Siebenbürgische Traditionen im Advent


Winter in Siebenbürgen.

Mit dem Katharinentag am 25. November endeten die früher regelmäßigen Tanzunterhaltungen auf den sächsischen Dörfern ("Kathrein sperrt den Tanz ein", sagte man) und bis Weihnachten begann eine ruhige und besinnliche Zeit. Tanzverbote gibt es heute nicht mehr, und die Adventszeit ist für die Menschen, die nicht mehr mit der Landwirtschaft und ihrem jahreszeitlichen Rhythmus verbunden sind, heute meist nicht mehr so besinnlich.

Trotz veränderter Lebens- und Arbeitsbedingungen aber haben sich Bräuche der Advents- und Weihnachtszeit erhalten.

In vielen Gemeinden werden noch Adventskränze von den Gemeindegliedern selbst gebunden, in einigen größeren Gemeinden ist es noch Aufgabe der Jugendlichen, so wie zum Beispiel in Wolkendorf oder Fogarasch, in kleineren Gemeinden binden die älteren Frauen die Kränze, wie zum Beispiel in Reußdörfchen, in Großschenk oder in Großalisch. Die Tradition des Adventskranzbindens kam in Siebenbürgen erst Ende der 1960er Jahre in den Städten auf und verbreitete sich langsam in die Dorfgemeinschaften. Im Advent beginnen die Kirchenchöre mit den Proben für das Weihnachtskonzert, in einigen Gemeinden üben die Pfarrer oder Organisten mit Kindern der deutschen Schul-Abteilungen ein Krippenspiel ein (so ebenfalls in Wolkendorf und Fogarasch).

In Michelsberg hat sich das Advents- oder Burgsingen erhalten. Jugendliche der Gemeinde versammeln sich, wie es in Michelsberg Tradition hat, an jedem Adventssonntag an den Stufen der Burg und singen einige Weihnachtslieder.

Kurz vor Weihnachten ist es in vielen Gemeinden üblich, gemeinsam Lebkuchen für die Weihnachtspäckchen, die für alle Kinder der Gemeinde und für alle, die älter als siebzig Jahre alt sind, zu backen. Es sind meist die Pfarrfrau und Frauen der Presbyter und andere Engagierte, die das Backen und das Packen der Päckchen übernehmen.  

In der letzten Adventswoche, auch das gehörte und gehört auf dem Land zur Vorbereitung auf Weihnachten dazu, werden die gemästeten Schweine geschlachtet. Viele Sachsen, die auf dem Land leben, halten sich mindestens noch ein Schwein. Die meisten schlachten und räuchern nach überlieferten Methoden selber. In Probstdorf wird zum Schlachten sogar ein Schlachtfest mit der Gemeinde gefeiert. Der Speck wurde früher das ganze Jahr gehalten und war eine wichtige Nahrung, besonders für die Feldarbeit. Im Frühling und Sommer nahm man ihn zur Vesper mit aufs Feld und aß ihn mit Brot und roten Zwiebeln.

Julia Jürgens, Ethnogrophische Sammlung