Gottes Geist ist da, tröstet, belebt und wärmt
Die schriftliche Geistliche Wort zu den Pfingstfeiertagen (23. und 24. Mai 2021) kommt aus dem Gemeindeverband Neppendorf (Hermannstädter Kirchenbezirk). Vikarin Angelika Beer hat uns ihre Kurzpredigt zu dem christlichen Frühlingsfest gesendet.
Eine warme Hand liegt auf der Stirn, am Ende einer Massage. Gar nicht lange, vielleicht vier Sekunden oder fünf. Und wirkt wie ein Segen. Da strömt eine Kraft, eine Verbindung. Eine Beziehung ist da. Ohne Worte, nur die Berührung, nicht mehr als ein paar Sekunden und hält doch lange. Dazu noch die wohltuende Wärme dieser Hand.
Im gerade ungewohnt kühlen Mai feiern evangelische und römisch-katholischen Kirchen an diesem Wochenende Pfingsten. Die Ausgießung des Heiligen Geistes. Eine Kraft Gottes, die wie Feuerzungen auf den Köpfen derer zu sehen war, die mit Jesus unterwegs gewesen sind: Frauen und Männer. Sie haben miteinander gewartet auf diese Kraft, die Jesus ihnen versprochen hat. In seinen Abschiedsreden hatte er gesagt: "Ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit." (Johannes 14, 16f).
Leuchtend rot werden die Paramente bei den Gottesdiensten am Pfingstsonntag und am Pfingstmontag sein. Leuchtend rot von Altar, Kanzel, Lesepult und Taufbecken hängen - in den evangelischen Kirchen sind sie nur noch am Reformationstag so rot. Rot wie die wärmende Glut eines Feuers, rot wie die Liebe, diese starke Kraft, die so vieles verbinden kann und überwinden.
Wie aber lässt sich Pfingsten darstellen, wie lässt sich dieses Fest verkörpern? Neben den Feuerzungen ist auch die Taube ein Symbol für den Heiligen Geist, für Gottes Kraft, die nicht an einen Ort gebunden ist, sondern über die Erde weht, durch Häuser flattert und sich auf Menschen niederlässt. Gottes Geist, dieser Tröster und Beistand, der segnet und Segen verbreitet, Segen verströmt. Gottes Geist, der auch Jesu Geist ist und Liebe ist, der verbindet, was verwundet ist. Und uns sogar im Gebet vertritt, mit, wie Paulus sagt, "unaussprechlichem Seufzen" (Römer 8, 26), wenn einem selbst für ein Gebet die Worte fehlen. Weil das Leben manchmal sprachlos macht.
Ganz unabhängig davon, wie viele Pfingstrosen in diesem kühlen Mai schon blühen, etwas lässt sich machen: eine Taube falten aus einem quadratischen Stück Papier und sie in den Raum hängen. Oder auch einen ganzen Schwarm voll Tauben aufhängen: weiße Tauben, rote Tauben, bunte Tauben. In den Kirchenraum mit einem leichten Faden an der Decke befestigen, zu Hause in der Küche, im Flur, im Büro, in der Werkstatt, in der Scheune. Gottes Geist ist da, tröstet, belebt und wärmt. Legt sich segnend auf uns hernieder, verbindet uns mit Gott und miteinander.
Zum altkirchlichen Hymnus "Veni Sancte Spiritus" (Komm, Heiliger Geist) hat Martin Luther weitere Strophen dazugedichtet, sie sind zu finden im Evangelischen Gesangbuch Nr. 88. Eine der Strophen lautet:
Du heilige Glut, süßer Trost,
nun hilf uns fröhlich und getrost
in dei'm Dienst beständig bleiben,
lass Trübsal uns nicht wegtreiben.
O Herr, durch dein Kraft uns bereit
und wehr des Fleisches Mattigkeit,
dass wir hier ritterlich ringen,
durch Tod und Leben zu dir dringen.
Halleluja, Halleluja!
Gesegnete Pfingsten!