Gemeinde, die ganze Kirche ist. Nicht nur, um einer Tradition zu folgen (vergleich dazu 1. Tim 1,4), die oft in sich selbst genügsam ist, sondern um das Reich Gottes aufzubauen. Lois und Eunike sind uns hierin zu bemerkenswerten Vorbildern geworden. Sie „sollten alle christlichen Mütter und Großmütter ermutigen und sie daran erinnern, dass ihr gottgefälliger Einfluss im Leben ihrer Kinder und Enkelkinder eine Auswirkung für die Ewigkeit hat.“ 3
1 www.gotquestions.org/Lois-and-Eunice.html
2 www.herder.de/religion-spiritualitaet/bibel/personen/lois/
3 www.gotquestions.org/Lois-and-Eunice.html
Hans-Georg Junesch ist Pfarrer im Gemeindeverband Hermannstadt, Hammersdorf, Schellenberg und unterrichtet Religion unter anderem am Brukenthal Gymnasium in Hermannstadt.
Der neunte Runde Tisch, den die Migrationsbeauftrage der EKR, Erika Klemm, veranstaltete hatte es zumindest thematisch in sich, ging es nicht weniger als um das nicht einfache Thema der „sexuellen Abhängigkeit und Online-Pornografie.“ Ziel dieser Gesprächsrunden ist es, schwierige Themen mit möglichst unterschiedlichen Experten zu diskutieren und auch Vertreter von Behörden mit Fachleuten zu vernetzen.
Fast 40 Teilnehmer hatten sich zu dieser Veranstaltung angemeldet, die im März in der Evangelischen Akademie in Neppendorf stattfand. Es waren Psychologen, Pädagogen, Leiter und Verantwortliche von der Polizei, vom Kreisrat, Schulinspektorat, Sozialreferat, Grenz- und Zollbeamten. Veranstalterin Klemm freute zum einen, dass sie schon am ersten Tag der Bekanntgabe 12 Anmeldungen erhielt, zum anderen, dass fast die Hälfte Teilnehmer zum ersten Mal an ihrer Veranstaltung teilnimmt.
Gleich in der Vorstellungsrunde lobten die Teilnehmer den Mut der Kirche, dieses Thema, das nach wie vor in der rumänischen Gesellschaft ein Tabu ist, zu behandeln. Bischof Reinhart Guib sowie Akademieleiter und Pfarrer Dietrich Galter betonten in ihren Grußbotschaften, dass es zu den Aufgaben dieser Bildungseinrichtung gehört, auch schwierige Themen zu diskutieren und dass dieses Engagement sehr wohl auch von der Zivilgesellschaft honoriert wird.
Und dass es ein sehr wichtiges und dringendes Thema ist, zeigten immer wieder die Wortbeiträge der Teilnehmer, aber auch die Statistiken und auch Beispiele, die die beiden Referenten in ihren Vorträgen nannten. Es war dies Dr. Holger Lux, Arzt und Psychotherapeut sowie Mihai Copăceanu, Psychologe, Buchautor und gefragter Redner auf Fachkongressen.
Als roten Faden der Veranstaltung ließe sich sagen, dass man nicht früh genug mit der Aufklärung der Kinder und Jugendlichen, aber auch der Eltern, beginnen kann, wenn es um die Nutzung von Pornografie und deren Abhängigkeit vor allem bei Jungen geht. Und auch bei den Mädchen und jungen Frauen geht es darum, sie aufzuklären. Es wurden nämlich Statistiken zitiert, dass es in Rumänien prozentuell die meisten minderjährigen schwangeren Frauen gibt, und dass zum Beispiel Frauen aus Rumänien den höchsten Anteil an Prostituierten – etwa ein Drittel – in Deutschland bilden.
In seinem Vortrag erläuterte Lux theoretische Hintergründe sexueller Abhängigkeit und stellte auch einen Fragebogen vor mit 25 Fragen, die eine erste Auskunft – zumindest überflächlich – über diese Abhängigkeit geben kann. Da ging es dann zum Beispiel darum, ob man als Kind Opfer sexueller Übergriffe wurde oder ob man ein schlechtes Gewissen bezüglich des eigenen sexuellen Verhaltens hat. Schließlich plädierte Lux dafür, dass auch in Rumänien mehr Personal auszubilden ist, dass sich dieses Themas annimmt und dass aber im ersten Schritt – diese Abhängigkeit überhaupt als Krankheit annerkannt wird, wie es in den westlichen Ländern längst der Fall ist.
Der Psychologe Mihai Copăceanu arbeitet sehr viel mit Eltern und Jugendlichen zusammen. Er stellt fest, dass vor allem die Kinder zwischen sieben und 13 Jahren am stärksten gefährdet sind, wenn es um sexuellen Mißbrauch geht. Was die Täter angeht, kommen diese aus allen Altersgruppen, und die schlechte Nachricht sei, dass die meisten nicht therabierbar sind. Sie geben zu, was sie getan haben und noch mehr: dass sie nicht versprechen können, es nicht wieder zu tun.
Und die nächste schlechte Nachricht: Die Kinder kommen immer früher mit Pornografie in Kontakt, bei den 17-Jährigen sollen es nur noch ein Prozent sein, die damit noch nichts zu tun hatten. Eltern sind mit dieser Situation in der Regel überfordert, die einen wollen es einfach nicht wahrhaben, nach dem Motto: „Mein Kind doch nicht“, andere wiederum schimpfen mit ihren Sprößlingen. Seine Schlußfolgerung: Auch Eltern bräuchten dringend Hilfe, und er empfiehlt ihnen, früh genug und rechtzeitig mit den Kindern zu sprechen, denn je später sie mit ihnen reden, desto weniger glauben diese ihnen. Und: den Einfluß von Freunden nutzen.
