"Tod, Kreuz und Auferstehung"
Ein ganz herzlicher Gruß allen zu Beginn der Karwoche und am PALMSONNTAG. Wir bringen heute die Predigtgedanken von Pfarrer Dr. Wolfgang Wünsch aus Petersdorf zu Euch. Wir tun das im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Wir stimmen mit den Betern dieser Welt ein in die Worte des 69. Psalms:
Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich solange harren muss auf meinen Gott. Denn um deinetwillen trage ich Schmach, mein Angesicht ist voller Schande. Ich bin fremd geworden meinen Brüdern und unbekannt den Kindern meiner Mutter; denn der Eifer um Dein Haus hat mich gefressen, und die Schmähungen derer, die Dich schmähen, sind auf mich gefallen. Ich aber bete, HERR, zu Dir zur Zeit der Gnade; Gott, nach Deiner großen Güte erhöre mich mit Deiner treuen Hilfe. Ich warte, ob jemand Mitleid habe, aber da ist niemand, und auf Tröster, aber ich finde keine. Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken für meinen Durst. Ich aber bin elend und voller Schmerzen. Gott, Deine Hilfe schütze mich!
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Lied: „O Haupt voll Blut und Wunden“, Gesangbuch Nr. 60
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Das Wort der Heiligen Schrift für den Palmsonntag finden wir bei Markus im 14. Kapitel:
Es waren noch zwei Tage bis zum Passafest und den Tagen der Ungesäuerten Brote. Und die Hohepriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie Jesus mit List ergreifen und töten könnten. Denn sie sprachen: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr im Volk gebe. Als JESUS in Betanien war im Hause Simeons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls. Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit bei euch. Sie hat getan, was sie konnte, sie hat meinen Leib im voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis. (Markus 14, 1-9)
Liebe Brüder und Schwestern, liebe Gemeinde!
Manche Dinge fallen uns erst dann auf, wenn wir sie nicht mehr haben. Dann wird uns plötzlich wichtig, was vorher selbstverständlich war. Aus der Ferne verändert sich die Perspektive. Große Probleme werden klein, andere gewinnen an Gewicht. Die Predigt des heiligen Evangeliums dient auch dazu, unsere Aufmerksamkeit für die Dinge zu schärfen, die wirklich relevant sind. Es liegt nahe, die ungewollte Pause in unseren Aktivitäten, welche der landesweite Ausnahmezustand in vielerlei Hinsicht mit sich bringt, in diesem Sinn zu nutzen. Damit haben wir freilich noch keine Garantie, es künftig richtig zu machen. Wir sind schließlich fehlbare Menschen, fern von paradiesischer Ursprünglichkeit und wir sind auch keine Engel. Dennoch fällt auf, dass sich der lebendige Gott besonders um uns Menschen kümmert. ER fragt nach uns: „Adam, wo bist DU?“ Ja, ER fragt uns danach, wie es unserm Nächsten geht, so wie Gott den Kain nach seinem Bruder Abel gefragt hat. Und ER schaut herab von der unendlichen Höhe des Himmels, vor der sich der Turmbau von Babel wie ein winziger Mikrochip ausnahm. Manchmal brauchen wir freilich einen speziellen Anstoß, um wach und aufmerksam zu werden. Achtsam und aufmerksam zu sein, fällt uns unendlich schwer. Deshalb ist Gott Mensch geworden, ein Mensch aus Fleisch und Blut. Wir sollten aber auch nicht vergessen, dass es der lebendige Gott selbst ist, der da um unseretwillen Mensch geworden ist, und der darum menschliche Krankheit und Schwäche nicht zu fürchten braucht. Auch unser heutiges Predigtwort gibt davon Zeugnis, wenn es davon berichtet, dass Jesus hier bei dem aussätzigen bzw. leprakranken Pharisäer Simeon zu Gast ist. ER ist gekommen zu heilen und braucht Ansteckung nicht zu fürchten, weil ihm Krankheit nicht schaden kann.
ER ist da einfach souverän, und diese Souveränität zieht auch jene Frau an, von der unser heutiges Predigtwort berichtet, dass sie in das Haus des aussätzigen Gastgebers kam, ein Alabastergefäß mit echtem, kostbarem Nardenöl in der Hand, das sie zerbrach und auf dem Kopf Jesu ausgoss. Das ist eine Handlung, die in keiner Weise virtuell wiederholt werden kann. Jesus war physisch, leiblich zu Gast und die Frau hat Jesus physisch, leiblich gesalbt. Insofern ist unser Predigtwort ein besonders deutlicher Hinweis darauf, dass Jesus ein Mensch aus Fleisch und Blut war und auch darauf, dass Gott Mensch, Fleisch wurde.
