Rückblick auf den Weltgebetstag 2020


Weltgebetstagsdekoration in Kronstadt. - Auch in diesem Jahr konnte eine Rekordkollekte verzeichnet werden. (Bild: zVg)

„Steh auf und geh!“ lautete die ermutigende Einladung der Frauen aus Simbabwe, die den Weltgebetstag für 2020 ausgerichtet hatten. Auch Gemeinden der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) schlossen sich dieser weltweiten ökumenischen Gebetsbewegung an und beteten Anfang März mit und für die Menschen in Simbabwe.

In 25 Ortschaften sind nach rund vierzig größeren Vorbereitungstreffen, der landesweiten Werkstatt für Multiplikatorinnen und den drei regionalen Studientagen, insgesamt 27 Familiengottesdienste und drei Kindergottesdienste gefeiert worden, an denen evangelische Gemeindeglieder aus 49 Kirchengemeinden teilgenommen haben. „Kwasiwai“ – willkommen waren auch ökumenische Gäste, wobei lediglich in drei Ortschaften Ökumene auf institutioneller Ebene vermerkt wurde. Meistens beruht die gelebte Ökumene auf freundschaftlichen oder familiären Beziehungen. „Steh auf und geh, die Liebe gibt dir Halt, (…), Versöhnung macht dich stark“ hieß es einleitend in dem ersten Lied der Gottesdienstordnung. Paradoxerweise erreichten uns knapp danach die Einstellung aller Gottesdienste, das allgemeine Ausgehverbot und weitere mit dem von den staatlichen Behörden ausgerufenem Notstand verbundene Einschränkungen. Somit ist, möglicherweise sogar mehr denn je, die zweite Botschaft des vergangenen Weltgebetstags aktuell geworden: „Du schaffst das!“ und ist ein Zuspruch für den neuen Alltag in Pandemie- und Quarantänezeiten.

Das Echo aus den Gemeinden zeugt von interessierter Anteilnahme. Die Gottesdienstbesucher erklärten sich zutiefst beeindruckt von der Gebetsordnung, den Liedern und Informationen. Die von der Frauenarbeit zur Verfügung gestellte Übersetzung der Ordnung in rumänischer Sprache ist in vielen Gemeinden genutzt worden. Mancherorts wurde sie ganz oder teilweise vorgelesen, andernorts ausgedruckt ausgelegt, sodass alle Gottesdienstbesucher dem Inhalt folgen konnten. In einigen Ortschaften sorgten generationenübergreifende Singgruppen mit verschiedenen Instrumenten für die Liedbegleitung, wie z.B. in Heltau, Hermannstadt, Kronstadt, Mediasch und Mühlbach. In wenigen Gemeinden wurden die Lieder mit bekannten Gesangbuchliedern ersetzt. Die Landesinformation wurde mit Interesse verfolgt. Für Bewunderung sorgten die bunten Landschaftsbilder. Besorgniserregend wirkten die Informationen über die Folgen der Klimaänderung, die wirtschaftlichen und sozial-politischen Missstände und die Armut.

Das Thema dieses Weltgebetstags war erhebend und besonders ansprechend. Es ist dem zentralen Bibeltext, dem Johannesevangelium 5, 2-9, entnommen. „Der Bibeltext hat wunderbar zum Land gepasst“, heißt es im Repser Bericht. „Jeder konnte damit persönlich etwas anfangen, man hat sich Gedanken gemacht wo, an welcher Stelle in meinem Leben, spricht mich dieses Wort grade an?! Wir haben schöne Gespräche darüber führen dürfen und ja, der ermutigende Satz Jesu: `Steh auf! Nimm deine Matte und geh!´ ist und bleibt revolutionär“, wird im Mediascher Bericht vermerkt. In Malmkrog und Rode haben die Gemeinden den Text während des Gottesdienstes im Predigtgespräch vertieft. In anderen Gemeinden ist er auch im Bibelkreis und bei Seniorentreffen behandelt worden. Viel Anerkennung erhielt in diesem Jahr auch die Gottesdienstordnung, die eine klare Linie und Zielvorstellung hatte. „Die Ordnung war lockerer als sonst, mit vielen Ohrwurm-Liedern“ und „der Text/ die Übersetzung war angemessener als sonst“ (Neppendorfer Bericht). Die kurzen Formulierungen haben sich bestens zum Vorlesen geeignet.

In den meisten Gemeinden wurde der Weltgebetstag am Stichtag, dem 6. März 2020, gefeiert. In einigen Gemeinden, wie z.B. in Malmkrog, Petersberg, Rode, Rosenau und in Tartlau, feierten die Gemeinden den Weltgebetstag als Sonntagsgottesdienst nach der vorgeschlagenen Ordnung oder während der Woche zum gewohnten Termin der Bibelstunde, wie z.B. in Neustadt im Burzenland. In vielen Gemeinden gab es auch kulinarische Angebote, wobei einige Mitarbeiterinnen traditionelle Rezepte aus der vorkolonialen Zeit vermisst haben. Deutschsprachige Gottesdienste wurden u.a. in Bartholomae, Heltau, Hermannstadt (Johanniskirche, Carl-Wolff-Altenheim), Honigberg, Kronstadt, Malmkrog, Neppendorf, Neustadt, Petersberg, Rode, Rosenau, Schweischer, Tartlau und in Zeiden angeboten, zweisprachig wurde in Petroschen, Reps, Sächsisch Regen und dreisprachig in Bukarest, Mediasch und Schässburg gefeiert. In Broos, Hermannstadt (BK Helferinnenkreis), Mühlbach und Petersdorf wurden rumänischsprachige Gottesdienste gefeiert. Die Anzahl der Gottesdienstbesucher schwankt zwischen 13 (Rode) und 110 (Kronstadt). In vielen Gemeinden bringen sich auch Jugendliche mit ihren Gaben und technischen Fähigkeiten aktiv ein. Auch in diesem Jahr wird in den Berichten das bunte und fröhliche Miteinander von Kindern, Jugendlichen und Senioren, von Frauen und Männern hervorgehoben.

Der Weltgebetstag ist die größte ökumenische Gebetsbewegung, sie überwindet viele verschiedene Grenzen. Sie wirkt über Länder und Kontinente, über Generationen und Konfessionen, über Sprachen, musikalische und kulturelle Barrieren. Die Gemeindeglieder der EKR warten gespannt auf jeden Weltgebetstag, verfolgen mit großem Interesse die geografischen, wirtschaftlichen, sozialen, religiösen, kulturellen und auch kulinarischen Informationen, nehmen regen Anteil am Leben der Menschen aus den verschiedensten Ländern, beten mit ihnen und unterstützen Projekte im jeweiligen WGT-Land.

Als Teil der größten ökumenischen Basisbewegung und gemäß dem Weltgebetstagsmotto „informiert beten, betend handeln“ sind in diesem Jahr aufgrund des Aufrufes der Frauenarbeit Kollekten für eine Augenklinik in Bulawayo in Simbabwe eingehoben worden. An die CBM-Blindenmission, die das Krankenhaus betreibt, sind demzufolge 11.000 Lei (etwa 2273 Euro) überwiesen worden, weitere 600 Lei gehen an die Geschäftsstelle des Internationalen Komitees in New York. Gott segne Geber und Gabe, alle Mitwirkenden und Mitfeiernden, die den Weltgebetstag in der EKR zu einem der Höhepunkte im Gottesdienstleben werden lassen.

Margit Kézdi, Frauenbeauftragte der EKR