Unser Netz wird gefüllt werden! Lasst es uns ausprobieren!
Am Fünften Sonntag nach Trinitatis freuen wir uns über eine Textpredigt aus dem Norden: Stpfr. Johann Zey (Sächsisch Regen) betreut alle Gemeinden des Verbandes "Reener Ländchen" und hat uns die geistlichen Gedanken zum zweiten Julisonntag 2020 gesendet. - Der Predigttext steht geschrieben bei Lukas 5,1-11:
1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. 2 Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. 3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. 4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. 7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. 8 Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. 9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, 10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.
Wir wollen um den Segen des Wortes Gottes beten:
Herr, dein Wort ist die Wahrheit. Segne uns in deiner Wahrheit. Schenke rechtes Hören und Reden im Heiligen Geist und stärke unseren Glauben. Amen.
Liebe Gemeinde, liebe Brüder und Schwestern!
Alle Menschen befinden sich auf einer Jagd. Ob jung oder alt, ob Mann oder Frau, ob krank oder gesund, ob reich oder arm, alle nehmen an dieser Jagd teil. Auch wir, du und ich, wir alle sind auf der Jagd nach dem Glück. Freilich, auf dieser Jagd haben die einen mehr und die andern weniger Erfolg. Und ganz wenige finden es in seiner ganzen Fülle. Die meisten sehnen sich danach vergeblich und gehen leer aus. Sollte der Lauf dieser Welt tatsächlich so sein, dass das Sehnen des menschlichen Herzen nach seinem Glück nicht erfüllt werden kann? Ein ungestillter Hunger? Ein ungelöschter Durst? Unerfüllte, leere, enttäuschte und betrogene Herzen? Nein! Gott will das nicht! Aber die Erfüllung dieser Sehnsucht nach dem wahren Glück geschieht auf eine andere Weise als das menschliche Herz sich das ausdenkt. Unser Bibelwort heute zeigt uns heute, wie das geht. Vier Schritte möchte ich aufzeigen:
1. Die Enttäuschung
Es ist ein schöner Morgen. Ringsum leuchten die grünen Hügel. Im See Genezareth spiegelt sich der blaue Himmel wieder. Es ist, als ob sich die ganze Welt freut, über die aufgehende Sonne. Am Ufer stehen jedoch traurige und enttäuschte Fischer, die ihre Netze auswaschen. Sie haben die ganze Nacht gearbeitet. Ab und zu hatten sie etwas in ihren Netzen gespürt. Aber als sie sie dann hochzogen, war nichts als Äste und Schlamm. Sie hatten die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Die Enttäuschung war groß.
Liebe Brüder und Schwestern, sicherlich können wir diese Enttäuschung der Fischer gut nachempfinden. Nach schwerer Arbeit keinen Ertrag zu sehen, das ist schlimm. So viel abmühen, so viel plagen und so viel abrackern, und alles ist vergeblich. Alles umsonst. Kein Glück gehabt.
Ich erinnere mich an die Jahre der Auswanderung in meinem Heimatort Urwegen. Mit viel Fleiss und Mühe wurden die vielen Häuser in den 60 und 70 Jahren gebaut. Jeder wollte nur das Beste. Jeder wollte den anderen ein wenig übertreffen. Wie viele Anstrengungen und Entbehrungen! Wieviel Schweiss ist da geflossen! Wieviel Sparen, wieviel Abmühen! Was hat das alles gekostet! Und was ist daraus geworden? Eine große Enttäuschung! Man hoffte und glaubte an eine gute Zukunft und hatte große Pläne. Und dann kam alles anders. Nach schwerer Arbeit blieben die Netze leer. Enttäuscht packte man die Koffer und ließ alles, alles zurück. Mein Vater verkaufte damals unser Haus zu einem guten Preis. Aber aufgrund der Inflation kaufte ich mir ein paar Jahre später von dem ganzen Geld nur ein Zugticket von Karlsburg nach München. So viel war schliesslich das grosse, schöne Elternhaus wert. Könnt ihr diese Enttäuschung nachvollziehen? Jahrzehnte lang vergeblich gearbeitet. Und dann war alles mit einem Male weg. Niemand zwang uns dazu. Das geschah alles aufgrund einer tiefen Enttäuschung.
2. Der Glaube
Mitten in diese missliche Lage kommt nun Jesus. Er schaut den enttäuschten Petrus an und sagt zu ihm: „Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ (Vers 4) Was, jetzt im Sonnenschein? Nein! Petrus war ein erfahrener Fischer und wusste: Fischen kann man nur im Trüben. Auf der Mitte des Sees? Nein! Die Fische halten sich doch am Ufer auf. Jeder erfahrene Fischer würde da den Kopf schütteln. Aber trotz seiner Enttäuschung glaubt er dem Worte Jesu! Er sagt: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.“ (Vers 5) Seht, das ist Glaube! Wir haben alle unser eigenes Wissen, unseren eigenen Verstand, unsere eigenen Erfahrungen, Vorstellungen und Pläne. Auch Petrus hatte das. Aber letztendlich stand bei ihm an erster Stelle nicht das eigene Erleben, nicht das eigene Wissen, nicht die eigenen Überzeugungen, sondern Gottes Wort. „Auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“ sagte er. Trotz allem, was dagegen spricht. Trotz aller menschlichen Verneinungen – auf dein Wort, Jesus, auf dein Wort allein, will ich vetrauen. Das ist Glaube, ihr Lieben!