Zum Schluß hatte Copăceanu einige Rollenspiele vorbereitet. Es waren Dialoge von Eltern mit dem Psychologen beziehungsweise Kinder mit dem Therapeuten, die die Teilnehmer gebeten wurden, vorzulesen, um die geschilderten Szenen danach zu analysieren. Ein allgemeingültiges Rezept gebe es nicht, meinte der Referent, betonte aber, dass ein offenes Gespräch, ohne Schuldzuweisungen helfen könne und auch klare Regelungen bezüglich der Internet-Nutzung.
Veranstaltet werden diese Runden Tische von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, dem Migrationsreferat und der EAS und dem Arbeitskreis Arche des Segens (ABS) Sibiu. Und ohne Unterstützumg des Lutherischen Weltbundes wäre die Veranstaltung nicht denkbar.
hk
In ihrer Klausurtagung Anfang März haben Pfarrer ihre Andachten zu Frauen in der Bibel gehalten. Biblische Frauenfiguren sind Vorbilder des Glaubens, und das nicht nur für Frauen. Pfarrer Walter Sinn nahm das Jubiläum zum Anlass über Ruth nachzudenken (Ruth 1, 1-22)
Sowohl im Glaubensleben und in der Geschichte des Volkes Israel, sprich, dem Altem Testament, als auch im Glaubensleben und in der Geschichte des Christentums haben Frauen von Anfang an eine wichtige Rolle gespielt.
Manche Frauen waren ganz einfache Leute, andere hatten ganz wichtige Funktionen inne: zum Beispiel Eva, die erste Frau überhaupt, Jochebed, die Mutter des Mose, Aarons und Mirjams, Mirjam, die nach der Überquerung des Roten Meeres ein Lied zur Ehre Gottes gesungen hat, dann Rahab, die den beiden Kundschaftern geholfen hat, aus Jericho zu entkommen, bevor Jericho von den Israeliten eingenommen wurde; sie soll die Mutter des Boas gewesen sein.
Danach folgte Ruth (die später von Boas zur Frau genommen wurde), und beide (Rahab und Ruth) gelten in der Ahnentafel als Vorfahren Jesu; dann Debora als Richterin, dann Hulda, eine Prophetin, die zur Zeit des Königs Josia lebte; als bei den Renovierungen des Tempels in Jerusalem ein altes Gesetzesbuch auftauchte, da haben nicht die Propheten Jeremia oder Zephania oder der Hohepriester Hilkia Weisungen gegeben, sondern die Prophetin Hulda wurde befragt, was der Wille des Herrn wäre. Später hören wir von Esther, die es geschafft hat, die Frau des Königs Ahasveros von Persien zu werden, usw. ....
Im ganzen Alten Testament finden sich Frauen, die im Leben Israels zwar aktiv, aber im Allgemeinen keine Leiterfiguren waren. Frauen wie z.B. Debora (Ri. 4) oder Esther, bildeten eher die Ausnahme und nicht die Regel.
Von jeder dieser Frauen könnte man viel erzählen. Alle haben eine gemeinsame Eigenschaft, daß sie gute Taten aus ihrem Glauben heraus vollbracht haben, die ihrem Volk zugute gekommen sind. Somit sind sie auch in die Geschichte des Volkes Israel als Musterfrauen eingegangen und werden sogar zum Teil in den Schriften des Neuen Testamentes erwähnt und gelobt, mit dem Vermerk, daß sie aufgrund ihres Glaubens gerettet wurden.
Es ist beeindruckend, dass wir so viele Geschichten haben, wenn man bedenkt, dass sie aus einer Zeit stammen, in der die meisten Frauen nicht einmal lesen oder schreiben konnten und zum Teil sogar ganz von Spirituellem ausgeschlossen waren. Wir müssen ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken und mehr über ihre Geschichten sprechen.
Wie auch im echten Leben sind Frauen oft „unsichtbar” (weniger sichtbar, da sie mehr im Hintergrund tätig sind - in der Küche, beim Essen auftragen, usw.) – vielleicht deswegen schenkt man ihnen weniger Aufmerksamkeit oder bezieht sie weniger in bedeutsame Gespräche ein.
Im Neuen Testament hören wir von Maria, der Mutter des Herrn, Elisabeth, Maria von Magdala, Phoebe, Lydia, Prisca oder Priscilla, Lois, die Großmutter des Timotheus und auch von anderen.
Jesus zeigte Liebe und Respekt für die Frauen. Er zog sie nicht nur in Seine Zuhörerschaft mit ein, sondern gebrauchte darüber hinaus auch Illustrationen und Bilder, die ihnen vertraut waren (Mt. 13,33; 22,1-2; 24,41; Lk. 15,8-10) und wandte Seine Lehren spezifisch auf sie an (Mt. 10,34ff.).
Der Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh. 4) gab er preis, dass er der Messias war und diskutierte mit ihr Themen wie das ewige Leben und die Art des wahren Gottesdienstes. Er belehrte auch Maria – während er Martha ermahnte – und wies auf die Vorrangigkeit des Lernens geistlicher Wahrheit gegenüber „weiblichen“ Pflichten und Aufgaben – wie das Bedienen der Gäste im eigenen Haus – hin (Lk. 10,38).
