Hermannstadt im Zeichen des Reformationsjubiläums


Helmut Lerner (DFDR), Dr. Elfriede Dörr, Tourmanager Johannes Göring und EKR-Hauptanwalt Friedrich Gunesch (v.l.n.r.)

Drei Tage lang drehte sich nicht nur in den evangelischen Kreisen Hermannstadts alles um das Reformationsjubiläum: Das „Geschichtenmobil“ machte auf seinem „Europäischen Stationenweg“ halt in der Stadt am Zibin. Diskussionen, Präsentationen, Vorträge und eine Vielzahl an kulturellen Eindrücken machten das Wochenende vom 27. bis 29. Januar zu einem unvergesslichen Ereignis.

Am Freitagnachmittag richteten sich alle Augen auf den Großen Ring. Das „Geschichtenmobil“, ein 17 Meter langer Truck mit zahlreichen Multimediangeboten zum Thema Reformation, schlängelte sich durch die engen Gassen der Hermannstädter Altstadt und fand schließlich seinen ultrazentralen Platz – direkt vor der römisch-katholischen Stadtpfarrkirche. Der LkW war zuvor aus Slowenien angereist, wo die mehrköpfige Crew um Tourmanager Johannes Göring in der Ortschaft Puconci im Übermurgebiet ihren letzten planmäßigen Aufenthalt hatte.

Mit einem Festempfang in der Aula des Brukenthalgymnasiums, in dessen Rahmen der Reformationstruck und die Feierlichkeiten vorgestellt und die Akteure der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) sowie die angereisten Gäste einander kennenlernen konnten, wurde das knapp dreitägige Programm am Freitagabend eröffnet. EKR-Reformationsjubiläumsbeauftragte Dr. Elfriede Dörr überreichte der Präsidentin des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentags Dr. Christina Aus der Au einen USB-Stick mit dem eigens für den Stationenweg erstellten Videofilm über Hermannstadt und die Bedeutung der Reformation in Siebenbürgen. Unter anderem kam in der Aula auch das Team der Schüler von „Radio Bruk“ zu Wort, das sich bereits im Vorfeld mit dem Thema Reformation auseinandergesetzt hatte und dem Publikum die aufgezeichnete Radiointerviews präsentierte.

„Christus lädt Dich ein“

Nach speziell zusammengestellten Stadtrundgängen, bei denen die Gäste von kompetenten Stadtführern die wichtigsten Eckdaten zur lokalen Reformationsgeschichte erfahren konnten, erlebten die Besucher am Samstag um 11 Uhr im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDH) einen ersten inhaltlichen Dialogschwerpunkt: Bischof Reinhart Guib diskutierte unter der Leitung von Dr. Elfriede Dörr mit Botschafter Emil Hurezeanu, der Theologin Dr. Christina Aus der Au und Parlamentarier Prof. Ovidiu Ganț (DFDH) zum Thema „Reformation heue – Reform heute“. Die Vortragenden nahmen dabei immer wieder Bezug auf die gegenwärtige weltpolitische Lage, vor allem aber auch auf die aktuelle Krise der rumänischen Innenpolitik. Wohl nicht zuletzt aufgrund der prominenten Besetzung des Podiums und der Aussicht auf wertvolle Diskussionsbeiträge geriet der Spiegelsaal wegen des großen Publikumsandrangs beinahe an seine Kapazitätsgrenzen.

Bischof Reinhart Guib, Dr. Hans Klein, Dr. Hermann Pitters, Stpfr. i.R. Wolfgang Rehner und Landeskirchenkurator Prof. Friedrich Philippi präsentierten nach der Mittagspause im Festsaal des Bischofspalais die jüngsten kirchlichen Publikationen: „Die beiden Säulen unserer Gemeinschaft. Kirche und Schule der Siebenbürger Sachsen im 16. Jahrhundert“, „Paul Wiener. In causa fidei. 1548“, „Der Kleine Katechismus Dr. Martin Luthers (1529) ergänzt mit Erklärungen aus dem griechischen Katechismus des Kronstädters Valentin Wagner (1550)“, „Die Reformation im siebenbürgischen Sachsenland“, „Glaubensgeschichte. Siebenbürgische Beiträge zum 500. Reformationsjubiläum“, „Honterus spricht zu uns“, die Neuauflage der „Honterus-Siebenbürgenkarte“ und letztlich auch den EKR-Bildkalender 2017.

Gastfreundlich präsentierte sich schließlich – ganz dem Motto „Christus lädt Dich ein“ entsprechend - die „Grüne Kirchenburg“ in Hammersdorf. Dort wurde gemeinsam mit der „Charlotte-Dietrich-Privatschule“, die in den Räumen der Umweltbildungsstätte des Hermannstädter Kirchengemeindenverbandes zu Gast ist, für 15 Uhr ein Empfang vorbereitet. Stadtpfarrer Kilian Dörr präsentierte die mannigfaltigen ökologischen Projekte um die Kirchenburg. Unter anderem sprachen hier Bürgermeisterin Astrid Fodor (DFDR) und Deutschlands Konsulin Judith Urban über die Bedeutung der Reformation und diskutierten auf Einladung von Dr. Elfriede Dörr mit Bischof Reinhart Guib und den angehenden Konfirmandinnen und Konfirmanden der Kirchengemeinde über Glaubensfragen, bevor der Ausflug nach Hammersdorf letztlich mit einem kleinen kulinarischen Hochgenuss seinen Abschluss fand.

Den künstlerischen Höhepunkt bildete Samstagabend das sehr gut besuchte Konzert von Judy Bailey in der Hermannstädter Stadtpfarrkirche. Die gebürtige Britin mit Wurzeln auf Barbados und Wohnsitz in Deutschland zählt zu den bekanntesten und populärsten Interpretinnen zeitgenössischer christlicher Popmusik. Die speziell für dieses Konzert erstellten Arrangements von Jürg Leutert und Brita Falch Leutert ergänzten sich perfekt mit den ans Herz rührenden Texten der Sängerin.

Auf Wiedersehen in Debrezin

Zu dem von Stadtpfarrer Kilian Dörr gestalteten Hauptgottesdienst am Sonntag in der winterlich kühlen Stadtpfarrkirche hielt die deutsche Theologin Dr. Ellen Ueberschär die Predigt. Für den musikalischen Rahmen sorgte das Ehepaar Leutert.

Schließlich rückte das Geschichtenmobil ein weiteres Mal in den Mittelpunkt, als zahlreiche Menschen nach dem Gottesdienst den Truck auf dem Großen Ring ein letztes Mal aufsuchten um sich ins Gästebuch einzutragen, die Filmbeiträge der vergangenen Stationen zu sehen oder einfach um sich mit der Crew des Truck-Teams zu unterhalten. Erst am Sonntagnachmittag traten die Gäste die Weiterreise nach Ungarn an, wo in der Stadt Debrezin der nächste Halt des Europäischen Stationenweges geplant ist.

Siehe auch: Bilderreihe "Stationenweg"