Der indische Evangelist Sundar Singh hat einmal gesagt: „Christus ist die Nummer eins. Stellen wir die Eins an die Spitze und fügen nach rechts hin eine Anzahl Nullen an, so wird die Summe immer größer, denn die Eins steht an der Spitze. Setzen wir aber die Nullen nach links hin an, dass die Eins am Schluss steht, werden alle diese Nullen bedeutungslos bleiben. Christus ist die Eins.
Wer ihn ans Ende stellt, bleibt eine hoffnungslose Null. Wer ihn an die Spitze stellt, wird aufgewertet und wichtig.“
Ihr Lieben, wird uns jetzt deutlich, wohin wir im Laufe unseres Lebens, in den bitteren Enttäuschungen und Nöten, unsere Nummer Eins gesetzt haben? Darum lasst uns heute von Petrus lernen, es richtig zu machen, und zu sagen: Herr „auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“ Wenn du das so sagst, Jesus, dann gilt das für mich ohne wenn und aber. Das ist Glaube! Das ist Gottvertrauen! Dieses Gottvertrauen des Petrus wurde reich belohnt. Eine grosse Menge von Fischen geht in sein Netz, so dass es zu reißen droht. Er winkt seinen Gefährten aus dem anderen Boot, sie sollen kommen und helfen. Die Boote schaukeln hin und her. Fast sinken sie wegen der Last.
3. Die Demut
Der sich auf der Jagd befindende Petrus hat sein Glück gefunden. Und als er ans Ufer zurückkehrt, was tut er? Er erschrickt und erschaudert vor der Heiligkeit des Mannes, der da am Ufer steht. Er fällt Jesus zu Füßen und sagt: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ (Vers 8) Wie klein hatte er doch in seiner Enttäuschung von Jesus gedacht! Wie weit hinten war seine Nummer Eins! Welch eine Demütigung! Er hätte ja sagen können: Seht doch! Ich habe es geschafft! Ich, der tolle Petrus! So geschieht das oft bei uns Menschen. Wenn wir ein Problem, eine Not überwunden haben, dann werden wir hochmütig und sagen: Ich habe es geschafft! Und Gott wird vergessen. Alles wird der eigenen Tüchtigkeit, dem eigenen Können und der eigenen Kraft zugeschrieben. Und Gott, der Geber aller guten Gaben, wird vergessen. In seinem Glück bestätigt Petrus hier das Gegenteil. Voller Demut sagt er: Ich habe nicht das Geringste dazu beigetragen, sondern alles hat Gott gemacht. Das Einzige, was ich gemacht habe, ist: Ich habe Jesus, die Nummer Eins, vor all meine vielen Nullen gesetzt und dies war das Ergebnis.
4. Das wahre Glück
Jesus richtet ihn auf und sagt ihm: „Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.“ (Vers 10b)
In der Kirchenruine in Senndorf, soll es ein Fresko geben, das den Petrus mit einem Netz voller Menschen darstellt. Petrus als Menschenfischer.
Erst nach bestandener Prüfung führt Jesus den Petrus zu seinem wahren Glück. Er soll Menschenfischer werden. Sein Netz soll voll werden mit enttäuschten, unzufriedenen und resignierten Menschen. Diese soll er für Jesus fischen und so in das ewige Leben hinüber ziehen.
Und tatsächlich, am Schluß lesen wir: "Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach." (Vers 11) Petrus nahm also den Auftrag Jesu an. Er folgte Jesus nach. Er hatte es gelernt, dass Jesus die Nummer Eins ist, die ganz vorne stehen muss. Denn wenn Jesus nur am Ende unserer Gedanken und Pläne steht, können wir noch so klug und erfolgreich, tüchtig und tatkräftig sein – es wird nichts bringen und nichts bedeuten. Wir bleiben null und nichtig. Wie heisst das Sprichwort? „Das Unglück hat schnelle Beine.“ und „Überall droht der Tod.“ Ist aber Jesus bei dir an erster Stelle, dann wird es dir wie Petrus ergehen. Deine Netze werden so voll sein, dass du sie kaum ziehen kannst. Nein, es ist nicht dein Verdienst. Gott ist dafür zuständig. Der Wochenspruch sagt es uns ganz klar: „Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“ (Eph.2,8)
Dies gilt für alle, die auf der Lebensjagd sind und mit allen Mitteln versuchen, Beute zu machen. Das wahre Glück ist immer eine Gabe Gottes. Glück bedeutet nicht, dass die eigenen Pläne und Vorstellungen in Erfüllung gehen. Glück bedeutet nicht, möglichst viel zu besitzen, um sich alles leisten zu können. Das wahre Glück besteht darin, Jesus, die Nummer Eins ganz an die Spitze unserer Existenz zu setzen, auf sein Wort zu vertrauen und bei IHM zu bleiben.
Auf unserer Jagd nach dem Lebensglück, in all unseren Enttäuschungen und Problemen, die wie unbezwingbare Berge vor uns stehen, in aller Mutlosigkeit, Sorge und Unzufriedenheit, lasst es uns mit Petrus wagen: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“ Dieser Glaube wird belohnt! Unser Netz wird gefüllt werden! Lasst es uns ausprobieren! So fand Petrus sein Glück. Und so, nur so, gelangen auch wir zum Glück unseres Lebens. Amen.
Kanzelgebet: Dank sei dir, o Herr! Dank sei dir, dass du das Glück unseres Lebens bist. Dieses Glück kann uns niemand nehmen und es lässt sich nie verzehren. Alles, was wir sind und haben, kommt von dir. Du bist der Urquell alles Guten. Auf dein Wort hin wollen wir es erneut wagen und dir bedingungslos vertrauen. Wir beten dich an. Amen.
Kanzelsegen: Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.