Zu Annette Kurschus


Präses Annette Kurschus auf Delegationsreise 2023 in Hermannstadt

Präses Dr. h.c. Annette Kurschus hat mit einer Delegation der westfälischen Kirche  (EKvW) unsere Kirche (EKR) Ende Juni/Anfang Juli 2023 besucht. Als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche aus Deutschland (EKD) hat sie einen Delegierten unserer Kirche zu den Synoden eingeladen.

Die EKvW und die EKR verbindet eine langjährige gute Beziehung.  Die EKD und die EKR verbindet ein Partnerschaftsvertrag.

Zu ihrem Rücktritt von allen Ämtern  hat  Dr. Albrecht Philipps, Landeskirchenrat der EKvW, in einem Brief an die Partnerkirchen den Hergang erläutert  (siehe PDF). Dr. Elfriede Dörr, Beauftragte für Ökumene und Fortbildung der EKR, reagiert auf den Rücktritt von Frau Kurschus wie folgt:

Gott sprach zu Mose:
Siehe, es ist Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin. Dann will ich meine Hand von dir tun, und du darfst hinter mir hersehen. (2. Mose 33, 21f)

Anfang des Jahres war ich an einem Gottesdienst beteiligt, innerhalb dessen Präses Dr. h.c. Annette Kurschus  eine geglückte Fusion von zwei Instituten zu einem neuen mit Namen oikos besiegelte, und  den neuen Leiter einsetzte. Sie nahm dafür den oben genannten biblischen Text. Was sie dort sagte, benannte die Ängste, nahm die Entwicklungen auf, würdigte die Leistungen, sprach die Probleme aus, und richtete die Menschen auf diesem neuen Weg auf. Sie konnte auf eine unverwechselbare Art einen Anlass im Lichte der guten Botschaft deuten, sie sprach die Unwegsamkeiten an, auf eine Art, dass du hoffnungsfroh in die Zukunft sehen konntest. So war es auch bei ihrer Antrittsrede als Präses, die ich erlebte, bei dem Jahresbericht der Ratsvorsitzenden letzten Monat. Es war nicht anders bei der Einsetzung des neuen Leiters von oikos. Sie sagte unter anderem dieses:

"Dieser Raum bei Gott, der hier dem Mose verheißen ist, ist auch dir verheißen.

Leitungsfiguren stehen – ob sie wollen oder nicht – auf einem Felsen. Sichtbar und hörbar, mit Einfluss und mit Macht ausgestattet. Nicht immer ist da auf dem Felsen ein glanzvoller Ort. Erst recht kein warmer, behaglicher. Das ist auch in allem geteilten Leitungsverständnis unserer presbyterial-synodal verfassten Kirche so.

´Siehe, es ist Raum bei mir´, sagt Gott. ´Ich will dich in die Felskluft stellen.´ Offenbar gibt es ganz in Gottes Nähe einen Platz für dich als Leitungsmenschen. Einen eigenartigen Platz: Eine Felskluft, mitten im unwirtlichen Wüstengelände. Einen Ort, durch den die tägliche Wanderung führt. Einen Ort, der sich unterscheidet von den Schauplätzen und Bühnen, auf denen du als Führungsperson manchmal zu agieren hast, auch von den Büros und Sitzungszimmern und Konferenzsälen, in denen du – wie so viele andere – dein Werk tust.

Ein geschützter Ort ist dieser Raum bei Gott. Eine Rückzugsmöglichkeit für den, der immerzu präsent sein und entscheiden muss, auf den sich andere verlassen und der in vielem das Sagen hat. Da ist ein Raum für dich in Gottes Nähe. Vergiss das nicht."

Diese Tage denke ich oft an diese ihre Worte und wünsche es ihr von Herzen, dass sie diesen geschützten Ort jetzt für sich in Anspruch nehmen kann. Ich persönlich bedaure es sehr, dass sich die Dinge in der Evangelischen Kirche von Westfalen und in der Evangelischen Kirche in Deutschland so entwickelt haben, dass Annette Kurschus von ihren Ämtern als Präses und als Ratsvorsitzende zurückgetreten ist. Ich bedaure es, dass eine so einzigartige Stimme zum Schweigen gebracht wurde, dass eine hervorragende Theologin von der Bildfläche verschwunden ist.