"Himmel und Erde berühren sich"
Wie genau sich in der näheren Zukunft die geistliche Betreuung (schriftliche Predigten, Videogottesdienste, Predigt-PodCasts) online gestalten wird, ist noch nicht entschieden worden. Gewiss ist aber, dass es eine Fortsetzung geben wird: Am Tag der Himmelfahrt Christi (21. Mai 2020) kommen die geistlichen Gedanken von Pfr. Kurt Boltres aus dem Burzenland.
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied EG. 81,1-7
Tagespsalm Nr. 47 „Gott ist König über alle Völker“
Gebet:
Allmächtiger Gott. Du hast unsern Herrn Jesus Christus nicht im Grabe gelassen, sondern ihn zu deiner Herrlichkeit auferweckt. Aus der Gefangenschaft der Sünde und des Todes rufen wir zu dir: Schenke uns durch deinen lieben Sohn das neue Leben. Lass uns durch dein Wort deine Absicht mit uns erkennen. Herr erbarme dich unser ! Amen.
Wir lesen Gottes Wort bei Lukas 24,50-53:
50Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. 51Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. 52Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude 53und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,
in einer ganz nüchternen Sprache berichtet uns der Evangelist Lukas vom Geschehen der Himmelfahrt unseres Herrn Jesus. Ein Journalist hätte es nicht besser schreiben können, wo es um eine simple Berichterstattung geht. Jedoch die jubelnde Begeisterung des Glaubns fehlt in diesem Bericht und die nüchterne Reportage steht in einem merkwürdigen Gegensatz zu den Bildern der Himmelfahrt, die wir im kunturellen Gedächtnis über Jahrhunderte in Europa gespeichert haben.
Wenn wir die vielen barocken Altäre betrachten, die nicht nur die katholischen Kirchen schmücken, sondern auch in unseren siebenbürgischen Kirchen existieren, so haben diesen Künstler die Himmelfahrt als glorioses kosmisches Ereignis fargestellt. Jesus hebt die Hände zum Segen und entweicht sanft in einer Wolke ! – das ist das Hauptmotiv. Die Jünger bleiben überrascht und zum Teil entsetzt zurück, ihre Augen suchen gerade nach dem, der sie eben gesegnet hat. Der Wolkenhimmel hat sich geöffnet und eine Menge von himmlischen Heerscharen blickt auf den Christus, der ihnen zuschwebt. Ein himmlisches Orchester empfängt den Auferstandenen und erhöhten Christus und bei der Himmelfahrt der barocken Maler und Künstler gerät der ganze Kosmos in Bewegung. Und noch Vieles mehr könnte man von diesen künstlerischen Darstellungen der Himmelfahrt erzählen. Ich habe das in den barocken Kirchen unserer katholischen Brüder immer wieder bewundert und stundenlang diese Darstellungen betrachten können. Personen, Farben, Form und Inhalt der Botschaft sind von manchen Künstlern faszinierend dargestellt worden.
Doch der Evangelist bleibt nüchtern, er will sich nicht der Sensation und auch nicht der Gefühlswelt hingeben. Er will nicht visuell und emotionell, in Farben und Empfindungen, dieses Geschehen ausbreiten, sondern einfach nur darauf zielen, dass sich bei der Himmelfahrt des Herrn Jesus, Himmel und Erde berühren.
Also Himmel und Erde berühren sich. Es ist hier eine wahre Verbindung zwischen Gott und den Menschen entstanden, nicht nur durch die Schöpfung des Menschen, sondern durch das Siegel der Auferstehung und jetzt, der Erhöhung des Christus zum prädestinierten Gott.
