Lasst uns feiern: 30 Jahre seit Frauen zum Predigtdienst berufen werden
Die Dichterin Elisabeth Kreuzinger (1505–1535) träumte davon, einmal auf der Kanzel der Wittenberger Kirche zu predigen . Es sollte fast fünfhundert Jahre dauern, bis dieser Traum erfüllt wurde ...
Herr Christ, der einig Gotts Sohn, Nr 42 in unserem Kirchengesangbuch, gehört zu den Kernliedern der reformatorischen Kirchen. Im Gesangbuch steht es unter der Überschrift „Epiphanias“ (deutsch: Offenbarungszeit). Der Text wurde von der Nonne Elisabeth Kreuzinger (1505–1535) verfasst, die sich der jungen evangelischen Kirche anschloss. Sie gilt als die erste evangelische Dichterin. Zusammen mit ihrem Mann gehörte sie zu Martin Luthers und Katharina von Boras engstem Kreis. Wie viele der frühen protestantischen Kirchengesänge hat auch diese Melodie ihren Ursprung in einer weltlichen Weise. Das Lied wurde 1524 im zweitältesten Gesangbuch der neu entstehenden Kirche gedruckt, dem „Enchiridion oder Handbüchlein“ mit 25 Liedern und 15 Melodien.
Das allererste, sogenannte „Achtliederbuch“ wurde nur wenige Monate zuvor gedruckt.
Elisabeth Kreuzinger wurde unter Gleichgesinnten akzeptiert und geschätzt. Pfarrer und Dichter Cyriakus von Sparenberg schrieb zu diesem Lied: „Hier haben wir einen sehr schönen, geistreichen Betpsalm, den ihr billich eure Kindlein und Gesinde sollet lernen / und offt singen lassen ... Es hat diesen Psalm ein recht fromb Gottfürchtiges Weib gemacht / Elisabeth Creutzigerin geheissen ... und hat dem doctor Martino so wohl gefallen / dass er ihn selbst hat in sein Gesangbüchlein zu setzen befohlen“.
Brita Falch-Leutert