Jesus erlaubte sogar einer kleinen Gruppe von Frauen mit Ihm und Seinen Jüngern umherzureisen (Lk. 8,1-3) – ein noch nie da gewesenes Ereignis zu jener Zeit. Nach Seiner Auferstehung erschien Jesus zunächst Maria Magdalena und sandte diese zu den Jüngern, um Seine Auferstehung zu verkünden (Joh. 20,1-18) – trotz der Tatsache, dass es Frauen nicht gestattet war als Zeugen in jüdischen Gerichten auszusagen.
Ja, es waren ausgerechnet Frauen, die als die Ersten zu Zeugen der Auferstehung Jesu wurden! Jesu Umgang mit Frauen macht deutlich, dass er ihnen eine weit höhere gesellschaftliche Stellung zumaß, als es damals üblich war. Er erwies ihnen Mitgefühl und Respekt, was für sie eine völlig neue Erfahrung war. Das verdeutlicht ihre Gleichwertigkeit. Trotzdem erhob Jesus die Frauen nicht in eine Führungs- oder Vorrangstellung gegenüber Männern. Ob Männer, oder Frauen, beide sind dazu berufen, auf Jesus Christus hinzuweisen !
Ich möchte auf Ruth, der Schwiegertochter der Noomi zurückkommen. Obwohl sie eine Moabieterin war, ging sie mit ihrer Schwiegermutter nach Bethlehem. Die gesamte Geschichte ist faszinierend!
Ohne zu wissen, was weiter geschehen wird, entscheidet sie sich, anders, als Orpa, die andere Schwiegertochter der Noomi, in ein für sie fremdes Land zu ziehen. Dort heiratet sie später den Boas und wird mit einem Sohn, namens Obed gesegnet, der dann der Großvater des Königs David wird. Wir sehen, wie wunderbar Gott alles in der Geschichte lenkt, einfügt und leitet.
Auch wenn ihr erster Mann, der Sohn der Noomi, gestorben ist, benützt Gott sie für einen wunderbaren Zweck, und reiht sie in die Heilsgeschichte ein. Somit wird sie eine Urahnin unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Man könnte sagen: Sie wurde getröstet und ist so für andere zum Trost geworden. (Thema der Pfarrklausur: „Getröstet und zu trösten“)
Das, was sie ihrer Schwiegermutter gesagt hat: - „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ - wird sie auch beibehalten.
Sie hat ihr Vertrauen auf den Gott Israels gegründet, den sie vorher nicht kannte. Und, obwohl sie nicht aus dem Volk Israel stammt, benützt Gott sie trotzdem in der Heilsgeschichte der Menschheit - ähnlich wie Maria, die zum Engel Gabriel gesagt hat, als er ihr kundtat, daß sie den Messias gebären wird: „Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast.“ (Luk.1, 38)
Wer immer Gott vertraut, und von wo immer er kommt und Gottes Worte befolgt, der wird nicht enttäuscht werden, sondern wird ein Glied in der Heilsgeschichte Gottes mit seinem Volk durch und in Jesus Christus werden.
Der Mann der Noomi sowie auch seine beiden Söhne sind gestorben, aber Gott hat dennoch alles in Segen umgewandelt. Gott hat Ruth in die Heilsgeschichte mit seinem Volk eingebaut. Auch wir sind Teil dieser Heilsgeschichte, deshalb sollen und wollen wir auf Jesus Christus hinweisen! IHM sei Preis in Ewigkeit! Amen.
Walther Sinn ist Pfarrer in Semlak, Engelsbrunn, Liebling, Birda, Klopodia, Kleinschemlak, Lugosch, Reschitz, Steierdorf, Karansebesch, zuständig auch für Ferdinandsberg, Butin (ohne Gemeindeglieder).
„Gemeinsam Ererbtes bewahren – Zukunft gestalten“ – lautete die Überschrift des diesjährigen Kuratorentages Ende März in Hermannstadt. Die Kuratoren erwartete ein inhaltlich vollgepacktes Programm. So stellte der seit Dezember amtierende Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, Christian Cizmaru, das neue Konzept vor, das eine starke touristische Komponente beinhaltet und via Fundraising-Maßnahmen zu mehr Einnahmen führen soll.
Auf großes Interesse stieß auch die Vorstellung des EKR-Immobilienkonzeptes, das der Bukarester Kurator Emil Ionescu, Pfarrer Dr. Peter Klein sowie der Geschäftsführer der Honterus-Gemeinde Richard Sterner, federführend in einer Arbeitsgruppe in zahllosen Sitzungen und gründlicher Recherchearbeit zusammengestellt nun in einem Leitfaden und einer Checkliste zusammengefasst haben - als erste Hilfe für die Gemeinden, wie sie mit diesem komplexen Thema umgehen sollen.
Ein dritter Schwerpunkt bildete das Thema Missionskodex und Gemeindeaufbau. Ersteren Vortrag übernahm der Theologe Dr. Stefan Cosoroaba, der den Bukarester Missionskodex erläuterte und auf die besonderen Herausforderungen einging, die so ein Thema für die siebenbürgisch-sächsische evangelische Kirche beinhaltet. Im zweiten Teil erläuterten Dietmar Groß aus Deutsch-Weißkirch sowie Kurator Christian Schneider und HOG-Vorsitzender Thomas Schneider von Holzmengen, wie sie es geschafft haben, das Gemeinde- und kirchliche Leben in ihren Ortschaften zu beleben – unter anderem, in dem sie das Gemeinsame, das Miteinander der Ausgewanderten und der in Siebenbürgen Lebenden sehr gut zusammenführen konnten.