Wenn wir früher von einer Bindung sprachen, dann dachten wir praktisch und realistisch. Ein Bindfaden wurde für verschiedene Zwecke benutzt. Ein Sack wurde gebunden, um den Inhalt zu bewahren. Eine Korngarbe wurde gebunden, um die Körner für das Dreschen aufzubewahren. Ein Bäumchen wurde an einen Stock gebunden, damit es gerade wächst. Eine Rebe wurde an den Weinstock gebunden, um Frucht zu tragen. Doch auch im täglichen Leben wurde de Bindfaden oft benutzt. Schuhe wurden damit gebunden und sonst welche Gegenstände wurden zur Not fest gemacht.
Doch bei all diesen „Bindungen“ kam es zu einer Berührung. Und diese Berührung spielt im göttlichen Geschehen eine große Rolle. Das will der Evangelist Lukas uns deutlich sagen.
Aber bei einer Verbindung, oder einer Bindung, wird auch das eine Ende mit dem anderen Ende verbunden. Und das geschah hier bei der Himmelfahrt der Herrn Jesus. Es gab ein Ende, das war der Anschied von den Jüngern. Und diesen Abschied dürfen wir uns ganz menschlich vorstellen, denn Jesus Christus war doch Mensch, genau so wir wir. Und er war mit allen Sinnen und Gefühlen beschenkt, wir auch wir. Ein Abschied unter uns Menschen ist schwer, das wissen wir. Ich habe 1990 am Bahnhof von Kronstadt gestanden und haben Abschied genommen von Verwandten, von Bekannten und von Freunden. Sie sind nicht wieder gekommen, sie sind in der Ferne geblieben und es wurde für mich ein ewiger Abschied, ohne irgend welche Hoffnung auf ein Wiedersehen. Das kam in vielen Fällen vor, nicht hier, sondern in Deutschland. Die meisten Freunde und Bekannten tauchten auf Nimmerwiedersehn unter.
Der Abschied ist für viele Menschen eine letzte Begegnung. Er ist ein Moment, der unter Tränen begangen wird, weil er ein Verlust darstellt. Nach dieser Trennung wird es, so Gott will, eine neue Verbindung geben, oder nicht. Wir moderne Menschen haben Möglichkeiten über persönliche, reele Bindungen hinweg die neue Art von virtuellen Bindungen aufrecht zu erhalten. Über Telefon, über e-mail und über die neuen Angebote der „socializare“ (= Faceboock, Twitter, eigene Homepage, PodCast, neue YouTube-Kanäle, Zoom, Email, WhatsApp,) gibt es eine Verbindung zueinander. Doch diese Bindung ist nur immaginär, sie ist nicht handgreiflich. So wie dies auch jetzt in dieser Corronazeit mit unseren Gottesdiensten geschieht. Es sind neue Kontakte da, greifbar nahe und dennoch auf großer Distanz und ohne echte Tuchfühlung.
Gerade deshalb streiten sich hier auch die Theologen. Sie könnenb nichts Handgreifliches zur Himmalfahrt vorführen, außer der Zuversicht für das ewige Heil, welches Jesus selbst gegeben hat. Fazit: Wir können nichts Konkretes mit dem Himmelfahrtstag anfangen. Denn es wird uns seit Jahrhunderten nichts dergleichen geliefert.
Im christlichen Glauben sind wir jedoch nicht auf eine Konkretisierung der Auferstehung und auch nicht der Himmelfahrt angewiesen. Wir wollen Chistus, den Auferstandenen nicht beweisen und wollen ihn auch nicht für eine Brückenfunktion zwischen Gott und den Menschen nutzen. Er ist Gott und Mensch zugleich. Das ist der Grundtext des christlichen Glaubens. Allen Menschen hilft er, dass sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Wir können die Himmelfahrt nicht als einen Verlust betrachten, der sich ergeben hat, sondern wir dürfen die Himmelfahrt als göttliches Geschehen, ein Geschenk ansehen. Genau so wie wir die Auferstehung unseres Herrn Jesus durch die Kraft Gottes in unserem Glaubensbekenntnis bezeugen, so können wir die Himmelfahrt für eine notwendige Funktion in der Berührung zwischen Himmel und Erde betrachten.
