Sind Frauen die besseren Menschen?
Gabriele Bartsch, wir feiern in diesem Jahr 30 Jahre Ordination der Frauen in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien. Warum findest Du als Organisationsberaterin und als Führungsperson es wichtig, dass ein solches Jubiläum gefeiert und an die Geschichte von Frauen erinnert wird?
Ein Jubiläum und besonders eines betreffend die Ordination von Frauen ist ein guter Anlass, sich die Frage zu stellen, warum es wichtig ist, an die Geschichte weiblicher Diskriminierung und den Prozess der Gleichberechtigung zu erinnern. Manch einem mag die Frage aufscheinen, ob Frauen die besseren Menschen seien oder warum Frauen in Führungspositionen eigentlich so wichtig seien. Frauen sind nicht die besseren Menschen. Aber sie haben durch ihren anderen Lebensalltag einen anderen Blick auf Probleme und Bedürfnisse etwa von Kindern, Jugendlichen und alten Menschen. Frauen gelten als weniger statusorientiert und mehr an der Sache ausgerichtet. Wer mehr an Problemlösung interessiert ist als an Machtausübung, wer das Allgemeinwohl mehr in den Vordergrund stellt als das eigene Ego, agiert mit Diplomatie und Strategie. So leisten Frauen einen wichtigen Beitrag für neue, innovative Problemlösungen, für ein gutes Miteinander, eine wichtige Voraussetzung für Friedensstiftung. Wünschenswert ist, dass Frauen die Bedeutung von Netzwerken zur Selbstvergewisserung und gegenseitigen Stärkung erkennen. Auch wenn die Integration von Frauen in männlich geprägte Kulturen mitunter anstrengend ist, profitiert am Ende die ganze Gesellschaft.
Gabriele Bartsch M.A., Soziologin und Kulturwissenschaftlerin, ausgebildet in Systemischer Organisationsberatung und Coaching, langjährige eigene Führungserfahrung in Kirche und Diakonie, seit vielen Jahren in der Entwicklung von Führungskräften tätig, seit 3 Jahren bei www.weitgeblickt.de und ehrenamtlich u.a. als Vorsitzende des Aufsichtsrates des Deutschen Evangelischen Kirchentag engagiert.
Reihe der Wortmeldungen aus der Ökumene von Elfriede Dörr