In der Mittagspause stellte Frauenbeauftragte Margit Kezdi die Ausstellung anläßlich der Jubiläen zum Weltgebetstag und der Frauenarbeit in der EKR vor und Altkirchenkurator Friedrich Philippi sein Buch über die Denkmäler und Gedenktafeln für die Opfer des Ersten Weltkrieges in den Gemeinden der Evangelischen Kirche in Rumänien.
Begonnen hatte der Tag mit einem feierlichen Gottesdienst in der Hermannstädter Stadtpfarrkirche, abgehalten von Bischof Reinhart Guib, der im Übrigen den ganzen Tag die Veranstaltung begleitete, was die Kuratoren sehr zu schätzen wußten. Als Moderatorin und Motivatorin fungierte Landeskirchenkuratorin Dr. Carmen Schuster, die immer wieder anmahnte, den Blick in die Zukunft zu richten und erklärte, dass man auch die künftigen Herausforderungen mit Zuversicht und gemeinsam schaffen werde.
In der abschließenden Diskussionsrunde sprachen einige von einer richtigen Aufbruchstimmung, dass sich die Atmosphäre vor allem zu den 90er Jahren sehr stark verbessert habe, und sogar von einem „historischen“ Treffen die Rede war, angesichts und trotz der nicht einfacher werdenden Rahmenbedingungen und des herausfordernden politischen Umfeldes.
In der Evangelischen Kirche in Rumänien (EKR) gibt es eine Premiere bezüglich der Gestaltung ihres Kalenders. Zu jedem Monat hat sich eine Persönlichkeit aus verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeit Gedanken über das europaweite Motto der Evangelischen Kirche gemacht, in dem es um das Thema Kirche und Demokratie geht. Im Monat April geht es um den Begriff der Freiheit, zu dem sich Eginald Schlattner, Gefängnispfarrer, Autor und Pfarrer in Rothberg einige ganz persönliche Gedanken gemacht hat:
„Aus der Erfahrung einer Zellenhaft als Student der Hydrologie bei der Securitate Stalinstadt, in den Jahren 1957 bis 59, heute Kronstadt/Brasov - ohne Hofgang, kein Sonnenlicht, keinerlei Nachricht, Verhöre bei Tag und bei Nacht, observiert 24 Stunden, man blieb der ‚völlig verwaltete Mensch‘ - unterfange ich mich trotzdem dieser Einschätzung:
Sogar in der äußersten Grenzsituation gibt es ein Minimum an Freiheit, so dass der uns gebotene (christliche) Dienst am andern verbindlich bleibt. Damit erledigt sich das Gängige: Ich hatte keine Wahl. Im Vollzug des Dienens ergibt sich als Gebot und Erkenntnis: Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit.
Und: Die eigene Freiheit endet, wo die Freiheit des andern zu Schaden kommt. „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Befreiung für viele.“ (Markus 10, 45)
30 Jahres seit Gründung der Frauenarbeit in der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR), 25 Jahre seit der Anerkennung der Frauenarbeit als Werk der Kirche durch die Landeskirchenversammlung, 25 Jahre seit der Einrichtung einer Geschäftsstelle und Anstellung der ersten Frauenbeauftragten sowie 50 Jahre Weltgebetstagsfeier – welch grandioses Jubiläum die engagierten Frauen der EKR samt ihren geladenen Gästen aus dem In- und Ausland an einem sonnigen Tag Ende März in Hermannstadt feierten.
Für die verantwortlichen Organisatorinnen/Vorstandsfrauen rund um die Vorsitzende der Frauenarbeit, Dr. Sunhild Galter, und Frauenbeauftragte Margit Kezdi begann die Arbeit – also die Jubiläumsfestlichkeiten vorzubereiten, schon Wochen davor. Denn ergänzend zu der großen Jubiläumsfeier mit etwa 100 geladenen Gästen wurde im Bischofspalais in zwei Räumlichkeiten eine Ausstellung mit verschiedensten Dokumenten, Schriftstücken und Fotos konzipiert, der den langen und manchmal auch mühsamen Weg des Weltgebetstags und der Frauenarbeit dokumentiert.
Selbst das Protokoll der konstituierenden Sitzung der Frauenarbeit ist im Original ausgestellt. Zusätzlich erstellten Margit Kezdi und Sunhild Galter zwei Broschüren, in denen zum einen rund 30 Grußworte abgedruckt wurden und zum anderen die Andachten, die Pfarrerin Bettina Kenst im Laufe der Jahre für Veranstaltungen der Frauenarbeit vorbereitete, erschienen. Die Grußworte zeigen in beeindruckender Weise, vom steinigen Beginn bis heute, was Frauen geleistet und veranstaltet haben – von Brotbackseminaren über Nähkurse, Singtagen, Tagungen, und, und, und…
Der Tag begann mit einem festlichen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche in Hermannstadt, gestaltet von den Pfarrerinnen Angelika Beer, Bettina Kenst, Hildegard Servatius-Depner, Martina Zey, sowie Gemeindepädagogin Franziska Fiedler. In ihrer Predigt erinnerte die Theologin Zey an den schwierigen Start der institutionalisierten Frauenarbeit Mitte der 90er Jahre, als unter den Siebenbürger Sachsen eine trübe Stimmung vorherrschte, weil seit Anfang der 90er die große Ausreisewelle eingesetzt hatte.
