Gelungene Pionierarbeit mit Schulbehörden in vier Städten


Tirgu Mures CJRAE Organisatoren und Referenten nach der Veranstaltung für Schulpsychologen. Bild: Erika Klemm

Es begann im November 2023 in Alba Julia, als bei der Umfrage von zehn angebotenen Themen rund um Prävention, sich drei von vier befragten Jugendgruppen für dasselbe Thema entschieden. Ein paar Monate später erklärte sich ein deutscher Experte, Martin Waldvogel vom Hilfswerk Safer Surfing, und auch der bekannte Drogenspezialist und Psychologe Dr. Mihai Copaceanu bereit, wegen der verbreiteten Gefahr der neuen Droge, sprich Online-Pornographie, zu referieren.

Erschreckende Statistiken zeigen, dass die meisten Kinder bereits mit 11 Jahren beginnen, pornografische Bilder und Filme zu konsumieren und dass schon bei 13- bis 15-Jährigen ein Suchtverhalten erkannbar wird. Die Porno-Sucht beschädigt das Gehirn der Betroffenen und beeinflußt ihre allgemeine Beziehungsfähigkeit – einschließlich die zur  Gesellschaft. Für viele neugierige Teenager übernimmt die leichtzugängliche Pornographie die Aufgabe der Sexualerziehung. Ein weiterer brisanter Aspekt ist der überdurchschnittlich hohe Anteil an körperlicher Gewalt gegenüber Frauen in den Videos. Erwiesenermaßen ist die Produktion von pornografischem Material Teil des Menschenhandels.

Die Vertreter der Schulpsychologenbehörde CJRAE aus Tirgu Mures und Alba Julia waren sich einig, dass es leichter ist, dieses heiße Eisen anzufassen, wenn sich Spezialisten von außen diesem Thema widmen. Auch die Schulämter und die Anti-Menschenhandelsbehörde ANITP von Alba Iulia waren Organisationspartner.

So entstand eine intensive und gelungene Zusammenarbeit um den gemeinsamen Präventionsmarathon vom 3. bis 7. März in vier Städten: Schäßburg, Reehn, Tirgu Mures und Alba Iulia. Morgens ging es los klassenweise mit Schülern der 7. bis 10. Klasse, dann nachmittags Vorträge für Lehrer und zwei Großveranstaltungen für Schulpsychologen und abends schließlich für Eltern. Insgesamt wurden 240 Erwachsene und über 450 Schüler über die Risiken und Hilfen der Porno-Sucht aufgeklärt. Die Elternveranstaltungen waren am schlechtesten besucht.

Besonders erschütternd waren die Erzählungen von zwei Jungs einer 8. Klasse eines gehobenen Gymnasiums, die berichteten, dass sie über den Kontakt zu öffentlich zugänglicher Werbung bereits mit sieben bzw acht Jahren anfingen, Pornografie zu konsumieren. Viele Schüler haben den Bedarf geäußert, solche Gespräche weiter zu führen. Wir glauben, dass Nachhaltigkeit und Weiterführung durch die 120 nun sorgfältig fortgebildeten Schulpsychologen möglich sein wird. Ermutigt durch die gelungene Zusammenarbeit und das positive Feedback könnten auch in anderen Städten vergleichbare Maßnahmen durchgeführt werden.

Die direkten Präventionsmaßnahmen in Schulen gehören zu den verschiedenen Diensten des Migrationsreferates in der EKR zur Vorbeugung von Missbrauch und deren schlimmster Form - dem Menschenhandel. Unterstützt wurden diese Veranstaltungen vom Lutherischen Weltbund, dem Franka Verein und dem Gustav Adolf Werk.

Erika Klemm