Präfamen für den Sonntag Judica 2014
Wochenspruch: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für Viele." Matthäus 20, 28
Leitthema: "Lamm Gottes"
Was für das menschliche Auge die größte Demütigung und Niederlage zu sein schien, ist dennoch Inhalt und Zentrum unserer Hoffnung: Unser Herr gibt sich für uns hin, als unser aller "Sündenbock" dienend. Diese alte Redeweise und Praxis (3. Mose 16) erscheint heute überraschend aktuell, beobachtet Hans Mayr in "Schlüssel zu den biblischen Lesungen im Kirchenjahr": "Wenn etwa eine Gruppe fühlt, dass sie einen Fehler begangen hat, wird einem alle Schuld zugeschoben, damit die anderen wieder ein gutes Gewissen haben können. Doch jeder, der heute so spricht, spürt im Grunde auch: So gehts nicht."
Martin Luther schreibt in aller Herbheit, dass es allerdings so und nur so geht: "Christi Tod ist ein Meer und Schlund, da Gott, der Vater, alle Sünden hineingeworfen hat. Es soll niemand daran zweifeln, dass alle unseren guten Werke Todsünden seien, wenn sie nach Gottes Gericht und Ernst beurteilt und nicht allein aus Gnaden für gut angenommen werden, auf dass der Spruch des Paulus Römer 3, 19 Bestand habe: Die Schrift beschließt uns alle unter die Sünde, auf dass alle Welt vor Gott schuldig werde und erkenne, dass sich Gott über alle erbarme und aus Gnaden rechtfertige."
Das setzt uns, unsere natürliche Denkungsweise, aber auch unsere Art der Leitung und des Dienens in der Welt und in der Kirche so ziemlich radikal in Frage. Wir sind aufgerufen, uns der Schmach des Kreuzes unseres Herrn und Seines Evangeliums nicht zu schämen, denn es ist, wie der Römerbrief bezeugt, "eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben".
Dechant Johannes Halmen
- Wochenlied: "O Mensch, bewein dein Sünde groß" EG 62
- Liturgische Farbe: violett
PS: Woher kommt der Name des Sonntags Judica? - Antwort: vom gottesdienstlichen "Introitus"- bzw. Eingangs-Psalm 43,1: "Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta. = Richte mich, Gott, und führe meine Sache wider das unheilige Volk!"