Umso bewundernswerter sei der Mut dieser Frauen der ersten Stunde gewesen, die für die Zukunft im eigenen Land etwas tun wollten. Die musikalische Begleitung des Gottesdienstes verantwortete Vorstandsmitglied Edith Toth mit ihrem Projektchor der Kantorinnen „Einklang“ und die Hermannstädter Organistin Brita Falch Leutert. Im Anschluss konnten die Gottesdienstbesucher ihre Wünsche und Vorschläge für die Frauenarbeit auf einer eingangs erhaltenen Postkarte mit dem Gingkoblatt als Symbol des runden Jubiläums abgeben.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand im Bischofspalais ein offizieller Empfang statt, es folgten Grußworte und Ehrungen der Frauen der ersten Stunden und solcher, die die Frauenarbeit im Laufe der Jahre begleitet und unterstützt haben. In seinem Grußwort sagte Bischof Reinhard Guib: „Ihr bewegt die Kirche bis heute mit eurer Liebe und Treue, Glaubenskraft, Kreativität und Lebendigkeit.“ An der Frauenarbeit sehe und höre man, wie der Geist Gottes wirke. Er schenke diesem Wirken zum Wohle der Kirche Zukunft und den „wunderbar geschaffenen und engagierten Frauen Segen in Fülle.“
In ihren Wortbeiträgen gingen die Rednerinnen sowohl auf die zahlreichen Projekte ein, die im Rahmen der Frauenarbeit stattfanden, aber auch auf das Engagement anläßlich des Anfang März jährlich stattfindenden Weltgebetstages (WGT). Die fast 95jährige Helga Pitters ließ es sich nicht nehmen, ans Pult zu gehen, um über den Start des WGT in der kommunistischen Zeit zu berichten, als es durchaus Mut erforderte, sich heimlich zu solchen Veranstaltungen zu treffen. Vertreterinnen von Partnerkirchen - vor allem aus dem deutschprachigen Ausland – lobten die sehr gute Zusammenarbeit und gelobten, die Beziehungen zu intensivieren.
Den Abschluss des Tages bildete ein Konzert des Kantorinnen-Chores „Einklang“ in der Stadtpfarrkirche mit Stücken von ausschließlich weiblichen Komponisten unter der Leitung von Edith Toth und Brita Falch Leutert. Erika Klemm und Monika Robescu begleiteten eines der Stücke auf der Flöte. Mit Standing Ovations verabschiedete das Publikum der gut besuchten Kirche diesen besonderen Chor.
Für die ausländischen Gäste gab es am Sonntag und Montag noch ein Begleitprogramm.
Hans Königes
Unter dem Motto „Hoch hinaus oder auf festem Grund?“ fand Anfang März das dritte Treffen der Konfirmanden in Mediasch statt. Rund 100 Teilnehmer, davon etwa 60 Mädchen und Jungs, die bald konfirmiert werden, und sogar aus Bistritz und Bukarest anreisten, und um die 40 ehrenamtliche Jugendliche, die zum Teil seit Jahren mit großer Begeisterung an den Veranstaltungen des Jugendwerkes der EKR teilnehmen und mithelfen, nutzten diesen sonnigen Samstag, um Glaubensthemen auf spielerische Art und Weise kennen zu lernen.
Das Team um Diakonin Cristina Arvay, Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner sowie Vikar Maximilian Braisch hatten sich im Vorfeld eine Menge Gedanken darüber gemacht, wie man Jugendlichen von heute Glaubensinhalte so vermitteln kann, damit Spaß und Ernst gleichermaßen ihren Platz haben, aber auch dass der Bezug zu ihrer Lebenswelt nicht fehlt.
So entwickelten sie einen abwechslungsreichen Parcours mit zehn Stationen, in dem es immer wieder Bezüge zum diesjährigen Motto gab und man mit dem Glaubensbekenntnis auf praktische Weise in Berührung kam. Zum Start bildeten sich mehrere Gruppen a maximal sechs Teenagern – eine erste gute Möglichkeit, sich besser kennen zu lernen und den Teamgeist zu üben, und so im schönen Ambiente rund um die Kirchenburg die Aufgaben an den einzelnen Stationen zu bewältigen.
Die Jugendlichen wurden auf diesen Stationen mit Glaubensfragen konfrontiert, sei es zum Beispiel, wenn sie gemeinsam über eine Leiter laufen, um sich gegenseitig Halt zu geben, oder vom Glockenturm herunterschauen, weil Gott Interesse an den Menschen hat. Sehr gut kam die Station an, in der jede Gruppe ein kurzes Video drehen sollte, in dem es um eine Eltern-Kinder-Konfliktsituation ging.
In der Abschlußrunde mit allen Teilnehmern berichtete Jugendwerkleiterin Cristina Arvay und zwei Jugendliche von ihren Erfahrungen, wie ihnen der Glaube in schwierigen Situationen weitergeholfen hat. Insgesamt trug das gemeinsame Singen, der intensive Austausch in den Pausen und während des Mittagessens zu einer fröhlich-gutgelaunten Stimmung bei.
Für das Jubiläum 30 Jahre Frauenarbeit in der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, haben Pfarrer in ihrer Klausur Anfang März ihre Andachten zu Frauen in der Bibel gehalten. Biblische Frauenfiguren sind Vorbilder des Glaubens, und das nicht nur für Frauen. Pfarrer Wilhem Meitert nahm das Jubiläum zum Anlass einen Dialog mit Elisabeth, der Mutter des Johannes und Verwandte der Maria, zu führen.
