Ortrun Morgen und der Lektorendienst in der EKR


Lektorin Ortrun Morgen

Ortrun Morgen ist dienstälteste Lektorin der Evangelischen Kirche A. B. (EKR) in Rumänien. Pfarrerin Dr. Elfriede Dörr sprach mit Ortrun Morgen.

“Heiligabend hielt ich meinen ersten Gottesdienst. Wann das war, kann ich nicht mehr genau ausmachen, 1991, vielleicht 1992. Es waren damals so viele Gottesdienste zu bestellen, dass Pfarrer Zink aus Deutschkreuz das nicht schaffte und um Hilfe bat. Gerne würde ich das tun, sagte ich, man solle uns nur sagen, was wir allein machen dürften. So kam es.  Das war kein richtiger Gottesdienst, er hatte nicht alle Stufen, ich wusste ja nicht wie man´s macht. Später dann habe ich eine Agende bekommen und ein Gesangbuch. Dann nahm ich an den Fortbildungen für den Lektorendienst unserer Kirche teil.”

Ich sage bewundernd, sie sei die dienstälteste Lektorin. Sie winkt ab. “In Kronstadt hat es begonnen, zur Zeit von Pfarrer Morscher. Er war krank und bat um Hilfe. Er hat sie gelehrt, Gottesdienste zu halten, Ingeborg Filipescu, Lenchen, die vor 2 Jahren gestorben ist, Arthur Arvay und Uta Albert. Das waren die ersten Lektoren, die haben noch vor der Wende begonnen.” Erzählt sie.

“Vor der Wende war das so eine Sache. Als ich Lehrerin in Deutschkreuz war, war es schier unmöglich sich in der Kirche einzubringen, ein Parteisekretär war ständig hinter uns her. Eine Kollegin war im Ostergottesdienst, der wurde gedroht, sie würde bei einem weiteren Gottesdienstbesuch ihre Stelle verlieren. In Schweischer war das anders. Da ging ich einmal im Monat in die Kirche.”

Sie begann mit einem Gottesdienst, den sie im Pfarrhaus hielt, da kamen die ersten Bewohner des Altenheimes, aus Nußbach, Schäßburg, Keisd und eine Familie mit Kindern aus Schweischer zusammen. Später kamen auch Gottesdienste zu Heiligabend in anderen Ortschaften hinzu, Deutschkreuz, Bodendorf, Radeln, Galt, Hamruden, Reps. Jetzt hält sie jeden Sonntag Gottesdienst jedoch nur noch im Altenheim in Schweischer.  “Warum machst du das?” frage ich sie. Sie lacht. “Erstens für die Alten, zweitens für mich. Oder besser gesagt: erstens für mich und zweitens für die Alten!” Sie erzählt  von “ihren” Alten, sie kennt jeden mit Namen und Macken. “Ins Altersheim zu wechseln ist nicht einfach, die Menschen verlassen ihr Haus und ihre Nachbarn, das ist immer ein Schock.”  Es berührt mich, dass sie diesen Übergang im Blick hat und so achtsam begleitet. Auch den anderen Übergang bemüht sie sich gut zu begleiten. Wenn jemand im Sterben liegt, kann sie Abendmahl austeilen, dafür hat sie einen Dispens erhalten. Und immer spricht sie ein Gebet.

Zu den Fortbildungen sei sie gerne gefahren. Das wird nicht mehr möglich sein. Sie ist alt, und ihr Mann ist krank, sie will ihn nicht mehr allein lassen. Gerne würde sie online an den Fortbildungen teilnehmen, aber wie man das macht, weiß sie nicht. Ihr Pfarrer wird ihr helfen, denke ich, und freue mich auf das Gespräch im größeren Kreis.

Zur Zeit  sind 21 Menschen im Lektorendienst. Davon sind zwei Prädikanten, in Deutschland lebende Sachsen, die in der EKR Dienst tun. Aus der Reihe der Pfarrpersonen sind es 7, die die Verantwortung als Ansprechpartner, Unterstützerin, Helfer für die Lektoren übernommen haben.  Einige sind seit Jahrzehnten im Lektorendienst, einige sind dabei, anzufangen. Es sind sowohl Rentner, als auch in einem Arbeitsverhältnis Stehende im Lektorendienst. Einige nehmen das Gespräch und die Hilfe ihres Pfarrer regelmässig in Anspruch.  Einige der Pfarrer sind bewußt dabei, "ihre" Lektoren zu begleiten. Das Internet hilft in der Vorbereitung, eine Lesepredigt zu finden, die die Lektoren dann im Gottesdienst vorlesen. Etliche sind für den Lektorendienst berufen worden und eingesetzt, einige sind ohne Formalitäten eingestiegen. Die meisten wussten, dass es eine Ordnung für den Lektorendienst gibt. Sich deren Inhalt zu vergegenwärtigen ist hilfreich. Einige der Lektoren haben regelmässig die landesweiten Fortbildungen besucht, andere kein einziges Mal. Einige zusammengenommen aus einer Stadtgemeinde haben eine passgenaue Fortbildung auf Anfrage erhalten.