Landeskirchenversammlung als kirchliche Rück- und Vorschau
Welche Prioritäten lassen sich heute aus der Reformation für eine protestantische Kirche wie die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien (EKR) ableiten? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Delegierten der 85. Landeskirchenversammlung (LKV) am 18. November in Hermannstadt. Als Ehrengast begrüßte Bischof Reinhart Guib in diesem Jahr den Bischof der der ungarischsprachigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien, Dezső Zoltán Adorjáni.
Nach der traditionellen Versöhnungsfeier im Festsaal des Bischofspalais überschritten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die ersten Gäste der LKV nach alter Sitte gemeinsam Großen und Kleinen Ring auf dem Weg zur Hermannstädter Stadtpfarrkirche. Den Gottesdienst gestaltete Stadtpfarrer Kilian Dörr, die Predigt hielt Bischof Adorjáni, das Oberhaupt der ungarischsprachigen Schwesterkirche (vormals Evangelische Synodal-Presbyterianische Kirche A. B. in Rumänien). Er hatte bereits vor sieben Jahren als Ehrengast der damaligen LKV die Predigt im Gottesdienst gehalten.
Die Ansprachen und Wortmeldungen im Sitzungsteil der LKV, die ab etwa 10.30 Uhr im Georg-Daniel-Teutsch-Saal tagte, gewährten einen Rückblick auf das ereignisreiche Jahr 2017. Bischof Guib ging auf das erfolgreiche Projekt „Zwölf Apfelbäumchen für ein klares Wort“, welches sich wie ein roter Faden durch die EKR-Reformationsfeierlichkeiten von Herbst 2016 über das gesamte Jubiläumsjahr bis ins Frühjahr 2018 ziehen wird. Bischof Adorjáni verlieh seiner Freude über die für Dezember vorgesehenen Apfelbaumpflanzung in Klausenburg Ausdruck.
Sachsentreffen und Kirchentag als Höhepunkte
„Feiern kann man auch ohne Apfelbaum. Allein die Einstellung muss stimmen“ sagte Bischof Reinhart Guib und verwies auf die unvergesslichen Augusttage, die so viele ehemalige Mitglieder der EKR wieder an ihre Heimatkirche heranführen konnten. Die kirchliche Hauptveranstaltung stellte mit Sicherheit der Kirchentag in Kronstadt unter dem Motto Aus gutem Grund: Evangelisch in Rumänien dar. „An diesem Kirchentag war ein neuer Geist spürbar“, resümierte Bischof Guib die Eindrücke der EKR-Großveranstaltung im Burzenland.
In der Aussprache zum Hauptthema meldeten sich LKV-Mitglieder und Gäste zu Wort. Viele erwarten sich einen neuen Schwung durch die erfolgreichen Events wie das Sachsentreffen und den Kirchentag. Dekan i. R. Hermann Schuller, Repräsentant der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, lobte die Organisation und den Geist des Kronstädter Kirchentages. Landeskirchenkurator Prof. Friedrich Philippi zeigte sich erfreut über die Heimatverbundenheit der im Ausland lebenden ehemaligen EKR-Mitglieder, gab jedoch mit Bezug auf den Sommer 2017 zu bedenken, dass zwischen den in Siebenbürgen lebenden Sachsen und den „Ausgewanderten“ kein seelischer Bruch entstehen dürfe: „Heimattreffen können nur in Siebenbürgen gefeiert werden. Was in Deutschland stattfindet, sind keine Heimattreffen.“ Der neu gewählte stellvertretende Vorsitzende des deutschen Bundesverbandes der Heimatortsgemeinschaften, Hans G. Richter, übermittelte Grußworte der HOGs und der Münchener Carl-Wolff-Gesellschaft, die sich künftig ebenfalls um ein verstärktes Engagement in Siebenbürgen bemühen möchte.
Neuordnung des EKR-Pfarrstellenplanes
Des weiteren standen Debatten und Berichte zu den Prioritäten im pfarramtlichen Dienst, zum neuen Partnervertrag zwischen der EKR und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg und schlesische Oberlausitz (EKBO) und über Budgetfragen auf dem Programm. Auch eine Neuordnung des Pfarrstellenplanes der Landeskirche wurde diskutiert und beschlossen. In Zusammenarbeit und in Rücksprache mit den fünf Kirchenbezirken hatte das Landeskonsistorium ein diesbezügliches Modell erstellt, das in Kürze auch auf www.evang.ro vorgestellt werden wird.
Kurz nach 16.00 Uhr endete die 85. LKV mit der Schlussandacht, in der Pfr. Uwe Seidner aus Wolkendorf an die Verantwortung der Kirche im Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Problemen erinnerte und ein starkes Engagement im Kampf gegen die Korruption und für die Verteidigung des Rechtsstaates einmahnte. - Die nächste LKV wird planmäßig im Herbst 2018 stattfinden. Auf ausdrücklichen Wunsch des Bezirkskonsistoriums Schässburg wird die 86. LKV sich vor allem mit dem baulichen Kulturerbe der EKR befassen und versuchen, Strategien im Umgang mit den dadurch entstehenden Herausforderungen zu entwickeln.