Will: Guten Tag, liebe Elisabeth!
Elisabeth: Guten Tag, lieber Will!
Will: Liebe Elisabeth, für die Klausurtagung der Pfarrer und Pfarrerinnen wurde ich gebeten eine Andacht vorzubereiten.
Elisabeth: Schön!
Will: Ja, und wenn möglich, sollte ich dabei eine Frau aus der Bibel vorstellen.
Elisabeth: Das freut mich.
Will: Liebe Elisabeth, ich dachte, wie wäre es, wenn wir beide im Kreise der verehrten Kollegen ein kleines Gespräch führen würden. Zwar wird daraus keine Spitzentheologie hervorgehen, aber bitte versuchen wir es. Bist du bereit?
Elisabeth: Gut! Doch wie hast du dich gerade für mich entschieden? Es gibt doch so viele andere Frauen in der Bibel.
Will: Zwei Gründe könnte ich nennen: Du bist nun hochbetagt, so hast du gewiss einige wichtige Lebenserfahrungen; dein Glaubensleben hat Bedeutendes zu sagen. Und wenn ich nicht irre, so ist mir aufgefallen, dass deine Person nicht so sehr ins kirchliche Leben einbezogen wurde.
Elisabeth: Das stimmt. Es ist auch mir aufgefallen, dass ich so ziemlich am Rande stehe; auch gibt es kaum Bilder von mir. Welcher Maler beschäftigt sich mit einer Hochbetagten? Maria Magdalena ... ja ... die steht immer wieder im Rampenlicht.
Will: Gut, gut, aber beginnen wir mit dem Anfang. Wie fühlst du dich in der Bibel zu Hause?
Elisabeth: Schon dort beginnt es. Nur Lukas erwähnt mich, das ist schon alles. Die anderen Evangelisten schweigen. Überhaupt im ganzen Neuen Testament hat sich nur Lukas meiner angenommen und auch das nur im ersten Kapitel.
Will: Darüber, liebe Elisabeth, solltest du nicht klagen.
Elisabeth: Ich klage nicht, ich stelle nur fest. Ich werde insgesamt neun Mal mit meinem Namen genannt.
Will: Ich habe auch nachgesehen, und siehe Lukas 1 hat achtzig Verse. Dies ist das längste Kapitel aller Evangelien. Du kommst in einem sehr bedeutenden Kapitel vor. Hier ist alles so perfekt, dass man meinen könnte, Lukas habe diese Schrift selbst aus eigener Vernunft komponiert.
Elisabeth: Nein, nein, bitte bemühe dich nicht weiter auf diesem Wege. Von sich aus konnte Lukas so etwas gar nicht tun. Doch darauf werden wir noch zurückkommen.
Will: Liebe Elisabeth, Kinderlosigkeit wurde als Schmach empfunden. Es war als sei man vor Gott in Ungnade gefallen. Ein kinderloses Ehepaar wurde verachtet und stand in Verdacht, doch nicht wirklich fromm zu sein. Die Schrift jedoch bescheinigt eure Frömmigkeit: "Sie waren aber alle beide fromm vor Gott und lebten in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig". Es lag demnach nicht an irgendeiner Schuld, dass ihr bis ins hohe Alter keine Kinder hattet. Wie bringst du diese beiden Gegensätze in Einklang? Habt ihr an Gott nicht gezweifelt?
Elisabeth: Wir haben nicht gezweifelt, nicht geklagt, wir sind den gewohnten Weg weiter gegangen, vor allem in unserem Glaubens- und Gebetsleben. Ja, wir haben weiter gebetet, aber nicht in dem Sinne und in der Absicht, dass wir damit Gott zu etwas verpflichten, etwa dass er uns einen Sohn schenken muss. Gott muss nicht, denn er ist allmächtig! Für ihn gibt es kein zu Früh und kein zu Spät. Einen Sohn musste er uns in jungen Jahren nicht schenken. So musste auch Jesus sich nicht beeilen, um den kranken Lazarus vor dem Tod zu bewahren. Das wäre eine große Tat gewesen, doch er vollbrachte eine noch größere, und erweckte ihn nach vier Tagen aus dem Grabe.Wäre Gott allmächtig, dann müsste er seinen Sohn spätestens vom Kreuz herabnehmen, um ihn zu retten, würde man meinen. Das ist nicht geschehen, sondern das größte Werk hat Gott durch die Auferstehung seines Sohnes vollbracht.
Will: Liebe Elisabeth, was möchtest du über Lukas 1 noch sagen?
Elisabeth: Ja, hier wird sehr deutlich, dass Gott durch seinen heiligen Geist wirkt und wie er wirkt.Da ich vom Heiligen Geist erfüllt wurde, erkannte ich wer die Frucht ist, die aus Marias Leib hervorgehen wird.
Johannes der Täufer, mein damals noch ungeborener Sohn, der den Menschen den Weg zu Gottes Sohn vorbereitet, wird schon im Mutterleib vom Heiligen Geist erfüllt. Da Jesus, der Sohn Gottes vom Heiligen Geist gezeugt wird, ist er das Heilige, das geboren wird. Hier handelt es sich nicht um Steigerungen der Ebenen auf denen Gott durch seinen Geist wirkt, sondern es ist ein Geschehen, das in die göttliche Vollendung mündet.
Will: Ist das Wirken Gottes durch seinen Geist nicht ein Wunder?
