Rumänien trauert um seinen letzten König
Am 5. Dezember um 13 Uhr rumänischer Zeit ist Michael I. von Rumänien (Mihai I al României) im 97. Lebensjahr in seiner Schweizer Residenz verstorben. Dies teilte das Sekretariat der königlichen Familie in einem offiziellen Communiqué mit. Repräsentanten aus Rumäniens Politik, Wirtschaft und Kultur bekundeten ihre Anteilnahme. Seitens der Europäischen Union kondolierte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Auch die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien (EKR) schließt sich den Trauerbekundungen an.
Michael I. wurde am 25. Oktober 1921 in Sinaia als Sohn von Karl II. (Carol II.) und dessen Frau Elena geboren. Er amtierte zuerst als Kind (1927 - 1930) und schließlich erneut von 1940 bis 1947. Der junge König bereitete ab 1943 mit Vertretern der formell illegalen politischen Parteien der Zwischenkriegszeit sowie der Kommunisten den Umsturz vom August 1944 vor, in dessen Zusammenhang er Diktator Ion Antonescu seines Amtes enthob und die Allianz mit Hitlerdeutschland beendete. Durch dieses Vorgehen konnten Kampfhandlungen auf rumänischem Boden weitgehend abgewendet werden. Drei Jahre danach, am 30. Dezember 1947, wurde Michael I. von der herrschenden Kommunistischen Partei zur Abdankung gezwungen und musste das Land verlassen. Michael und seiner Frau Anna de Bourbon-Parma (1923-2016) lebten daraufhin im Exil in der Schweiz.
Großes Aufsehen erregte sein erster Besuch Rumäniens nach dem Fall des kommunistischen Regimes im Jahr 1992, als mehr als eine Million Menschen erschienen, um ihm die Ehre zu erweisen. Bereits 1990 hatte Michael vergeblich versucht, Rumänien zu bereisen. Erst unter der Präsidentschaft von Emil Constantinescu (1996-2000) wurde ihm wieder die rumänische Staatsbürgerschaft zuerkannt.
Staatsmann und moralische Instanz
Wiederholt trat der letzte rumänische König als besonnener Beobachter des Zeitgeschehens und wohlmeinender Ratgeber in Erscheinung. So galt er unter anderem als einer der entschiedensten Befürworter der Westintegration Rumäniens. Im August 1997 besuchten Michael und seine Frau Anna die Hermannstädter Evangelische Stadtpfarrkirche, wo der frühere Monarch in einer Begegnung mit dem seinerzeitigen Bischof D.Dr. Christoph Klein seine Wertschätzung der EKR gegenüber bekundete. Im Jahr 2011 wurde Michael auch offiziell vom rumänischen Parlament empfangen. In seiner Rede mahnte der damals 90jährige die Volksvertreter unter anderem zu mehr Verantwortungsbewusstsein: „Rumänien ist heute meiner Ansicht nach nicht ein Erbe unserer Eltern, sondern ein Land, das wir von unseren Kindern geliehen haben.“
Der letzte noch lebende König eines ex-kommunistischen europäischen Staates hatte sich Anfang 2016 aus dem Öffentlichkeit zurückgezogen, nachdem sein Gesundheitszustand sich zusehends zu verschlechtern begonnen hatte. Vergangenen Sommer verstarb Michaels Gemahlin Anna.
Rumäniens Präsident Klaus Johannis kündigte ein offizielles Staatsbegräbnis mit militärischen Ehren sowie eine allgemeine Staatstrauer an, welche von der Regierung am Mittwoch, 6. Dezember, formell beschlossen werden wird.