Nun ergibt sich die Frage, wer die Frau war, die Jesus gesalbt hat, zumal an verschiedenen Stellen im Neuen Testament von ähnlichen Begebenheiten berichtet wird. Der heilige Evangelist Lukas etwa berichtet schon an wesentlich früherer Stelle davon, wie eine Frau Jesu Füße mit ihren Tränen benetzt, sie mit ihren Haaren trocknet und schließlich mit Salböl salbt. Ähnliches berichtet auch der heilige Johannes. Lukas sagt von der Frau, dass sie eine Sünderin gewesen sei. Johannes erzählt, dass Maria, die Schwester des Lazarus, Jesu Füße gesalbt hat. Im Zusammenhang des Evangeliums nach Johannes ist dabei nicht unwichtig, dass Jesus zuvor Lazarus von den Toten auferweckt hatte. In unserem Predigtwort aber wird weder der Name der Frau genannt noch darauf hingewiesen, dass sie eine Sünderin ist. Außerdem salbt sie Jesu Haupt, jedoch nicht seine Füße. Folglich berichten die drei Evangelisten einfach von verschiedenen Ereignissen. Ob es sich aber jeweils um dieselbe Frau handelt, wissen wir nicht.
Wichtig aber ist, dass die Frau durch die Salbung ihre Hingabe und Liebe zu Jesus ausdrückt. Dass sie in das Haus des aussätzigen Simeon eintritt, um zu Jesus zu gelangen, zeigt, dass sie in Jesus mehr als einen Menschen sieht. Denn Jesus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Wichtig ist auch, dass Jesus ihre Handlung nicht zurückweist. Damit beschäftigen sich nach dem Zeugnis der Evangelisten vielmehr einige der Jünger. Sie verweisen darauf, wie teuer das Salböl gewesen ist, mit dem die Frau Jesus gesalbt hatte. Sie meinen, es wäre besser gewesen, das Geld für die Armen auszugeben.
Jesus weist diesen Gedanken zurück. Arme hätten sie immer bei sich, ihn, Jesus, jedoch nicht.
Dieser Gedanke lässt aufhorchen: Jesus ist nicht immer bei uns? Was will und soll damit gesagt sein?
Die Antwort liegt in der Beobachtung, dass es offensichtlich möglich ist, Gott auf sehr verschiedene Weise zu suchen. Es ist möglich, den lebendigen Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft zu suchen, IHM wirklich die erste Stelle im Leben und Sterben einzuräumen, auf dass ER sich als der Lebendige erweise. Denn genau das verlangt das Erste Gebot von uns. Aber es ist eben auch möglich, ihn zu suchen wie unser Predigtwort es von den Hohepriestern und Schriftgelehrten berichtet, die ihn suchen, letztendlich, um ihn durch eine List zu töten. Genau das aber ist eben falsch.
Die Frau aus unserm Predigtwort hat aus unendlicher Liebe und Hingabe Jesu Haupt gesalbt. Jesus bezieht diese Salbung auf sein Begräbnis, geht dann aber noch einen Schritt weiter, der eindeutig seine Macht als Gottes Sohn bezeugt. Denn er sagt: „Wo immer dies Evangelium verkündigt wird, da wird auch berichtet werden, was sie getan hat.“ Da ist schon der Hinweis, dass sich nach Jesu Kreuzigung Seine Macht in der Verbreitung des Evangeliums über die ganze Erde zeigen wird.
Das Ereignis, von dem unser Predigtwort berichtet, ist ja an sich völlig unbedeutend. Es fand statt im Haus eines aussätzigen Pharisäers, im Beisein einiger Jünger, ist fast zweitausend Jahre her. Aber es wird von ihm berichtet in nahezu allen Sprachen der Welt und es ist nicht vergessen, weil ein Herz da von innen berührt und verwandelt wurde. Das ist die Kraft der göttlichen Liebe, die den Tod überwindet.
Amen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Lied Nr. 52: „Mein Erlöser, auch für mich“
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Der HERR segne unsere Kirche und unsere Gemeinden! Lasst uns beten:
Heiliger, dreieiniger Gott, Vater, † Sohn und Heiliger Geist, wir sagen Dir Lob und Dank für Deine unergründliche Liebe und Barmherzigkeit, mit der Du die Welt und uns geschaffen hast, bewahrst und lenkst. Wir bitten Dich, Menschenliebender, gedenke nicht unsrer Missetat, beendige diese neue Seuche, segne, stärke und beschütze mit Deiner Gnade alle, die die Kranken mit großer Menschenliebe und Opferbereitschaft zu Hause oder in den Krankenhäusern pflegen; bewahre Du klein und groß, Mann und Frau, Freund und Nachbar, Haus und Hof, Feld und Frucht, die Dörfer, Städte, unser ganzes Land und die ganze Erde. Nimm von uns Kleinmut, Angst und Zagen. Lass uns das Rechte tun, wo wir können, das Unglück abzuwenden. Stärke uns die Gewissheit, dass nichts uns aus Deiner Hand reißen kann, es sei das Leben oder der Tod. Ja, halte uns fest in der Gemeinschaft mit Dir, bis wir einst vor Deinem Thron das Hosianna singen dürfen mit neuen Zungen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Vater unser …
Wir stellen uns unter den Segen Gottes:
Der HERR segne Euch und behüte uns. Der HERR lasse leuchten Sein Angesicht über uns und sei uns gnädig. Der HERR erhebe Sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.