Elisabeth: Nein, für mich gibt es keine Wunder. Es gibt nur das Wort Wunder und zwar für Dinge oder Geschehnisse, die man nicht erklären kann. Nun heißt es ebenfalls in der Mitte bei Lukas 1: "Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich". Also alles, was geschieht, ist einfach das Werk Gottes.
Will: Wenn es kein Wunder gibt, gibt es dann auch kein Geheimnis?
Elisabeth: Über ein Geheimnis weiß man nicht alles, aber sehr viel.
Gott ist das größte Geheimnis! Und so weiß man über ihn das Meiste. Ja, nicht alles, aber alles, was er über sich offenbart. "Unser Wissen ist Stückwerk". Das ist auch in der Schrift aufgezeichnet.
Will: Noch etwas zu Lukas 1?
Elisabeth: Wenn Gott durch seinen Geist so große Werke vollbringt, dann hat er auch dem Lukas die rechten Worte eingegeben. Ja, ich sagte, dass ich nur bei Lukas vorkomme. Der Heilige Geist hat unser Gespräch mitgehört und hat mir gesagt: "Elisabeth, es genügt mit Lukas, durch ihn habe ich über dich alles gesagt was zu sagen ist, lass es dir an ihm genügen".
Will: Liebe Elisabeth, du hast es mir leicht gemacht, bei dir ist alles so einfach, unkompliziert und logisch.
Elisabeth: Warum soll es denn kompliziert und unlogisch sein? Kommt das Logische nicht vom Logos?
Will: Liebe Elisabeth, noch eine letzte Frage, ich weiß, dass du auch diesmal positiv und optimistisch antworten wirst. Der erste Teil einer Predigtperikope handelt über den Besuch Marias bei dir. Im zweiten Teil ist der Lobgesang der Maria. Viele Prediger beschäftigen sich fast ausschließlich mit dem Lobgesang Marias, stört dich das?
Elisabeth: Nein, wenn die Predigt sonst gut ist, nicht. Unlängst habe ich eine siebenbürgische Predigt gelesen und dort werde ich zusammen mit Maria mit frohen Verkündigungsworten erwähnt: "Unser Bibelwort handelt von der Freude zweier Frauen. Zwei schwangere Freundinnen begegnen sich und teilen ihre Freude über das in ihnen wachsende Leben. Die Freude dieser beiden Frauen ist aber nicht nur auf ihre Schwangerschaft begrenzt, sondern sie greift darüber hinaus, denn Christus wird die Erlösung der Menschheit vollbringen indem er den Tod überwindet." (H. B. Fröhlich: Lichtblicke 2012)
AMEN!
Wilhelm Meitert ist Pfarrer in Großpold, Reußmarkt, Urwegen, Gießhübel, Weingartskirchen, und Gergeschdorf, Dobring, Rätsch und Kelling.
Hoher Besuch beehrt die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien (EKR) und das Zentrum Evangelische Theologie Ost (ZETO) Ende März. Vom 27. bis 31. März wird eine Delegation aus Estland Hermannstadt besuchen.
Während des Besuchs trifft die Delegation unter anderem auch die Vikare der EKR, mit denen die Geistlichen aus Estland einen Studientag organisieren. Auf dieser Veranstaltung soll es vor allem um das Thema Pfarramtsführung und Mission, und sicherlich wird es auch um einen Austausch von Erfahrungen gehen.
Angeführt wird die Delegation aus dem Baltikum von Bischof Marko Tiitus, seit 2024 zuständig für Südestland. Im Rahmen der Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) vom August/September des vorigen Jahres wurde er als GEKE-Ratsmitglied neugewählt, dazu als Mitglied im dreiköpfigen Präsidium. Er wird im Rahmen seines Besuchs auch das Theologische Institut in Hermannstadt besuchen.
Am 28. März lädt der Bischof Tiitus ab 10:15 Uhr in die Aula des Instituts zu einer Public Lecture ein, also zu einer öffentlichen Vorlesung. Thema seines Vortrages wird sein: “Core competencies: Training and preparing for the ordained ministry”, in dem sicherlich auch die Ergebnisse des Studientages mit den Vikaren aufgegriffen werden.
Es begann im November 2023 in Alba Julia, als bei der Umfrage von zehn angebotene Themen rund um Prävention, sich drei von vier befragten Jugendgruppen für dasselbe Thema entschieden. Ein paar Monate später erklärte sich ein deutscher Experte, Martin Waldvogel vom Hilfswerk Safer Surfing, und auch der bekannte Drogenspezialist und Psychologe Dr. Mihai Copaceanu bereit, wegen der verbreiteten Gefahr der neuen Droge, sprich Online-Pornographie, zu referieren.
Erschreckende Statistiken zeigen, dass die meisten Kinder bereits mit 11 Jahren beginnen, pornografische Bilder und Filme zu konsumieren und dass schon bei 13- bis 15-Jährigen ein Suchtverhalten erkannbar wird. Die Porno-Sucht beschädigt das Gehirn der Betroffenen und beeinflußt ihre allgemeine Beziehungsfähigkeit – einschließlich die zur Gesellschaft. Für viele neugierige Teenager übernimmt die leichtzugängliche Pornographie die Aufgabe der Sexualerziehung. Ein weiterer brisanter Aspekt ist der überdurchschnittlich hohe Anteil an körperlicher Gewalt gegenüber Frauen in den Videos. Erwiesenermaßen ist die Produktion von pornografischem Material Teil des Menschenhandels.
