"Und das Licht scheint in der Finsternis"


Beleuchteter Kirchturm in Neustadt im Burzenland (Bild: Gabriel Marin)

Nicht nur bei Johannes ("4In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. 5Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen." Joh. 1,4-5) sondern in der gesamten Heiligen Schrift findet Licht mehrfach Erwähnung. Es tritt der Finsternis, die meist das Gottabgewandte, Lebensfeindliche beschreibt, als Gegensatz gegenüber und hat theologisch von der Schöpfungserzählung bis ins Neue Testament eine enorme symbolische Bedeutung.

Angesichts dieser ausgesprochen positiven Darstellung, die in der Bibel vom Licht ausgeht, scheint es besonders schade, dass viele evangelische Kirchen mit freiem Auge kaum noch erkennbar sind, sobald es abends dunkel wird. Meist liegt es nicht so sehr an der Anschaffung einer ordentlichen Beleuchtungsanlage, sondern an der Unklarheit hinsichtlich der Stromkosten, die sich langfristig ergeben würden.

Manche Gemeinden haben mit dem betreffenden Bürgermeisteramt vorteilhafte Vereinbarungen abgeschlossen: Dort werden die Scheinwerfer zum Beispiel über das Netz der öffentlichen Straßenbeleuchtung betrieben. Doch viel zu viele Kirchtürme bleiben in den Abendstunden immer noch verborgen.

"Wie Leuchttürme"

"Ich finde es einfach schön, wenn man unterwegs ist und der ein- oder andere Kirchturm sichtbar ist. Das gefällt uns tagsüber sowieso und könnte in den Abendstunden durch eine relativ einfach Maßnahme auch gewährleistet werden. Die Kirchenburgen erscheinen dann wie Leuchttürme, sozusagen", schildert Ruth Isván, die sich bei der Stiftung Kirchenburgen mit Tourismus beschäftigt. Sebastian Bethge, Denkmalpfleger und Kenner der Kirchenburgenlandschaft meint: "Solange die denkmalschützerischen Vorgaben beachtet werden, spricht aus meiner Sicht überhaupt nichts gegen Scheinwerfer. Leider stehen - aus baulicher Sicht - an unseren meisten Objekten derzeit aber wichtigere Interventionen an."

Neuer Glanz im Burzenland

Für die Kirchengemeinde Neustadt im Burzenland und die Neustädter Heimatortsgemeinschaft (HOG) war die Investition in die Außenbeleuchtung ein lohnendes Projekt. Bereits vor drei Jahren wurden von HOG und Kirchengemeinde erste Pläne zu einer generellen Überarbeitung der Leuchtanlagen geschmiedet. Über die Kosten wurde im März 2020 beraten und die HOG stimmte der finanziellen Unterstützung des Projektes zu. Die Montage der Beleuchtungskörper wurde von einer spezialisierten Firma durchgeführt, die Koordination der Arbeiten hatte Kurator Gabriel Marin.

Die alte Neustädter Beleuchtung bestand aus drei Scheinwerfern: im Westen an der Wand des Konfirmandenzimmers, im Nord-Osten an der Wand der Wehrmauer und im Süden an der Wand des Turms mit dem Storchennest. Die neue Beleuchtung besteht aus vier energieeffizienten LED-Strahlern, die den Kirchturm von vier Seiten beleuchten und aus zwei Strahlern, die den vorderen Kircheneingang sowie den Hof ausleuchten. Die Beleuchtung ist an die Straßenbeleuchtung angeschlossen und die politische Gemeinde Neustadt bezahlt den verbrauchten Strom.

Das "kommunale Interesse", also die ästhetischen Wünsche auch der nicht-evangelischen Mehrheitsbevölkerung des Ortes und der politischen Gemeinde, können - so wie in Neustadt - eine positive Rolle bei der Kostenplanung spielen. Schließlich gelten die Worte aus Psalm 36,10 nicht allein für evangelische Christen: "Bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Lichte sehen wir das Licht."

Gisella Cioconea, Stefan Bichler

Anm.: In der usrprünglichen Fassung dieses Beitrages wurde Prof. Friedrich Philippi als Co-Autor angegeben. Hierbei handelte es sich um einen Fehler. Herr Prof. Philippi hat die Informationen nicht verfasst, sondern lediglich vermittelt. Co-Autorin ist Frau Cioconea aus Neustadt. Wir ersuchen um Ihr Verständnis! - Die Online-Redaktion