Hier berühren sich nämlich Gott und der Mensch Jesus. Es berühren sich sozusagen Himmel und Erde. Und dieses Berühren hält an. Es war nicht ein einmaliges Berühren, sondern ein Berühren, welches eine Verbindung zustande bringen konnte, zwischen Gott, dem Schöpfer und dem Menschen, den Geschöpf Gottes. Es war ein Zusammenschweißen, welches eine Schweißnaht von unendlicher Stärke zeigte. Um dieses Zusammensein zu trennen, bedarf es keiner besonderen Technik, sie ist laut der Taufe unauflöslich. Was Gott nämlich durch Taufe, durch Segen und durch seinen Willen zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.
Durch die Himmelfahrt ist so eine Schweißnaht entstanden. Sie verbindet Gott und den Menschen. Sie ist jedoch auch das Tor, oder die enge Pforte, zur Ewigkeit.
An diesem Tag ist dieses Tor für uns Christen geöffnet worden, so wie wir es auch im Glaubenbekenntnis sagen, das Tor von der vergänglichen Welt in welcher Tod und Sünde durch Christus besiegt wurden, in die himmlische Welt der Auferstehung durch Christus. Im 2. Glaubensartikel sprechen wir: „Aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, von dort wirde er kommen zu richten die Lebenden und die Toten“ - Das ist gewisslich wahr!
Amen.
Lied EG: 80,1
Gebet:
Ehre und Preis sei dir, allmächtiger Gott und Vater. Du hast deinen Sohn Jesus Christus von den Toten herausgeführt und uns das Heil durch ihn gegeben. Du hast ihn zum Herrn über alle Welt erhoben. In seiner Obhut sind wir vor Feinden geschützt, der Sünde erlöst und mit guten Gaben beschenkt. Herr, wir bitten dich: besiege all unsern Zweifel, überwinde die Härte unserer Herzen, rede mit uns von deinem Reich, auf dessen Vollendung wir warten. Erfülle uns mit der Kraft des Heiligen Geistes, damit wir durch unser Reden, Tun und Handeln das Evanmgelium in dieser Welt bezeugen. Lass es nicht zu, dass wir mit Beten und Bitten aufhören zu dir zu rufen. Gib, dass uns nichts aus seiner Hand reiße und wir ihm, unserm Herrn folgen, bis wir vollendet sein werden in deinem Reich. Dort werden wir vereint sein mit allen Völkern der Erde und dich ewig loben und preisen.
Wir bitten dich für die ganze Christenheit, dass sie das Wort von der Auferstehung aufmerksam hört und dass bald ihre Spaltungen überwunden werden. Stärke die Verantwortlichen in dieser Welt mit Glaubensmut. Gib Frieden unsern Gemeindegliedern und schenke neues Leben in unseren Kreisen. Erbarme dich der Armen und Kranken, der Notleidenden und der Bekümmerten, wie auch aller, die schwere Lasten zu tragen haben. Gib Kraft den Müden, Trost den Trauernden, Schutz den Heimatlosen, Freude den Schaffenden, Heilung den Kranken, Hoffnung den Sterbenden. Stärke Ärzte und Helfer in ihrer Arbeit zum Wohle der Menschheit und gibt ein gutes Gelingen in der Erforschung dieser unsichtbaren Krankheit.
Lass bald ein Ende haben mit dieser schweren Zeit, mit all den Notverordnungen und falschen Informationen, die uns in unserer Einsamkeit grämen. Gib uns Geduld und Ruhe für unsere Herzen und Seelen und lass uns mitten im Lob, in dankbarer Stille harren, dessen, was da kommt.
In der Stille nennen wir die Namen derer, die uns am Herzen liegen, in der Nähe, wie in der Fremde ...
Du, Herr, bist unsere Glaubensstärke unsere Zuvericht und unsere Hoffnung. Dir vertrauen wir und beten dich an, hier und jetzt, sowie in Ewigkeit. Amen.