Die Vertreter der Schulpsychologenbehörde CJRAE aus Tirgu Mures und Alba Julia waren sich einig, dass es leichter ist, dieses heiße Eisen anzufassen, wenn sich Spezialisten von außen diesem Thema widmen. Auch die Schulämter und die Anti-Menschenhandelsbehörde ANITP von Alba Iulia waren Organisationspartner.
So entstand eine intensive und gelungene Zusammenarbeit um den gemeinsamen Präventionsmarathon vom 3. bis 7. März in vier Städten: Schäßburg, Reehn, Tirgu Mures und Alba Iulia. Morgens ging es los klassenweise mit Schülern der 7. bis 10. Klasse, dann nachmittags Vorträge für Lehrer und zwei Großveranstaltungen für Schulpsychologen und abends schließlich für Eltern. Insgesamt wurden 240 Erwachsene und über 450 Schüler über die Risiken und Hilfen der Porno-Sucht aufgeklärt. Die Elternveranstaltungen waren am schlechtesten besucht.
Besonders erschütternd waren die Erzählungen von zwei Jungs einer 8. Klasse eines gehobenen Gymnasiums, die berichteten, dass sie über den Kontakt zu öffentlich zugänglicher Werbung bereits mit sieben bzw acht Jahren anfingen, Pornografie zu konsumieren. Viele Schüler haben den Bedarf geäußert, solche Gespräche weiter zu führen. Wir glauben, dass Nachhaltigkeit und Weiterführung durch die 120 nun sorgfältig fortgebildeten Schulpsychologen möglich sein wird. Ermutigt durch die gelungene Zusammenarbeit und das positive Feedback könnten auch in anderen Städten vergleichbare Maßnahmen durchgeführt werden.
Die direkten Präventionsmaßnahmen in Schulen gehören zu den verschiedenen Diensten des Migrationsreferates in der EKR zur Vorbeugung von Missbrauch und deren schlimmster Form - dem Menschenhandel. Unterstützt wurden diese Veranstaltungen vom Lutherischen Weltbund, dem Franka Verein und dem Gustav Adolf Werk.
Erika Klemm
2025 ist ein besonderes Jahr für die Frauenarbeit, das mit zahlreichen Feiern begangen wird. Und damit diese Arbeit weiterhin so erfolgreich fortgesetzt werden kann, ist die Unterstützung aller sehr wichtig.
Wichtige Jubiläumsanlässe jähren sich im Laufe dieses Kalenderjahres: 30 Jahre seit dem Konstituierungstreffen mit 111 Frauen im April 1995 im Bischofshaus in Hermannstadt, 25 Jahre seit der Anerkennung der Frauenarbeit als Werk der Kirche durch die 67. Landeskirchenversammlung, 25 Jahre seit der Einrichtung der Geschäftsstelle und 50 Jahre Weltgebetstagsfeier in der Evangelischen Kirche in Rumänien (EKR).
Dank des unermüdlichen Einsatzes vieler Frauen sind diese Jahre segens- und veranstaltungsreich gewesen. Um diese wichtigen Stichdaten in der Geschichte unserer Landeskirche würdig zu feiern, haben Frauen für den 22. März eine große Jubiläumsfeier in Hermannstadt organisiert, mit Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche und Festveranstaltung mit Ausstellung im Bischofshaus als Anlass für Rückblick, Danksagung und Stärkung für die Zukunft. Frauen möchten weiterhin Räume der Liebe gestalten und Gemeinschaft unter dem Dach der Kirche anbieten.
Damit diese Vorhaben auch zukünftig umgesetzt werden können, bedarf es nebst ehrenamtlichem Einsatz der Frauen auch Unterstützung seitens der Kirchengemeinden und Pfarrämter, wie die Vorsitzende der Frauenarbeit Sunhild Galter und die Geschäftsführerin Margit Kezdi in einem Appell betonen. Für jede Spende und jede Unterstützung sagen sie jetzt schon: Danke! Gott segne Geber und Gabe.“
In der Evangelischen Kirche in Rumänien (EKR) gibt es eine Premiere bezüglich der Gestaltung ihres Kalenders. Zu jedem Monat hat sich eine Persönlichkeit aus verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeit Gedanken über das europaweite Motto der Evangelischen Kirche gemacht, in dem es um das Thema Kirche und Demokratie geht.
Im Monat März geht es um den Begriff der Bildung, zu dem sich Frau Dr. Sunhild Galter, Germanistin und Vorsitzende der Frauenarbeit der EKR, einige Gedanken gemacht hat: Bildung bedeutet, sich ein Bild von der Welt zu machen. Je mehr Perspektiven sich ergeben, umso umfassender ist die Bildung. Aber verschiedene Sichten auf einen Sachverhalt, auf eine Beziehung, einen Vorgang, sind nur dort möglich, wo jede/r seine eigene Sicht zum Abwägen darlegen kann. In einer DEMOKRATIE. Die einem auch die Möglichkeit bietet, das Erworbene passend einzubringen. Unser evangelischer Glauben hilft uns dabei.
Luther hat mit der Bibelübersetzung ins Deutsche und den zwei Katechismen die Grundlage für unser Bildungsethos geschaffen, das dann später von Kant aufgegriffen wurde, „nämlich dasjenige des mündigen, urteilsfähigen und seinen Glauben selbst reflektierenden Christenmenschen...“ Das ging über den Einzelnen hinaus und wurde ab 1524 durch Luthers Schrift „An die Ratsherrn aller Städte deutschen Landes, dass sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen“ zum Antrieb einer neuen sozialen Bildungsverantwortung (nach Thomas Rachel).“