Offenheit für Jugendliche


Diakonin Cristina Arvay (Bild: Jugendwerk)

Cristina Arvay, wie hast Du Dich entschieden, Diakonin zu werden?
In Kronstadt habe ich als Erwachsene den Konfirmandenunterricht besucht und so Gott kennen gelernt. Die Konfirmation war für mich ein wichtiger Moment und ich sah mich um, was ich in der Kirche, zu der ich jetzt gehörte, tun konnte. Eigentlich wollte ich mit Kindern und Jugendlichen etwas machen, war aber auch gerne bei den Bibelwochen auf dem Martinsberg dabei. Da merkte ich, dass die Arbeit in der Gemeinde bestimmte Kompetenzen erforderte: Pädagogische, didaktische und methodische Kompetenzen, damit jede Begegnung mit Leuten aus der Gemeinde interessant gestaltet wird. Dies und vieles mehr lernte ich in Basel kennen, wo ich die  Theologische Hochschule St. Chrischona besuchte. Ich war in einem der ersten Jahrgänge, innerhalb dessen Frauen eine volle Predigerausbildung absolviert haben. Diese berechtigte mich, in der Schweiz und in Deutschland Pfarrerin zu sein. Um in meiner Heimatkirche als Pfarrerin zugelassen zu werden, habe ich dann nochmals fast die Hälfte aller Kurse besucht, berufstätig seiend im Jugendwerk und mit kleinen Kindern und verschiedenen Aufgaben in der Brooser Gemeinde.

Der Moment deiner Einführung - welche Bedeutung hatte es für Dich?
Ich kann mich sehr gut an meine Einführung als Diakonin erinnern: es war beim Gemeindefest in Mediasch. Da die Jugendarbeit quasi meine „Gemeinde“ war, freute ich mich, dass die Einsetzung durch den Bischof erfolgte. Viele Freunde waren an dem Tag hier zu Gast, es war ein sehr schönes Fest.

Wer oder was hat Dich bestärkt und im Amt unterstützt?
Belastend war, dass mir das Studium aus der Schweiz nicht anerkannt wurde. Mein Mann hat mich darin bestärkt, nicht aufzugeben. Als wir nach Mediasch kamen, waren da auch Bettina Kenst und Hildegard Servatius- Depner, welche selbstverständlich ihren Dienst taten. Meine Kolleginnen in Mediasch haben mich also darin bestärkt, das Vikariat anzugehen und abzuschließen.

Was waren entscheidende Momente in deinem Dienst? Was waren Herausforderungen?
Ich arbeite nun seit über 30 Jahren mit Unterbrechung in der Jugendarbeit dieser meiner Kirche. Generationen von Kindern habe ich begleiten dürfen. Das ist ein unglaublicher Reichtum, wenn man sieht, wie Menschen sich entwickeln und im Glauben wachsen. Gleichzeitig machen landauf landab Kollegen die Erfahrung, dass die Arbeit mit Kinder und Jugendlichen nicht als gleichwertig angesehen wird mit administrativer Arbeit oder der Leitung eines Presbyteriums. Da ist ein Umdenken erforderlich.

Wo stehst Du jetzt?  Was wünscht Du Dir für die Zukunft?
Die Kanzel im Jugendwerk ist mobil; im Einsatz mal bei den Wochenenden des  Landesjugendmitarbeiterkreises mit 60 Mitarbeitern, mal in einem Sommercamp mit 130 Leuten. Ich mache die Erfahrung, dass ich immer noch von Jugendlichen akzeptiert werde, trotz Altersunterschied. Das macht mich glücklich, hat aber auch seine Grenzen. Mit Alex Arhire, meinem Kollegen, netzwerken wir viel im Land und darüber hinaus, das freut mich. Ich kann beraten, leiten, lehren.

Ich wünsche mir für die Gemeinden Offenheit für Jugendliche, damit sie zu jungen Erwachsenen werden, die auch einen Platz im Presbyterium bekommen. Oder als Lektoren oder ehrenamtliche Mitarbeiter, denn die Leute, die bei uns mitarbeiten sind sehr kompetent und anpassungsfähig.
Ich wünsche mir Offenheit in den Gemeinden auch für rumänische Gemeindearbeit. Wir können uns vorstellen, einen Referenten dafür anzustellen, wenn wir genügend Leute finden, welche ein Gehalt finanzieren. Mit unserer Expertise in der deutschen Arbeit könnten wir im rumänischen Bereich auch was machen und Gemeinden konkret unterstützen, eine rumänische Gemeindearbeit aufzubauen.

Interview- und Porträtreihe über Frauen im geistlichen Dienst von Elfriede Dörr