Gruß aus Slowenien in der Corona-Zeit
Zu der Evangelischen Kirche A.B. in Slowenien hat die EKR historische Beziehungen, die sich um die Gestalt des ersten evangelischen Superintendenten von Siebenbürgen, Paul Wiener, flechten, der aus der Krain kam und nach Siebenbürgen verbannt wurde. 1553 wurde er in Hermannstadt Bischof. Auch diese Schwesterkirche ist gegenwärtig vom Corona-Virus betroffen. Darüber schreibt uns Pfarrerin Simona Prosič.
Simona Prosič ist Pfarrerin von Gornji Slaveci, einem Ort im Übermurgebiet, in dem 2019 die Vier-Länder-Begegnung unter dem Schirm von Gesichter-Grenzen-Geschwister stattfand. Die EKABS ist – wie die EKR – eine Minderheitenkirche mit 20.000 Mitgliedern. Die Ausbreitung der Corona-Infektion scheint auf der ersten Blick nicht dramatisch (709 Fälle am 30.03.20). Allerdings ist Slowenien ein sehr kleines Land (2 Mio. Einwohner), so dass im Schnitt ein Fall auf 2.500 Einwohner kommt. In Rumänien wird am gleichen 30. März ein Fall auf 13.000 Einwohner gezählt.
Simona Prosič schreibt uns:
"Wir sind in unseren persönlichen Gebeten und in den Gebeten, die vom Lutherischen Weltbund vorbereitet werden und jeweils um 12:00 Uhr abgehalten werden, mit Euch allen in Rumänien verbunden. Die meisten Evangelischen in Slowenien leben im Nordosten im Übermurgebiet. Es ist der am wenigsten entwickelte und der ärmste Teil des Landes. Es ist hauptsächlich ein ländliches Gebiet mit einer größeren Stadt - Murska Sobota (mit etwas mehr als 11.000 Einwohnern). In der gegenwärtigen Situation ist dies für mich jedoch der beste Teil Sloweniens. Quarantäne ist im Land viel einfacher zu verbringen als in den großen Städten, und dafür sind wir Gott dankbar.
Der erste Fall einer Coronavirus-Infektion in Slowenien wurde am 3. März 2020 registriert. Bisher hat die Regierung offenbar rechtzeitig reagiert und Maßnahmen ergriffen, die die Ausbreitungen des Virus verlangsamen konnten. Bis zum ersten registrierten Fall hatten wir Gelegenheit, bei unseren italienischen Nachbarn zu beobachten, wie schnell sich das Virus ausbreiten kann und welche Folgen es hat. An dem Tag, an dem die Epidemie in Slowenien ausgerufen wurde, erließ unsere Kirche auch Maßnahmen, dass alle Gottesdienste, Versammlungen, Religionsunterricht, Treffen, Sitzungen usw bis auf Weiteres abgesagt sind! Alle großen Kirchen in Slowenien - einschließlich der Evangelischen - haben die Regierung bei allen Maßnahmen öffentlich unterstützt. Gleichzeitig fordern wir die Gläubigen auf, sich strikt an sie zu halten.
Wie alle anderen Kirchen sind auch wir mit einer Situation konfrontiert, mit der wir nie gerechnet haben. Sie kam ganz plötzlich, was die Situation noch schwieriger machte. Trotzdem bemühen wir uns, die Gläubigen mit moderner Technologie zu erreichen. Über Internet (Link), Radio, Fernsehen, Facebook, Twitter, Messenger, E-Mail, .... Bei älteren Menschen, insbesondere bei Menschen, die alleine leben und die Techniken nicht beherrschen, setzen wir uns telefonisch mit ihnen in Verbindung. Dies ist eine sehr wichtige Aufgabe, da wir uns auch um ihren mentalen Zustand kümmern. Die Einsamkeit setzt ihnen zu. Natürlich helfen wir ihnen auch beim Einkauf in Geschäften und Apotheken. Darum kümmern sich die Mitarbeiter und Freiwilligen von EHO-Podpornica - unserer Diakonie. Vielen älteren und kranken Menschen wird täglich das Mittagessen gebracht. Während der Epidemie nahm die Anzahl der Nutzer stark zu. Unsere Mitarbeiter haben noch Schutzmasken, aber die werden weniger. Wir hoffen, dass wir durch den „Katastrophenschutz“ die notwendigen Dinge bekommen.
Wir bereiten uns jetzt auf Ostern vor. Wir planen einen online-Gottesdienst mit allen Pfarrer*innen. Jeder nimmt eine Sequenz auf. Daraus wird dann der Gottesdienst zusammengeschnitten und auf Youtube-Kanal und Facebook hochgeladen. Wir versuchen noch einen lokalen Fernsehsender zu finden, der bereit ist, Gottesdienst zu übertragen. Auch bisher haben wir Gottesdienste vorbereitet, denen die Gläubigen auch auf dem Youtube-Kanal oder Facebook folgen konnten:
Gott möge uns alle beschützen!"
Wir können die Solidarität nur zurück geben und uns freuen, dass wir in dieser Krise Brüder und Schwester haben, mit denen wir vor Gott – aber nicht nur – verbunden sind.
Dr. Stefan Cosoroabă