Sich für die Anerkennung von Frauen stark machen
Sekenwa Moses Briska, warum findest Du als Hochschullehrer und als Leiter der Theologischen Fakultät der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria es wichtig, dass Frauen Zugang haben zum ordinierten Amt?
Nigeria ist eine patriarchalische Gesellschaft quer durch alle ethnischen Gruppen, in der Frauen im Allgemeinen nicht als gleichberechtigt mit Männern angesehen werden. In den meisten nigerianischen Stämmen werden Frauen verachtet, und diese Haltung überträgt sich auch auf die Kirche: Frauen werden anders betrachtet und behandelt. Die Lutherische Kirche Christi in Nigeria hatte viele Jahre lang zu kämpfen, bevor sie 1996 die Ordination von Frauen akzeptierte. Seitdem sind fast jedes Jahr Frauen ordiniert worden. In den 28 Jahren, in denen Frauen ordiniert wurden, haben wir heute insgesamt 52 ordinierte Frauen. Auch in unserem Priesterseminar steigt die Zahl der Theologiestudentinnen; derzeit studieren 77 Frauen in unserem Seminar.
Bei all dieser positiven Entwicklung haben wir immer noch Probleme, diese Realität zu akzeptieren, dass Frauen und Männer in den Augen Gottes gleich sind und Gott und der Menschheit gleichwertig dienen können. Frauen fühlen sich nicht voll und ganz akzeptiert und haben nicht die Freiheit, mit ihrem ganzen Wesen zu dienen. Wir haben immer noch männliche Führungskräfte, die sich dem direkt und indirekt widersetzen und dies bei verschiedenen Gelegenheiten lautstark zum Ausdruck bringen können.
Leider haben wir auch einige Mitarbeiterinnen und Studenten, die versuchen, sich der Ordination von Frauen und der Übernahme von Leitungsfunktionen in der Kirche zu widersetzen. Kulturell gesehen haben wir ethnische Gruppen, die anerkennen, dass es Frauen gibt, die eine Schlüsselrolle in der traditionellen Führung spielen. Die Stimmen der Frauen werden gehört, aber es bleibt die Frage, auf welcher Ebene in der Gesellschaft?
Meine persönliche Geschichte: Mein Vater half meiner Mutter beim Sammeln von Brennholz und bei der Zubereitung von Gemüse, während sie zusammensaßen. Auch wenn mein Vater durchaus die traditionell männliche Macht beansprucht hat, hat er bereitwillig seine Hilfe beigesteuert bei traditionell weiblichen Arbeiten. Es zeigt, dass sie einander respektieren und wertschätzen. Wir können uns diese unterschiedlichen Geschichten mit verschiedenen Hintergründen gegenseitig erzählen, einander anhören und voneinander lernen, denn niemand lebt in Isolation, und wir sind heute miteinander verbunden.
Es ist sehr wichtig für unsere Kirchen, die Frauenordination zu akzeptieren und zu praktizieren, denn wir sind alle nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen. Wir sind ein Leib mit vielen Gliedern, die sich gegenseitig unterstützen (1. Korinther 12,12). Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder des Leibes, wenn ein Glied glücklich ist, freuen sich alle Glieder des Leibes, das ist biblisch. Wir können den Dienst des Evangeliums erfüllen, wenn wir zusammenarbeiten, und nicht nur ein Teil wird als geeignet angesehen, das Evangelium der Rettung der ganzen Welt zu verkünden.
Es gibt Situationen, die Gelegenheiten bieten, einander zuzuhören, miteinander zu gehen und sich gegenseitig zu stärken, wo ausgerechnet Pfarrerinnen gefragt sind. Das bedeutet, dass es Stimmen gibt, die nur dann gehört werden können, wenn es weibliche Führungskräfte gibt, andernfalls werden die Frauen stumm bleiben. Das Evangelium ist nicht vollständig. Wir verstehen, dass es kontextabhängige Situationen gibt, genau wie der Heilige Paulus, der verschiedene Situationen ansprach. An einigen Stellen sagt er, dass Frauen nicht reden, sondern schweigen sollen (1. Korinther 14,34), an anderen Stellen sagt er, dass es weder Mann noch Frau, weder Grieche noch Heide gibt (Galater 3,28) und so weiter. Ich bin sicher, dass Paulus sich nicht selbst widerspricht, sondern eine bestimmte Situation anspricht.
Auch dies: Wie kann ein Mann, der sein Leben einer Frau verdankt, einer Frau, die ihn etwa neun Monate lang im Mutterleib trug und ihn zu einem vollwertigen Menschen heranwachsen ließ, sich dann umdrehen und sagen, dass diese Frau jetzt minder wert ist? Für mich ist das theologisch unkritisch, unsensibel, irrational und für den gesunden Menschenverstand unverständlich.
Da dieses Problem alle Regionen des Lutherischen Weltbundes betrifft, egal ob im Norden oder im Süden, oder in der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, stehen wir vor den gleichen Herausforderungen der Diskriminierung von Frauen bei der Ordination und in Führungspositionen. Der LWB schafft Möglichkeiten des Zuhörens, des Erfahrungsaustauschs und der Zusammenarbeit, um sich gegenseitig bei der Bekämpfung dieser Ungerechtigkeit gegenüber Frauen in der Kirche zu stärken. Das macht mir Hoffnung.
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Pfr. Dr. Sekenwa Moses Briska wurde als Muslim geboren und wuchs bis zum Alter von 14 Jahren als Hirtenjunge auf. Er bekehrte sich während seiner Grundschulzeit und ließ sich taufen. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Seit 1991 ist er ordinierter Pfarrer der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria. Derzeit dient er als Provost des Brǿnnum Lutheran Seminary, Yola, Nigeria.