Meilenstein auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Gemeinschaft von Menschen


Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (Bild: Medio.tv/Schauderna)

Beate Hofmann, wir feiern in diesem Jahr 30 Jahre Ordination der Frauen in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien. Warum findest Du als Bischöfin es wichtig, dass ein solches Jubiläum gefeiert und die Geschichte von Frauen erinnert wird?

Für mich als Bischöfin sind Frauen im geistlichen Amt ein wichtiger Meilenstein in der Verwirklichung von Gal 3, 28. Frauen im Amt tragen dazu bei, in Theologie und Kirche patriarchale Denkmuster zu überwinden und Menschsein in seiner ganzen Fülle, aber auch die Vielfalt der Bilder von Gott und der Erfahrungen mit Gott zur Entfaltung zu bringen. Frauen im geistlichen Amt helfen, Kirche zu einem Raum zu machen, in dem Menschen Schutz vor Gewalt erleben und in dem sie die befreiende Liebe Gottes erfahren können. So haben es Frauen aus den sieben Partnerkirchen der EKKW, darunter auch die EKR, bei der Frauenkonsultation in Namibia im letzten August formuliert.

Ich bin den Pionierinnen, die mit viel Mut und Kraft als erste Frauen im geistlichen Amt gewirkt haben, sehr dankbar! Sie haben viele Türen geöffnet und viele Bewährungsproben gut gemeistert und gezeigt: Frauen können das!

30 Jahre Frauenordination zu feiern, ist eine Chance, Bilanz zu ziehen: Was hat sich in unserer Kirche durch die Frauen im Amt verändert? Erleben wir Frauen im geistlichen Amt jetzt als „Normalfall“ oder ist das immer noch etwas Besonderes? Wie haben sich Rollenbilder, Gottesbilder und liturgische Sprache durch die Frauen im Amt verändert? Wo zeigt sich noch Widerstand? Was erweist sich als schwierig? Wie ist das z.B. mit der Repräsentanz von Frauen in der Leitung der Kirche?

In meiner bayerischen Heimatkirche, in der die Frauenordination nach zähem Ringen und vielen Widerständen eingeführt wurde, war das Jubiläum eine Gelegenheit, von Seiten der Kirchenleitung anzuerkennen, welch einen Schatz die Ordination von Frauen für die Kirche darstellt. Das war für uns Frauen damals eine wichtige Erfahrung, die manche Wunde geheilt hat. Und wir haben realisiert, welche Wegstrecke wir hinter uns gebracht haben und wie schnell sich manche Haltungen und Einstellungen verändert haben. Das Fest selbst war eine wunderbare Gelegenheit zu zeigen: Seht her, wie viele wir inzwischen sind und wie vielfältig und lebendig Kirche dadurch geworden ist.

So wünsche ich Ihnen in der EKR, dass diese Jubiläumsfeier auch ein wichtiger und ermutigender Meilenstein wird auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Gemeinschaft von Menschen, in der Herkunft, Geschlecht, Alter oder andere soziale Unterschiede keine Rolle mehr für die Teilhabe an Kirche, ihren Entscheidungen und ihren Ressourcen spielt.

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Dr. Beate Hofmann ist in der bayerischen Landeskirche aufgewachsen und ordiniert worden. Sie arbeitete als Pfarrerin in München, als Fortbildungsleiterin in der Diakonie Neuendettelsau, als Professorin für kirchliche Bildungsarbeit in Nürnberg und als Professorin für Diakoniewissenschaft in Bethel. Seit 2019 ist sie Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, einer Partnerkirche der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien.

Reihe der Wortmeldungen aus der Ökumene von Elfriede Dörr