Orgelbautradition wiederbeleben


'Transilvanien Brunch' 2019 im Kirchhof von Niedereidisch (Bild: KG Niedereidisch)

Der reichhaltige Bestand an wertvollen Orgeln in der siebenbürgischen Kirchenburgenlandschaft ist zu Recht immer wieder Thema von Gesprächen, Fachreisen und einschlägigen Texten. Überhaupt ist das Schaffen der Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) – trotz klein gewordener Mitgliederzahlen – bis heute überaus reichhaltig. Ein besonders erfreuliches Projekt läuft derzeit in Niedereidisch – und jeder kann jetzt mithelfen!

Kurz vor dem Ausbruch der „Coronakrise“, beim KirchenburgenGespräch der Stiftung Kirchenburgen Ende Februar, konnten das Publikum von Orgelbauer Hermann Binder aus erster Hand hören, worin die Besonderheiten der Arbeiten an der Orgel in der evangelischen Kirche von Niedereidisch (Gemeindeverband Reener Ländchen, Kirchenbezirk Schässburg) liegen: Auf Initiative der seit einiger Zeit wieder wachsenden Kirchengemeinde soll dort die auf den Orgelbauer Johann Vest zurückgehende Orgel wieder instandgesetzt werden. Dies, so Hermann Binder, erfordere einen hohen Aufwand, weil bereits seit 1945 wichtige Teile des Instruments – wie etwa die Pfeifen – fehlen.

Der Orgelbauer Johann Vest hat im 17. Jahrhundert gelebt und gewirkt und stammte aus dem seinerzeitigen Oberungarn (heute: Slowakei), vermutlich aus Bartfeld (slk. Bardejov / ung. Bártfa) oder Leutschau (slk. Levoča / ung. Lőcse). In der Folge seiner Übersiedlung nach Siebenbürgen errichtete Vest bis Ende des 17. Jahrhunderts bedeutende Orgeln in mehreren Kirchen. Seine Spuren können bis zum heutigen Tag etwa in Hermannstadt, Neppendorf oder Baaßen untersucht werden. Nicht zuletzt geht auch die Orgel aus Niedereidisch auf Vest zurück: Sie gehört zu den ältesten Orgeln in Siebenbürgen und befand sich ursprünglich in der Schässburger Spitalskirche. Von dort wurde sie nach Niedereidisch überführt, wo sie jedoch seit den Ereignissen der Flucht und Evakuierung des Septembers 1944 nicht mehr benutzt wurde und durch Vandalismus auch nicht mehr bespielt werden konnte.

Spenden für die Vest-Orgel in Niedereidisch

Johann Zey ist Stadtpfarrer von Sächsisch Regen und für den Gemeindeverband „Reener Ländchen“ zuständig. Begeistert schildert er, dass der Wunsch nach einer Wiederinstandsetzung des wertvollen Instruments aus der Mitte der Kirchengemeinde kam: „Es war Kurator Thomas Kasper, ein junger Geschäftsmann, der den Vorschlag machte, die eigene Orgel wieder instand zu setzen, anstatt ein Istrument aus einer anderen Kirche nach Niedereidisch zu verlegen.“ Das ambitionierte Projekt begann im September 2019 am Niedereidischer Kirchhof: “Zugunsten der Orgelrenovierung veranstaltete die kleine Kirchengemeinde einen sogenannten Transilvanian Brunch, der in Südsiebenbürgen schon mehrere Male stattfand und eine große touristische Resonanz und Beliebtheit entwickelte”, erzählt Pfarrer Zey. “Über fünfzig Personen aus der Region versammelten sich dazu und durch ein Benefizkonzert -  mit anschließendem traditionell sächsischen Essen – konnte bereits eine erste Rate für die Orgelrenovierung eingesammelt und abgeführt werden.”

Das Landeskonsistorium der EKR hat die Kollekte für den Sonntag Kantate, die traditionell der Kirchenmusik gewidmet ist, in diesem Jahr dem Niedereidischer Orgenprojekt gewidmet. Dazu erklärt Jürg Leutert, Landeskirchlicher Musikwart: “Gottesdienste sind momentan nur online möglich, so dass dabei nichts auf den Altar oder in die Opferbüchse gelegt werden kann. Doch die Arbeit braucht trotzdem Unterstützung! Denn was wäre die Kirchenburgenlandschaft ohne Orgeln und ohne Konzerte? Was wäre der Gottesdienst ohne Kirchenmusik? Somit brauchen wir Unterstützung für Orgelerhaltung, für Chöre und Konzerte, für kirchenmusikalische Ausbildung und Fortbildung.”

Durch die Online-Kollekte am Sonntag Kantate kann nun jeder mithelfen, nicht nur der Niedereidischer Kirchengemeinde wieder Gottesdienstfeiern zu den Klängen der “eigenen” Orgel zu ermöglichen, sondern auch ein Sück Kulturerbe in der siebenbürgischen Orgelwelt zu erhalten.

So kann gespendet werden:

  • SPENDEN IN RUMÄNIEN: 

Consistoriul Superior al Bisericii Evanghelice C. A. din România
LEI: B.C.R. Suc. Sibiu RO09RNCB0227036060260001  
EURO: B.C.R. Suc. Sibiu RO79RNCB0227036060260002  
Swift: RNCBROBU  
Bank Adresse: Str. Emil Cioran 1, 550025 Sibiu      
Vermerk: Kantatekollekte 2020 

Gespendet kann auch in bar werden: bei einem Gemeindebüro/Pfarramt oder an der Kasse des Landeskonsistoriums in Hermannstadt

  • SPENDEN AUSSERHALB RUMÄNIENS:  

Gustav-Adolf-Werk e.V. über den Link https://www.gustav-adolf-werk.de/spenden.html  ->  Nothilfe -> Beim Onlinebanking Vermerk: “Corona-Hilfe-Siebenbürgen” --> Spendenbescheinigung möglich!